Bestzeit unterboten: Neuer Rekord – sie klettern in 13 Stunden über Eiger, Mönch und Jungfrau

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Bestzeit unterbotenNeuer Rekord – sie klettern in 13 Stunden über Eiger, Mönch und Jungfrau

Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg haben die Swiss-Skyline-Route in neuer Rekordzeit absolviert. Sie unterboten die Bestzeit von Kletter-Legende Ueli Steck um mehr als drei Stunden.   

Nicolas Hojac (r.) und Adrian Zurbrügg haben auf der Swiss-Skyline-Route eine neue Bestzeit aufgestellt. 
Sie bezwangen Eiger, Mönch und Jungfrau hintereinander in 13 Stunden und acht Minuten. 
Dabei stiegen sie 4780 Höhenmeter hinauf und 4804 Meter wieder hinunter. 
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Nicolas Hojac (r.) und Adrian Zurbrügg haben auf der Swiss-Skyline-Route eine neue Bestzeit aufgestellt. 

Mammut Sports Group AG, Carlos Blanchard

Darum gehts

4780 Höhenmeter hinauf, 4804 Meter wieder hinunter – oder anders gesagt: Eiger, Mönch und Jungfrau hintereinander bewältigen. Die beiden Schweizer Speed-Kletterer Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg schafften die sogenannte Swiss-Skyline-Route in neuer Rekordzeit. In Zahlen heisst das: 13 Stunden und acht Minuten. Damit unterboten sie die Bestzeit der verstorbenen Schweizer Kletter-Legende Ueli Steck um drei Stunden und zwei Minuten. 

«Wir sind beide sehr stolz darauf. Für uns ist diese Zeit ausgereizt, es lief alles perfekt ab, es ging alles auf, vom Anfang bis zum Schluss», sagte Hojac, der einen Tag nach dem Rekord seinen 30. Geburtstag feierte. Für den Profi-Bergsteiger war es «das coolste Geburtstagsgeschenk, das ich mir machen konnte». Er und sein 33-jähriger Kollege waren aber körperlich und psychisch gefordert, sie durchliefen Hochs und Tiefs. Nachdem sie nach dem Jungfrau-Abstieg die schwierigen Passagen gemeistert hatten, sagten sie sich: «Endlich sind wir draussen. Wenn wir nun umfallen, haben wir blutige Knie, stürzen aber nicht mehr zu Tode.»

Einfach nur weg mit den Schuhen

Die Gefahr eines tödlichen Absturzes ist beim Speed-Klettern zwar präsent, aber man habe keine Angst und denke jeden Schritt daran, sagt der von Ausrüster Mammut gesponserte Athlet Hojac. Ihm und Zurbrügg kam es zugute, dass es in den Bergen aktuell sehr wenig Schnee hat. So mussten sie die Steigeisen weniger anziehen und waren dadurch schneller unterwegs. Stets ihre Konzentration hochhalten mussten sie aber auch wegen Steinschlags. Sie waren zwar die meiste Zeit auf einem Grat unterwegs, aber es gab Stellen, wo es brüchig war und etwas passieren konnte. 

Nach ihrer Tortur über drei der berühmtesten Schweizer Berge freute sich Hojac am meisten darauf, seine Schuhe auszuziehen. «Beim Downhill-Run zum Schluss, wenn man schon kaputt ist, aber noch runterrennt, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen, auch wenn es nicht das Gesündeste für die Knie ist, tun einem die Füsse sehr weh.» Hunger verspürten sie nicht, da der Magen noch auf Leistung getrimmt war. Aber sie freuten sich darauf, kaltes Wasser zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Hojak verlor nach eigenen Angaben auf ihrer Tour rund 2,5 kg an Gewicht. 

Hojac trainierte viel mit Steck

Für Hojac und Zurbrügg ist es bereits das zweite Mal, dass sie eine Bestzeit von Ueli Steck unterbieten. 2020 waren sie bei der Spaghetti-Tour über 18 Gipfel im Monte-Rosa-Massiv schneller. Ihnen sind diese Rekorde aber nicht wichtig. Hojac erzählt, dass er früher mit Steck viel trainierte und ihn gut kannte. «Für mich heisst das nun nicht, dass ich besser bin als Ueli. Ich weiss genau, dass ich noch lange nicht auf dem Level bin, wie er es war. Ich bin überzeugt, dass wenn wir jetzt ein Rennen am selben Tag machen könnten, er schneller wäre.» Steck verunglückte aber 2017 am Nuptse in Nepal tödlich.

Für Hojac geht es nicht darum, dass er schneller ist als Steck, sondern um die Erfahrung, die Herausforderung. «In jedem Projekt, das man umsetzt, lernt man Neues. Das ist das, was mich motiviert.» Er und Zurbrügg, der in einer Stiftung für Suchtmittelkranke als Landschaftsgärtner arbeitet, suchten sich auch auf der Swiss-Skyline-Route eine neue Herausforderung, eine, die Steck ausgelassen hatte. Er hatte beim Jungfrau Ostgrat den Teil auf dem Gletscher umgangen, eine der schwierigsten Stellen. Die beiden Berner Oberländer Hojac und Zurbrügg haben diese miteingebaut. «Darum haben wir auch nie gedacht, dass wir so viel schneller sein würden als er.»

Der Mammut-Profi-Alpinist Hojac gibt zudem zu, dass Stecks Zeit auf der Swiss-Skyline-Route nicht voll ausgereizt war. «Er machte das damals mit der Schweizer Illustrierten zusammen und gab zwar auch Gas, ihm ging es damals aber nicht darum, fünf Minuten schneller zu sein. Uns ging es hingegen darum, eine möglichst schnelle Zeit aufzustellen.» Dass nun die Zeit schneller war als die von Ueli, war jedoch nicht ihre erste Priorität. «Normale» Bergsteiger benötigen für die  30,46 km lange Strecke vier bis fünf Tage. «Da ist es schon cool, diese Tour in einem Tag zu machen. Dass es gleich so rauskam, ist noch cooler», sagt Hojac.  

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