Nahost«Pfeile des Nordens»: Das musst du zur Situation im Libanon wissen
Israels folgenschwerste Angriffe im Libanon seit fast zwei Jahrzehnten schüren die Sorge vor einer unkontrollierbaren Eskalation in Nahost. Weltweit wird zur Deeskalation aufgerufen.
Darum gehts
Israel hat in den vergangenen Tagen den Libanon angegriffen.
Rund 500 Menschen wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums bei den Luftangriffen getötet.
Die Hisbollah, die im Libanon praktisch wie ein Staat im Staate agiert, reagierte ihrerseits mit heftigen Raketenangriffen auf israelisches Gebiet.
Das ist passiert
Nach den Pager-Attacken der vergangenen Woche im Libanon kommt es nun zu Raketenbeschuss und Kampfjeteinsätzen des israelischen Militärs im Libanon. Rund 500 Menschen wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums bei den Luftangriffen getötet, darunter Dutzende Kinder. Zudem gebe es mehr als 1600 Verletzte. Es ist die höchste Opferzahl im Südlibanon seit dem letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006.
Das will Israel mit seinen Angriffen erreichen
Das israelische Militär griff nach eigenen Angaben am Montag rund 1600 Ziele im Libanon an – und führte die Attacken in der Nacht auf Dienstag fort. Die Angriffe unter dem Codenamen «Pfeile des Nordens» zielten nach israelischer Darstellung auf Waffenlager der proiranischen Hisbollah-Miliz, die Israel seit Anfang Oktober mit rund 9000 Raketen und Drohnen angegriffen habe. Einige dieser Lager hätten sich in privaten Wohnräumen von Zivilisten befunden, die vor den Angriffen aufgerufen worden seien, sich in Sicherheit zu bringen.
So reagiert die Hisbollah
Die Hisbollah, die im Libanon praktisch wie ein Staat im Staate agiert, reagierte ihrerseits mit heftigen Raketenangriffen auf israelisches Gebiet. Rund 250 Geschosse seien aus dem Libanon abgefeuert und teils von der Raketenabwehr abgefangen worden, teils in offenem Gelände eingeschlagen, teilte Israels Militär mit. Einige davon reichten nach Medienberichten deutlich tiefer in israelisches Gebiet hinein als je zuvor seit Beginn der Hisbollah-Angriffe.
Auch im Westjordanland gab es erstmals Einschläge – in ähnlicher Entfernung vom Libanon wie der Grossraum Tel Aviv. Die Hisbollah zielte nach eigenen Angaben auch auf Anlagen der Rüstungsindustrie nahe der Hafenstadt Haifa und auf Militärstützpunkte.
Das sagt Netanjahu
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wandte sich mit einer Botschaft direkt an das libanesische Volk: «Israels Krieg ist nicht mit euch, sondern mit der Hisbollah», sagte er. «Die Hisbollah hat euch schon allzu lange als menschliche Schutzschilde missbraucht.» Um Israel gegen Hisbollah-Angriffe zu verteidigen, müssten die Waffen der Miliz unschädlich gemacht werden, sagte Netanjahu.
Das sagt China
China hat dem Libanon im Nahost-Konflikt seinen Rückhalt zugesichert und Israel scharf für seine Angriffe auf die Hisbollah-Miliz kritisiert. Die Volksrepublik unterstütze den Libanon entschlossen beim Schutz seiner Souveränität, Sicherheit und nationalen Würde, sagte Aussenminister Wang Yi laut seines Ministeriums in New York. Wang traf dort seinen libanesischen Kollegen Abdullah Bou Habib. Egal, wie die Lage sich entwickle, werde China auf der Seite der Gerechtigkeit und der arabischen Brüder einschliesslich des Libanons stehen, sagte Wang.
Das sagt Frankreich
Die französische Regierung hat wegen der kriegerischen Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz eine Sondersitzung des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen beantragt. «Als Reaktion auf die heutigen Angriffe im Libanon, denen hunderte Menschen zum Opfer gefallen sind, habe ich eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in dieser Woche beantragt», sagte Frankreichs neuer Aussenminister Jean-Noël Barrot am Montag (Ortszeit) in New York.
So reagieren die USA
Die USA schicken angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten «eine kleine Anzahl» zusätzlicher Soldaten in die Region. Das Pentagon nannte keine weiteren Details zur Zahl und machte auch keine Angaben dazu, wohin die Soldaten geschickt werden. «Angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten und aus Vorsicht schicken wir eine kleine Anzahl zusätzlicher US-Soldaten, um unsere Kräfte zu verstärken, die bereits in der Region sind», bestätigte Pentagon-Sprecher Pat Ryder der Deutschen Presse-Agentur in Washington entsprechende Berichte auf Nachfrage. Aus Gründen der «operativen Sicherheit» werde er sich nicht weiter dazu äussern.
So reagiert die UNO
Die UN-Beobachtermission Unifil hat vor den «verheerenden» Folgen einer weiteren Eskalation des Konflikts an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gewarnt. Jede weitere Verschärfung «dieser gefährlichen Lage könnte weitreichende und verheerende Folgen» für die Menschen in dem Grenzgebiet und die gesamte Region haben, teilte Unifil am Montag mit. Die UN-Beobachtermission im Libanon äusserte mit Blick auf die massiven israelischen Luftangriffe ihre «grosse Sorge um die Sicherheit der Zivilisten im Südlibanon».
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