Hochhaus als Infektions-SchwerpunktNach Wochenend-Feiern kämpft Göttingen mit neuem Corona-Ausbruch
In der Universitätsstadt Göttingen sind nach mehreren Familienfeiern mindestens 68 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Jetzt müssen 300 Personen in Quarantäne. Der Ausbruch hat auch Auswirkungen auf Hunderte Schüler.
Darum gehts
- In Göttingen ist es nach privaten Feiern zu einem Corona-Ausbruch gekommen.
- Insgesamt müssen 300 Leute in Quarantäne.
- Stark betroffen ist ein Hochhauskomplex mit 700 Bewohnern. Viele Kinder und Jugendliche von hier sind Kontaktpersonen.
- Entsprechend sind nun auch 13 Schulen in Göttingen betroffen.
Nach Familienfeiern sind in Göttingen mindestens 68 Personen positiv auf Covid-19 getestet worden, 59 aus der Stadt und neun aus dem gleichnamigen Landkreis. Die Ergebnisse weiterer Tests stünden noch aus, teilte die Stadt mit. Insgesamt sind bislang 166 Personen untersucht worden, davon 55 am Pfingstmontag. Ein Person muss stationär behandelt werden.
Bis Montagabend waren mehr als 300 Kontaktpersonen bekannt, die nun alle in Quarantäne müssen. «Sie dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen, auch nicht zum Einkaufen», betonte die Göttinger Stadtsprecherin Cordula Dankert gegenüber deutschen Medien.
57 Kinder und Jugendliche unter Kontaktpersonen
Infektions-Schwerpunkt soll das Iduna-Zentrum sein, ein Hochhauskomplex mit etwa 700 Bewohnern. Rund 60 Kontaktpersonen kommen von hier – darunter sind 57 Kinder und Jugendliche.
Das wiederum zieht Folgen für 13 Schulen nach sich, wie das «Göttinger Tageblatt» schreibt. Diese müssten nun die Sicherheitsvorkehrungen anpassen und durchsetzen, dass in den Schulgebäuden und auf Schulgeländen (nicht aber in den Klassenzimmern) Masken getragen werden. Wird ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet, erhalten alle Mitschüler sowie deren Lehrkräfte als Kontaktpersonen ersten Grades eine Quarantäneverfügung.
Geöffnete Shishabar unter Verdacht
Göttingen plant nicht, den gesamten Iduna-Komplex zu isolieren – so wie das noch Ende April im nordrhein-westfalischen Grevenbroich geschehen war, als ein 450-Bewohner-Hochhaus für 14 Tage unter Quarantäne gestellt worden war. Die Stadt arbeitet aber mit Hochdruck daran, weitere Kontaktpersonen ausfindig zu machen und Infektionsketten nachzuverfolgen.
Ins Visier ist mittlerweile auch eine Shishabar geraten, die entgegen den Corona-Auflagen geöffnet hatte. Offenbar waren mehrere Menschen, die später an Covid-19 erkrankten, zuvor in dieser Bar gewesen und hatten, so wird vermutet, gemeinsam aus einer Wasserpfeife geraucht. Der Bar droht nun ein Bussgeldverfahren.
Distanzgebot letztes Wochenende nicht eingehalten
Andere Betroffene haben sich bei grösseren privaten Feiern infiziert. So hätten sich Familien aus weiten Teilen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens offensichtlich am vergangenen Wochenende getroffen und das Distanzgebot nicht eingehalten, sagte die Göttinger Corona-Krisenstableiterin Petra Broistedt. Am Dienstag seien dann die ersten Infektionen festgestellt worden, schreibt Welt.de.
Alle Kontaktpersonen müssen sich nun testen lassen – mit 300 Schnelltests, die bereits nach etwa acht statt nach 48 Stunden das Ergebnis liefern. Die Bereitschaft dazu hielt sich anfangs noch in Grenzen, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet: Erst nach mehrfacher mündlicher und telefonischer Aufforderung kam die Mehrheit der Betroffenen der Aufforderung des Gesundheitsamtes nach und erschien zum Test. Nun folgt die Einladung schriftlich, bei Nichterscheinen droht ein Bussgeld.
Mann in Stadtwohnung bewacht
Ein unter Corona-Quarantäne stehender Mann, der mehrfach gegen Auflagen verstossen und sich unter anderem in Göttingen aufgehalten habe, soll laut Corona-Krisenstableiterin Petra Broistedt in Verbindung mit dem Infektionsgeschehen stehen. Er sei aber nicht der Patient null. Der Mann war am Freitagnachmittag von der Polizei aus dem Iduna-Hochhauskomplex am Rande der Göttinger Innenstadt abgeholt worden. Inzwischen befinde er sich unter Hausarrest – in einer stadteigenen Wohnung, wo er bewacht wird.