Viel Müll nach Ostern«Nehmt den Abfall mit nach Hause!»
An der Töss im Kanton Zürich und in Bern lag am Ostermontag viel Müll in Naherholungsgebieten. Leser nerven sich, dass keine Rücksicht auf die Natur genommen wird.
«Liebe Leute, könnt ihr den Abfall nicht wieder nach Hause mitnehmen?», fragt eine Leser-Reporterin. Am Ostermontagmorgen läuft sie, wie jeden Tag, frühmorgens an der Töss zwischen Wila ZH und Turbenthal ZH entlang, als sie die grossen Abfallmengen neben Mülleimern sieht. «So eine Sauerei habe ich dort noch nie gesehen», sagt die Frau entrüstet. Sie könne nicht verstehen, dass in einer Zeit, in der es heisst, man solle zu Hause bleiben, so viel Abfall draussen liegen gelassen wird. «Wenn man unbedingt etwas auf die Velotour oder den Spaziergang mitnehmen will, dann kann man die Verpackung, die Dose oder den Becher doch auch wieder mit nach Hause nehmen», meint die Tösstalerin. Die leeren Verpackungen hätten ja sowieso kaum mehr Gewicht.
Der 72-Jährigen tut es auch Leid für die Arbeiter, die den Abfall später aufräumen müssen. «Diesen sagt wohl keiner ein Dankeschön.» Die Abfalleimer am Veloweg würden regelmässig geleert, das könne sie bei ihren täglichen Touren beobachten. «Am Vortag lag noch kein Güsel neben den Eimer. Dieser muss von Ostersonntag stammen.» Sie könne fast nicht glauben, dass so viele Leute achtlos ihren Müll entsorgten, gerade in dieser Zeit, in der wir uns befänden.
150 Liter Abfall aufgesammelt
Auch im Kanton Bern blieb an Ostern viel Abfall in Naherholungsgebieten liegen. So berichtet ein Leser, dass am Ostermontag seine Partnerin auf ihrer Gassi-Runde mit den Hunden im Gebiet Winterhalde im Westen von Bern rund 150 Liter Abfall eingesammelt habe (siehe Bildstrecke). Er stösst ins selbe Horn wie die Tösstalerin: «In dieser speziellen Zeit sollte man meinen, die Sensibilität und Rücksicht für einander sollten etwas erhöht sein.» Und auch er fragt sich, wieso die Leute den Abfall, den sie in die Natur hinaus tragen, nicht einfach wieder mit nach Hause nehmen könnten.
«Ein Problem von Abfall neben Mülleimer ist, dass Tiere diesen verschleppen. Somit liegt dieser später vielleicht mitten im Wald», so der 44-jährige Berner. Wie im Tösstal stammt der Abfall vom Ostersonntag. «Wir laufen täglich mit den Hunden an der Stelle vorbei. Am Samstag war es noch sauber.» Die Stadt bemühe sich auch, den Abfall rasch wegzuäumen. Doch bei so viel Müll in kurzer Zeit, komme man wohl kaum nach. «So sieht es sonst nur an schönen Sommerwochenenden aus.»
Viel Abfall an nur einem Tag
Auf der anderen Seite der Stadt Bern sieht nicht besser aus. Dort gab sich einer Leserin am Ostermontagmorgen ein bedenkliches Bild ab: Am Waldrand in Belp, in der Nähe von Aare und Flughafen, ein beachtlicher Haufen Abfall neben einem Mülleimer. «Ich gehe täglich mit meinem Hund dort spazieren. Am Samstagabend lag noch kein Abfall am Boden», so die 54-Jährige aus der Region. «Der ganze Müllberg stammt also vom Ostersonntag. An nur einem Tag lassen die Leute so viel Müll einfach achtlos liegen.» Sie finde das sehr befremdend. «Man spricht davon, dass wegen Corona nun die Luft sauberer wird, gleichzeitig werden aber Wälder und Felder zugemüllt.»
Denn nicht nur rund um den Abfalleimer habe sie am Montagmogen Unrat gesehen. «Auf den Wegen liegen gebrauchte Taschentücher und anderer Abfall.» Sie hoffe, dass die Leute über diese Respektlosigkeit nachdenken und ihr Verhalten ändern.
Froh um jeden, der wirklich zu Hause blieb
Bruno Zaugg, Leiter Werkhof in der Gemeinde Belp, kennt das Problem. «Ich bin froh um jeden, der wirklich zu Hause geblieben ist.» Sonst würde wohl noch mehr Unrat herumliegen. Für den Werkhof entstünde so Mehrarbeit. Weitere Mülleimer aufstellen sei derzeit aber kein Thema.
In Turbenthal ZH hat Gemeinderat und Werkvorsteher Heinz Schwyter (parteilos) den Abfall bei den Mülleimern an der Töss auch gesehen. «Das regt mich persönlich auf», sagt er. «Wenn die Leute die Gebinde zum Fluss tragen, können sie diese danach auch wieder nach Hause mitnehmen.» Für die Entsorgung entlang der Töss sei letztendlich der Kanton zuständig, da der Uferweg unter dessen Zuständigkeit falle. Dass Abfall bei den Eimern liege, habe wohl damit zu tun, dass vier Tage schönes Wetter herrschte und das kantonale Tiefbauamt über die Feiertage die Eimer nicht geleert habe.