Nächster Katar-Boykott – Rasenspezialist sagt Lieferung ab

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Fussball-WM 2022Nächster Katar-Boykott – Rasenspezialist sagt Lieferung ab

Die niederländische Grossgärtnerei «Hendriks Gras» beteiligt sich am Boykott der Fussball-WM in Katar. Die Firma sollte den Rasen für die neuen Stadien liefern – ein herber Rückschlag für die Organisatoren.

Das al-Bayt-Stadion wurde extra für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar gebaut.
Katar steht weltweit massiv in der Kritik. Tausende Gastarbeiter sollen beim Bau der Stadien ums Leben gekommen sein.
Norwegische Clubs fordern, dass die Nationalmannschaft Norwegens die WM boykottiert.
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Das al-Bayt-Stadion wurde extra für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar gebaut.

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Darum gehts

  • Immer mehr Organisationen wollen einen Boykott der Fussball-WM 2022 in Katar.

  • Der Lieferant der Rasen für die neuen Stadien nimmt am Boykott teil.

  • Bereits letzte Woche forderten norwegische Clubs, nicht an der Weltmeisterschaft teilzunehmen.

  • Dieselbe Forderung spricht auch das deutsche Fan-Bündnis «ProFans» aus.

  • Fifa-Präsident Gianni Infantino hält nichts von einem Boykott der Fussball-WM.

Die Stimmen nach einem Boykott der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar werden immer lauter. Ausschlaggebend war ein Bericht des «Guardian» Ende Februar. Auch 20 Minuten berichtete über die vielen toten Gastarbeiter, welche sich am Bau der neuen Stadien beteiligten.

Nun kommt es zu einem weiteren Rückschlag für die Organisatoren der WM in Katar. Die niederländische Grossgärtnerei «Hendrik Gras» hat sich aufgrund der Menschenrechtssituation im Wüstenstaat dazu entschieden, die neuen Stadien nicht mit Rasen auszustatten. «Wir haben gesehen, was da vor sich geht. Wir wussten, dass bei den Arbeiten Menschen ums Leben gekommen sind, aber die Zahl von 6500 hat uns enorm erschrocken», teilt das Familienunternehmen in einer Pressemitteilung mit. Hendrik Gras hatte bereits für die letzten drei Europameisterschaften den Rasen geliefert und verlegt.

In den sozialen Medien erntete das Unternehmen Applaus für den Entscheid. «Ich bin wirklich beeindruckt von dieser Firma. Sie stellen Prinzipien über Profit. Sehr gut gemacht», schreibt etwa ein User auf Twitter. Bereits im Februar hatte auch das Parlament in den Niederlanden entschieden, dass der König und der Ministerpräsident dem Turnier in Katar fernbleiben werden.

Norwegen geht voran

Doch nicht nur die niederländische Firma beteiligt sich am Boykott. Immer mehr Fan-Gruppierungen und Clubs fordern, nicht an der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat teilzunehmen. Federführend bei den Protesten sind vor allem norwegische Clubs, unter anderem auch der Traditionsverein Rosenborg Trondheim.

Ebenfalls für einen Boykott sprach sich zuletzt Norwegens Nationaltrainer Ståle Solbakken aus. «Es gibt niemanden, der aus moralischen und prinzipiellen Gründen etwas anderes sagen kann, als dass ein Boykott eine gute Sache ist», so der Ex-Köln-Coach. Jedoch sei die Frage, was damit erreicht werde. Und: «Sorgt ein Boykott tatsächlich dafür, dass es den Arbeitern in Katar in absehbarer Zeit besser geht?»

Auch der norwegische Nationaltrainer Ståle Solbakken unterstützt einen WM-Boykott.

Auch der norwegische Nationaltrainer Ståle Solbakken unterstützt einen WM-Boykott.

via REUTERS

Amnesty International ist gegen einen Boykott

Doch es gibt auch Zweifel, ob ein Boykott wirklich das Richtige ist. Auf Anfrage von 20 Minuten meint Amnesty International, dass ein Boykott der Weltmeisterschaft keine Lösung sei. «Grundsätzlich sind wir gegen einen Boykott. Es liegt nun auch in den Händen der Fifa und der Verbände, Verantwortung zu übernehmen», sagt Beat Gerber von Amnesty International Schweiz.

Und auch Fifa-Präsident Gianni Infantino wehrt einen Boykott vehement ab. Er hat eine klare Meinung. «Ich denke, ein Boykott der WM ist nicht der richtige Ansatz. Wir müssen die Verbesserungen sehen, die bei den Menschenrechtsfragen in Katar erreicht worden sind», sagte er an einer Medienkonferenz des Welt-Fussballverbandes.

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