IranSchweizer Botschafterin besuchte umstrittene Mullah-Hochschule
Nach ihrem Tschador-Auftritt im Iran soll Nadine Olivieri Lozano eine Mullah-Hochschule mit Verbindungen zum iranischen Machtregime besucht haben, um die Zusammenarbeit mit Schweizer Universitäten auszuweiten.
Darum gehts
Die Schweizer Botschafterin im Iran besuchte die umstrittene Hochschule «University of Religions and Denominations» (URD).
In einem Bericht eines regimenahen Portals soll Nadine Olivieri Lozano zitiert werden, wie sie von einer vertieften Zusammenarbeit schwärme.
Die URD ist laut «SonntagsBlick» eng mit dem iranischen Machtregime verflochten.
Der Auftritt hatte auf X (vormals Twitter) einen Shitstorm ausgelöst: Die Schweizer Botschafterin in Teheran, Nadine Olivieri Lozano besuchte im Februar 2023, von religiösen Würdenträgern begleitet und mit einem Tschador bekleidet, eine religiöse Stätte in der Stadt Ghom. Ignazio Cassis stellte sich nach heftiger Kritik hinter Lozano.
Er hob dabei die Wichtigkeit hervor, als Diplomatin oder Diplomat bedeutungsvolle Orte im Gastland zu besuchen und ergänzte, dass auch der Besuch einer Universität zwecks «interreligiösen Austauschs» auf dem Programm stand. Dabei soll es sich laut «SonntagsBlick» um eine umstrittene Mullah-Universität in Teheran handeln: die «University of Religions and Denominations» (URD), die zeitweise mit Unis in Genf und Basel zusammenarbeitete.
Uni ist mit dem iranischen Machtregime verflochten
Die URD sei eng mit dem iranischen Machtregime verflochten. An der Gründung der Universität 2005 sollen Vertreter der Revolutionsgarden teilgenommen haben. Einer davon: der Hardliner Muhammad Taghi Shahcheraghi. Seit Sommer 2023 ist er Irans stellvertretender Innenminister. Auch Ayatollah Alireza Arafi, Mitglied des Wächterrats und Vertrauter von Revolutionsführer Ali Chamenei, war an der Gründung dabei.
Dieser wiederum habe sich schon mehrfach mit Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getroffen. Naim Kassim, der öffentlich zur Vernichtung Israels aufgerufen hat, soll 2018 an der Universität aufgetreten sein.
Zusammenarbeit soll ausgeweitet werden
In einem vom «SonntagsBlick» zitierten Bericht eines regimenahen Portals soll Olivieri Lozano in einer Runde mit dem Chef der URD zu sehen sein. Darin werde die Schweizer Botschafterin mit den Worten zitiert: «Wir sind sehr interessiert daran, die Zusammenarbeit zwischen Schweizer Universitäten und der URD auszuweiten.»
Die Botschafterin befürworte «die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Universitäten beider Länder». Auch eine Gastprofessorin der Universität Zürich, Saida Mirsadri, unterhielt Beziehungen zur URD, was zu harscher Kritik an der Uni Zürich führte.
Die Unterwanderung westlicher Institutionen sei ein wichtiges Soft-Power-Instrument des Mullah-Regimes, schreibt «SonntagsBlick».
«Nicht auf politische Ausrichtung der URD schliessen»
Reinhold Bernhardt, Professor für systematische Theologie an der Universität Basel meint gegenüber «SonntagsBlick», die Kritik an der URD sei zwar berechtigt, man könne aber von diesen Aussagen «nicht auf die politische oder religiöse Ausrichtung der URD insgesamt» schliessen. Um eine konservative oder gar extremistische Hochschule handle es sich «keineswegs», über Jahre soll die URD eine Art Pilgerstätte für westliche Wissenschaftler und prominente Religionsvertreter gewesen sein, die am Dialog mit dem schiitischen Islam interessiert waren.
Auch das EDA verteidigt den Besuch der Schweizer Botschafterin an der URD. Regimekritikerinnen mit iranischem Hintergrund fordern hingegen, dass beim Bund endlich ein Umdenken einsetzt und man dem iranischen Regime und seiner PR-Arbeit gegenüber kritischer werde.
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