Notfallgebühr: Helsana-Zahlen zeigen immer weniger Bagatellfälle

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Neue Helsana-ZahlenWeniger Bagatellfälle: Wäre eine Notfallgebühr gerechtfertigt?

Diverse Vorstösse im Parlament fordern eine Gebühr bei Bagatellfällen. Zahlen der Krankenkasse Helsana zeigen jetzt aber, dass die Bagatellfälle seit Jahren rückläufig sind.

Diverse Vorstösse im Parlament fordern eine Gebühr bei Bagatellfällen in der Notfallaufnahme. (Symbolbild)
Diese soll Patienten davor abschrecken, wegen Bagatellfällen die Notfallaufnahme zu besuchen. (Symbolbild)
Zahlen der Krankenkasse Helsana zeigen jetzt aber, dass die Bagatellfälle seit Jahren rückläufig seien. (Symbolbild)
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Diverse Vorstösse im Parlament fordern eine Gebühr bei Bagatellfällen in der Notfallaufnahme. (Symbolbild)

20min/Vanessa Lam

Darum gehts

  • Seit Jahren diskutiert Bundesbern über eine Bussgebühr bei Bagatellfällen, um Notfallstationen zu entlasten.

  • Zahlen der Krankenkasse Helsana zeigen nun, dass die Bagatellfälle seit Jahren rückläufig sind.

  • Der neuste Vorstoss zum Thema fordert, dass der Selbstbehalt von Versicherten durch jede Konsultation in einer Notfallaufnahme um 50 Franken erhöht werden soll.

Wer in Zukunft in den Notfall muss, soll pauschal 50 Franken zahlen. Solche Vorstösse werden schon seit Jahren im Parlament diskutiert. Der Grund: Die Notfallstationen der Schweizer Spitäler sind überlastet und neben den wirklichen Notfällen gebe es auch immer mehr Bagatellfälle.

Eine Gebühr für jede Konsultation auf Notfallaufnahmen soll Bagatellfälle abschrecken und Spitäler entlasten.

Eine Gebühr für jede Konsultation auf Notfallaufnahmen soll Bagatellfälle abschrecken und Spitäler entlasten.

Hauke-Christian Dittrich/dpa

Mit einer Gebühr sollen genau diese Personen abgeschreckt werden, die mit medizinischen Bagatellen ins Spital kommen und so das Personal davon abhalten, die echten Notfälle zu betreuen. Allerdings ist umstritten, wie gross der Anteil an Bagatellfällen in Notfallaufnahmen tatsächlich ist.

Helsana-Zahlen zeigen Rückgang bei Bagatellfällen

Abrechnungsdaten der Krankenkasse Helsana zeigen nun, dass die Anzahl Konsultationen in Notfallaufnahme auf rund 1,75 Millionen im letzten Jahr gestiegen sei – Bagatellfälle aber lediglich sieben Prozent der Notfälle ausmachen, wie die NZZ schreibt. Der Wert im Jahr 2014 bei zehn Prozent und ist daher innerhalb der letzten neun Jahren kontinuierlich gesunken.

Die Anzahl der Bagatellfälle sei laut Helsana in den letzten neun Jahren kontinuierlich gesunken. (Symbolbild)

Die Anzahl der Bagatellfälle sei laut Helsana in den letzten neun Jahren kontinuierlich gesunken. (Symbolbild)

20min/Anna Bila

Es gäbe laut Helsana zwar keine Definition davon, was ein Bagatellfall ist, aber: Es könne angenommen werden, dass wenn bei Notfällen innert 30 Tagen vor und nach der Notfallaufnahme keine weitere Betreuung benötigt wird, es sich um keinen tatsächlichen Notfall gehandelt hat.

Warst du schon einmal im Notfall?

Der neueste Vorstoss zum Thema fordert, dass der Selbstbehalt von Versicherten durch jede Konsultation in einer Notfallaufnahme um 50 Franken erhöht werden soll. Um auf den Maximalbetrag von 700 Franken zu kommen, ab dem die Notfallgebühr überhaupt relevant würde, müssten die Versicherten folglich medizinische Leistungen im Wert von 7000 Franken beziehen, berichtet die NZZ. Ob dieser Vorstoss die gewünschte Wirkung zeige, sei deshalb fraglich.

«Völlig an der Thematik vorbei politisiert»

Für SP-Nationalrätin Sarah Wyss zeigen die Zahlen der Helsana, dass es aus medizinischer Sicht keine Notwendigkeit gebe und «die angestrebte Notfallpauschale weder zielführend noch sinnvoll ist», wie sie gegenüber 20 Minuten sagt. Nachhaltig müsse in die Gesundheitskompetenz und Prävention investiert werden, um die Kosten nachhaltig zu dämpfen, so Wyss. Der nun bereits jahrelange Diskurs zeige, «dass man völlig an der wirklichen Thematik – der Gesundheitsförderung – vorbei politisiert hat.»

Die angestrebte Notfallpauschale sei weder zielführend noch sinnvoll, sagt SP-Nationalrätin Sarah Wyss.

Die angestrebte Notfallpauschale sei weder zielführend noch sinnvoll, sagt SP-Nationalrätin Sarah Wyss.

20min/Matthias Spicher

Für SVP-Gesundheitspolitiker Andreas Glarner sei es jedoch eine Tatsache, dass die Notfallstationen «unnötig» belastet blieben. Er hält nach wie vor an seiner Motion fest: «Dass in jedem Fall der Beanspruchung eine Notfallstation 100 Franken fällig werden, macht mehr als Sinn», so Glarner.

«Dass in jedem Fall der Beanspruchung eine Notfallstation 100 Franken fällig werden, macht mehr als Sinn», sagt SVP-Nationalrat Andreas Glarner.

«Dass in jedem Fall der Beanspruchung eine Notfallstation 100 Franken fällig werden, macht mehr als Sinn», sagt SVP-Nationalrat Andreas Glarner.

20min/Matthias Spicher

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