Betrügerische WerbungNein, Berset wurde nicht verhaftet
Auf mehreren Schweizer Medienportalen wurde am Mittwoch betrügerische Werbung ausgespielt. Verbreitet wurde das Fake-Ad über Google-Kanäle.
Betrüger werben mit Promi-Bildern
Immer wieder gelingt es Betrügern, auf Social Media oder klassischen Medienportalen Fake-Werbung zu schalten.
Sie arbeiten häufig mit den Namen und Bildern von Prominenten.
Oft imitieren sie auch das Design von bekannten Medien.
Grund sind Sicherheitslücken in Werbekanälen von Google.
Juristisch sind Schweizer Opfer machtlos.
Die Leserinnen und Leser verschiedener Schweizer Medien stutzten am Mittwoch zurecht bei diesem Werbebild: Bundespräsident Alain Berset, von zwei Polizisten einer Sondereinheit abgeführt. Unter dem Bild die dramatische Schlagzeile «Tausende strömen nach Bersets Verhaftung zu den Geldautomaten».
Viele rochen den Braten und meldeten sich bei den Redaktionen, um sich über die offensichtlich unseriöse Werbung inklusive Bildfälschung zu beschweren – so auch bei 20 Minuten. Komiker Mike Müller wandte sich via Twitter an den «Blick»:
Wer stattdessen darauf klickte und den Unfug sogar noch glaubte, landete auf einer gefälschten SRF-Seite und schliesslich auf einer, ebenfalls mit einem SRF-Logo verzierten, angeblichen Bitcoin-Handelsplattform.

Auf diese Fake-SRF-Seite führt die Werbung.
Screenshot 20Min.Ad-Betrüger seit Jahren ein Ärgernis
Diese Fake-Inserate sind seit Jahren ein Ärgernis für die Medienbranche und die User. Die Betrüger nutzen dabei gerne bekannte Namen, um glaubwürdig zu wirken. So warben die Betrüger eine Zeit lang auch mit Fake-Stories über Roger Federer. Bitter für die Opfer, die auf die erfundenen Skandalgeschichten und falschen Gewinnversprechen hereinfallen: Sie sehen ihr allfällig investiertes Geld nie wieder. Doch warum stellen das SRF, die «Weltwoche», «Blick» oder auch 20 Minuten nicht einfach ab oder reichen Strafanzeige ein?
So einfach ist es eben nicht, wie Roland Rothenbühler, Head of Programmatic beim Werbevermittler Goldbach, erklärt: «Wir tun alles Mögliche, um solche Ads zu vermeiden. In allen unseren Systemen sind Blocklists und sogenannte Protection Rules hinterlegt.» Trotzdem könne man oft nur reaktiv auf solche Werbung agieren, wenn es die Betrüger schafften, die hinterlegten Barrieren zu überwinden. Zum konkreten Fall sagt er: «Wir haben herausgefunden, dass die Berset-Werbung über unseren Partner Google ausgespielt wird, bei welchem die eingestellten Protection Rules oder Anti-Ad-Fraud-Systeme nicht gegriffen haben.» Man habe zwei der Absender blockiert und den Google-Support kontaktiert. Dort nehme man sich der Sache momentan konkret an.
Das heisst: Google ist in der Lage, die Werbung abzuschalten. Doch ob es gelingen wird, die Täter zu finden, ist fraglich. Fakt ist, dass die Betrüger ihre Identität gekonnt verschleiern und oft in Ländern sitzen, deren internationale Rechtshilfe mehr als fragwürdig ist. Abmahnschreiben an die Provider in diesen Ländern werden oftmals nicht einmal beantwortet.
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