Sozialhilfe: Städte und Kantone fordern Reformen für Kinder

Aktualisiert

Neue StudieKantone und Städte fordern mehr Sozialhilfe für Kinder in Armut

Ein Drittel der von der Sozialhilfe unterstützten Personen sind Kinder und Jugendliche. Eine neue Studie soll zeigen, dass die heutigen Ansätze nicht ausreichen. SODK, SKOS und Städte fordern nun konkrete Massnahmen.

Kinder und Jugendliche machen ein Drittel der von der Sozialhilfe unterstützten Personen aus. (Symbolbild)
Eine Studie im Auftrag der Kantone und Städte zeigt nun, dass die heutigen Ansätze nicht ausreichend sind. (Symbolbild)
Kinder, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, erleben oft Einschränkungen, was sich auf ihre Bildungschancen auswirkt, sagt der SODK-Vizepräsident Christoph Amstad. (Symbolbild)
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Kinder und Jugendliche machen ein Drittel der von der Sozialhilfe unterstützten Personen aus. (Symbolbild)

Sebastian Kahnert/dpa

Darum gehts

  • Eine Studie zeigt, dass die heutigen Unterstützungsleistungen für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ungenügend sind.

  • 2022 waren rund 76'000 Minderjährige auf Sozialhilfe angewiesen, was eine hohe Sozialhilfequote von 4,8 Prozent zeigt.

  • Die Studie fordert dringend Verbesserungen bei der Höhe und Ausgestaltung der Leistungen.

Eine neue Studie zeigt, dass die heutigen Sozialhilfen für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ungenügend sind und Lücken bei der Existenzsicherung bestehen. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) wollen gemeinsam mit den Städten diese Situation nun verbessern.

Im Jahr 2022 wurden etwa 76'000 Kinder und Jugendliche durch die Sozialhilfe unterstützt. Die Sozialhilfequote bei den Minderjährigen lag bei 4,8 Prozent und stellte damit den höchsten Wert im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen dar. Laut Studie gibt es dringenden Handlungsbedarf bei der Höhe und Ausgestaltung der Sozialhilfeleistungen.

«Allein diese Erkenntnis muss uns zu denken geben»

Die Studie empfiehlt unter anderem, die persönliche Hilfe in Form von Beratungen und Begleitung zu verbessern und die Bedürfnisse der Kinder direkter anzusprechen. Kinder, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, erleben oft Einschränkungen, die sich negativ auf ihre Bildungschancen auswirken. Diese Bildungschancen sind jedoch entscheidend, um den Weg aus der Armut zu finden, betont SODK-Vizepräsident Christoph Amstad. «Allein diese Erkenntnis muss uns zu denken geben.»

«Die Studie zeigt, dass der Grundbedarf bei Familienhaushalten tendenziell zu tief angesetzt ist», sagt SKOS-Vizepräsidentin Mirjam Ballmer. (Symbolbild)

«Die Studie zeigt, dass der Grundbedarf bei Familienhaushalten tendenziell zu tief angesetzt ist», sagt SKOS-Vizepräsidentin Mirjam Ballmer. (Symbolbild)

Sebastian Gollnow/dpa

Die Studie schlägt ausserdem vor, altersabhängige Sozialhilfeleistungen einzuführen. «Die Studie zeigt, dass der Grundbedarf bei Familienhaushalten tendenziell zu tief angesetzt ist, um die Existenzsicherung zu gewährleisten und somit eine strukturelle Unterdeckung besteht», sagt SKOS-Vizepräsidentin Mirjam Ballmer.

Vereinheitlichung und konkrete Massnahmen

In der Praxis gibt es zudem erhebliche Unterschiede bei der Gewährung von situationsbedingten Leistungen (SIL), die besondere Bedürfnisse wie Musikunterricht oder Sport abdecken sollen. Diese würden je nach Sozialdienst unterschiedlich bewilligt, erklärt Amstad: «Diese Förderleistungen haben für das Kindeswohl einen hohen Stellenwert, deshalb ist es störend, wenn sie von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren.»

Konkret hat die SKOS den Auftrag erteilt, verschiedene Massnahmen wie die Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern zu prüfen. (Symbolbild)

Konkret hat die SKOS den Auftrag erteilt, verschiedene Massnahmen wie die Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern zu prüfen. (Symbolbild)

Sebastian Kahnert/dpa

SODK, SKOS und die Städte haben die 14 Empfehlungen der Studie bereits diskutiert und im Kern gutgeheissen. Konkret hat die SKOS den Auftrag erteilt, verschiedene Massnahmen zu prüfen: die Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern, eine nach Kindesalter abgestufte Bemessung des Grundbedarfs, die Vereinheitlichung der Praxis der situationsbedingten Förderleistungen für Kinder und generell die bessere und systematische Berücksichtigung kinderspezifischer Bedürfnisse in der Sozialhilfe.

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Hier findest du Hilfe:

Tischlein deck dich, Lebensmittelhilfe

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