Menendez Brüder: Netflix-Doku bringt Schwung in alten Mordfall

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Netflix-Doku«Monsters» rollt alten Mordfall auf: Dürfen Killer-Brüder hoffen?

Die Brüder Erik und Lyle Menendez töteten vor über 35 Jahren ihre Eltern. Die Netflix-Doku «Monsters» machte die beiden nun wieder bekannt – und öffnete für sie eine Chance: dass ihr Fall neu überprüft wird.

Erik (links) und Lyle Menendez erschossen vor über 35 Jahren ihre Eltern José und Mary Louise Menendez in ihrem Haus in Beverly Hills.
Die Staatsanwaltschaft warf den Brüdern vor, aus Habgier gehandelt zu haben, da sie vom Familienvermögen ausgeschlossen werden sollten. Sie wurden 1996 zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt.
Die Verteidigung argumentierte jedoch, dass die Tat das Ergebnis jahrelanger körperlicher und sexueller Misshandlung durch den Vater war. Diese Missbrauchsvorwürfe wurden im zweiten Prozess weitgehend ignoriert.
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Erik (links) und Lyle Menendez erschossen vor über 35 Jahren ihre Eltern José und Mary Louise Menendez in ihrem Haus in Beverly Hills.

imago/ZUMA Press

Darum gehts

  • Lyle und Erik Menendez erschossen 1989 ihre Eltern und wurden 1996 zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt.

  • Die Brüder behaupten, sie hätten nach jahrelangem Missbrauch durch ihren Vater gehandelt, während die Staatsanwaltschaft von Habgier ausging.

  • Durch neue Beweise und die Netflix-Doku «Monsters» wird der Fall nun erneut überprüft.

Es war nie eine Frage, ob sie ihre Eltern getötet haben: Lyle und Erik Menendez waren 21 und 18 Jahre alt, als sie am 20. August 1989 ihre Eltern José und Mary Louise mit einer Schrotflinte erschossen.

Die Brüder sollen aus Habgier gehandelt haben, warf ihnen die Staatsanwaltschaft vor. Lyle und Erik Menendez sprachen jedoch von jahrelangem Missbrauch. Das Gericht verurteilte sie schliesslich 1996 zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung.

Am Donnerstag nahm ihr Fall jedoch eine überraschende Wende: Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles teilte mit, dass in dem Fall neue Beweise geprüft werden sollen. Dies, nachdem die Netflix-Serie «Monsters» die Fakten dieser Geschichte wieder darlegte.

Hast du die Doku-Serie «Monsters» gesehen?

Der Fall:

Es war eine kaltblütige Tat: Das Elternpaar sass an jenem Abend im Wohnzimmer ihrer Villa in Beverly Hills und sah sich gerade einen Film an, als die Söhne mehrmals auf die beiden schossen. Der 45 Jahre alte José Menendez wurde fünfmal getroffen, die verwundete 47-jährige Mutter kroch auf dem Boden, während die Brüder die Waffe nachluden, bevor sie einen letzten tödlichen Schuss abgaben.

Die Vorwürfe:

Die Ermittler meinten zunächst, sie hätten es mit Mafia-Morden zu tun. Doch bald gerieten Lyle und Erik ins Visier der Behörden: Die Brüder gaben einen Grossteil ihres fetten Erbes für Rolex-Uhren, Autos und Luxusimmobilien aus. Laut der Staatsanwaltschaft sollen die Eltern kurz vor deren Tod damit gedroht haben, die Söhne von der Erbfolge – und damit vom 14 Millionen Dollar schweren Familienvermögen – auszuschliessen.

Die Gegenargumente:

Die Verteidigung argumentierte während des Prozesses, die Angeklagten hätten sich nach Jahren gewalttätiger, wiederholter körperlicher und sexueller Misshandlung durch ihren Vater gewehrt.

Weil sich beim ersten Prozess die Jury nicht auf ein Urteil einigen konnte, kam es zu einem zweiten Prozess. Die Missbrauchsvorwürfe und die Zeugenaussagen, die die Verteidigung stützten, wurden aber weitgehend ignoriert. Lyle und Erik Menendez sitzen seither in einem Gefängnis in San Diego. Heute sind sie 53 und 56 Jahre alt.

Der spanische Schauspieler Javier Bardem in der Rolle des Familienvaters José Menendez. Die Netflix-Doku wurde in der ersten Woche auf Netflix bereits 19,5 Millionen Mal angesehen.

Der spanische Schauspieler Javier Bardem in der Rolle des Familienvaters José Menendez. Die Netflix-Doku wurde in der ersten Woche auf Netflix bereits 19,5 Millionen Mal angesehen.

IMAGO/Picturelux

Die Rolle der Netflix-Serie:

In «Monsters» wird die Geschichte von Erik und Lyle Menendez untersucht. Die Doku, die in der ersten Woche auf Netflix bereits 19,5 Millionen Mal angesehen wurde, ist jedoch ziemlich kontrovers – insbesondere, weil die Beziehung der Brüder zeitweise homoerotisch und inzestuös dargestellt wird.

Aus dem Gefängnis veröffentlichte Erik eine Erklärung, in der er mitteilt: «Schweren Herzens muss ich sagen, dass ich glaube, dass Ryan Murphy (Autor der Doku, Ann. d. Red.) nicht so naiv und ungenau über die Fakten unseres Lebens sein kann, ohne dies mit böser Absicht zu tun.» Andere Mitglieder der Menendez-Familie unterstützten die Brüder und nannten «Monsters» «grotesk», «voller Unwahrheiten» und einen «Rufmord».

Lyle Menendez in einem Bild aus 2018: Er sitzt zusammen mit seinem Bruder eine lebenslange Haftstrafe in einem Gefängnis in San Diego ab.

Lyle Menendez in einem Bild aus 2018: Er sitzt zusammen mit seinem Bruder eine lebenslange Haftstrafe in einem Gefängnis in San Diego ab.

imago/ZUMA Press

Murphy sieht das anders. «Die Menendez-Brüder sollten mir Blumen schicken. Niemand hat ihnen in 30 Jahren so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und wir sprechen nicht nur über die Aufmerksamkeit dieses Landes, sondern der ganzen Welt», sagte der Filmemacher in einem Interview mit «The Hollywood Reporter».

Die (nicht ganz) neuen Beweise:

Ein 2023 entdeckter Brief, der laut Anwälten von Erik Menendez geschrieben wurde, deutet darauf hin, dass der sexuelle Missbrauch durch seinen Vater bis in seine späten Teenagerjahre andauerte.

Der Familienvater soll zudem ein ehemaliges Mitglied der puerto-ricanischen Boyband Menudo missbraucht haben. Roy Rosselló, der die Anschuldigungen in der Dokuserie «Menendez + Menudo: Boys Betrayed» erhob, behauptet, er sei in den 1980er-Jahren von José Méndez vergewaltigt worden, als er 13 oder 14 Jahre alt war.

Bereits im vergangenen Jahr reichte der Anwalt der Brüder bei der Justiz einen Antrag ein, um die Missbrauchsvorwürfe ernsthaft zu prüfen. Die Tat sei kein Mord, sondern Totschlag gewesen, heisst es im Schreiben. «Sie wurde aus einem ehrlichen, wenn auch unvernünftigen Glauben an die Notwendigkeit der Selbstverteidigung nach einem Leben voller sexueller und körperlicher Misshandlung begangen.»

Jetzt sollen Lyle und Erik Menendez eine zweite Chance bekommen.

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