Warum die SBB «Personenunfall» aus ihren Durchsagen streichen

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Neuerung bei SBB«Fremdereignis» statt «Personenunfall»: Warum die SBB ihre Durchsage ändern

Die SBB passen ihre Sprache an, um Suizidprävention zu unterstützen und Klarheit im Bahnverkehr zu schaffen.

Suizide im Bahnverkehr sind für Passagiere und Bahnmitarbeiter verstörend.
Um Nachahmungseffekte zu verhindern, wurde bisher nur zurückhaltend von «Personenunfällen» berichtet.
Die SBB wollten dies ändern, um Transparenz zu schaffen. Bei einer Störungsmeldung ohne Grund bekämen Passagiere den Eindruck, dass es die Schuld der SBB ist.
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Suizide im Bahnverkehr sind für Passagiere und Bahnmitarbeiter verstörend.

20min/Celia Nogler

Darum gehts

  • SBB ändern bei Suiziden die Durchsage von «Personenunfall» zu «Fremdereignis».

  • «Fremdereignis» soll auch für weitere Ereignisse verwendet werden wie Tiere auf den Gleisen oder Polizeieinsätze.

  • Damit sollen Nachahmungssuizide verhindert werden, während die Transparenz den SBB ermöglicht, Fremdverschulden aufzuzeigen.

  • Neue Formulierungen wie «externes Ereignis» sollen auch in Bussen und Trams für Klarheit sorgen.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben laut «Tagblatt» beschlossen, die Bezeichnung «Personenunfall» aus ihren Durchsagen zu entfernen. Anstatt «Personenunfall» wird der Begriff «Fremdereignis» verwendet, um die Kommunikation neutraler zu gestalten und dadurch möglicherweise traumatische Einflüsse auf die Passagiere und das Bahnpersonal zu reduzieren.

Um den sogenannten Werther-Effekt zu vermeiden – ein Phänomen, bei dem die Berichterstattung über Suizide zu Nachahmungstaten führen kann – hatte die SBB jeweils zurückhaltend kommuniziert, wenn es auf den Schienen zu einem Suizid kam. Doch ausgerechnet die SBB forderten nun, dass der Grund «Personenunfall» wieder öfter kommuniziert wird. «Mit dieser Änderung soll der Kundschaft transparent aufgezeigt werden, dass die Auswirkungen eines Personenunfalls auf den Bahnbetrieb nicht das Verschulden der Eisenbahnverkehrsunternehmen sind», heisst es im Protokoll der SBB-Sitzung vom Februar.

Vorschlag der Umformulierung kam von Experten

Expertinnen und Experten im Bereich der Suizidprävention wurden zur Beratung hinzugezogen und schlugen eine Umformulierung vor, die die Fahrgäste nicht zusätzlich verunsichert. Neu soll bei Störungen wegen Suiziden nun der Grund «Fremdereignis» genannt werden. «Personenunfall» soll hingegen als Grund nur noch im direkt betroffenen Zug kommuniziert werden. Diese neue Regelung wird neben Suizidvorfällen auch für andere Störungsgründe wie Tiere in Gleisnähe oder Polizeieinsätze angewandt.

Was hältst du von der Umformulierung?

Auch in Bussen oder Trams sollen Störungen, die nicht von den SBB verschuldet sind, laut «Tagblatt» künftig als «externes Ereignis» kommuniziert werden. Es soll vermieden werden, dass Reisende automatisch von einem Suizid ausgehen, wenn sie «Fremdereignis» hören. Die SBB will die Effektivität der neuen Kommunikationsstrategie nach zwei bis drei Jahren überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die Durchsagen nicht missverstanden werden.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

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