«Niemand bucht teurere Hotels als die Schweizer»

Aktualisiert

TUI-CEO Wittwer«Niemand bucht teurere Hotels als die Schweizer»

Reiseveranstalter TUI setzt neu auf die Kapverden. Im Interview erklärt Chef Martin Wittwer, warum – und was Schweizer von anderen Touristen unterscheidet.

von
K. Wolfensberger
Ilha do Sal

Der Tourismus auf den Kapverdischen Inseln nimmt stark zu. Im Video sehen Sie Eindrücke einer Pressereise auf die Insel.

Herr Wittwer, TUI Suisse hat zur Pressekonferenz auf die Kapverdischen Inseln geladen. Seit kurzem baut Ihr Konzern hier Hotel um Hotel. Weshalb?

Viele Schweizer wollen im Winter an Orte reisen, wo sie baden können. Sie wollen schöne Strände, Sonne, keinen Regen, dafür Sicherheit. Das bieten die Kapverden. Im Moment erholen sich Winterdestinationen wie Ägypten nur sehr langsam von der Krise. Umgekehrt wächst der Tourismus auf diesen Inseln stark.

Ist den Leuten egal, wo es hingeht? Hauptsache Strand?

Bei gewissen Gästen ist die Wahl einer Destination tatsächlich Zufall. Sie wollten sich entspannen, den Sonnenschein geniessen und entscheiden sich dann zum Beispiel für die Kapverden.

Gefährdet der Massentourismus nicht die lokale Umwelt dieser Inseln?

Der Tourismus birgt gewisse Gefahren, aber er bietet auch Chancen. So sorgt er für Wohlstand und Entwicklung und schafft gerade auf diesen Inseln sehr viele Jobs. Ausserdem entsteht eine Infrastruktur. Konzepte wie Nachhaltigkeit kommen durch diese Investitionen oft überhaupt erst ins Land.

Das Management Ihrer kapverdischen Hotels stammt aus Europa – haben Einheimische überhaupt eine Chance, aufzusteigen?

Ja, aber es handelt sich hierbei um einen langfristigen Prozess. Wichtig ist: Man muss die Leute von Anfang an mit einbeziehen und ihnen längerfristig eine Chance bieten. Das tun wir auch mit den Kapverdiern, bereits heute sind viele Einheimische im mittleren Management. Für den Erfolg braucht es natürlich Zeit und die passende Ausbildung.

Der Kuoni-Konzern ist dieses Jahr zerschlagen worden. Sind Sie froh, einen der Hauptkonkurrenten losgeworden zu sein?

Kuoni ist nicht unser Hauptkonkurrent. Die grösste Konkurrenz sind vielmehr Buchungsportale wie Booking.com oder Expedia. TUI unterscheidet sich als integrierter Reiseveranstalter durch eigene Reisebüros, Flugzeuge und Hotels von solchen Konkurrenten.

Was heisst das konkret?

Wir bieten dank unserer Verankerung vor Ort an den Destinationen mehr Sicherheit und Verlässlichkeit. Unser eigenes Personal kümmert sich zum Beispiel hier auf den Kapverden um die Gäste, sie haben immer einen Ansprechpartner. Das macht keine einzige Buchungsplattform. Wichtig ist aber: Auch wir dürfen uns der Digitalisierung nicht verschliessen.

Heisst das, es braucht keine Reisebüros mehr?

Nein, aber sie müssen zu modernen «Concept Stores» umgestaltet werden, müssen also digitale Elemente enthalten. Die Kunden wollen zum Beispiel keine Papier-Tickets mehr, sondern die Billette auf der App erhalten.

Wodurch unterscheiden sich eigentlich Schweizer TUI-Kunden von denen in anderen Ländern?

Schweizer unterscheiden sich beim Buchen nur wenig von den Deutschen, mehr noch von den Engländern. Dabei gilt: Niemand steht so sehr auf Qualität wie die Schweizer, niemand bucht im Schnitt teurere Hotels. Daher laufen unsere Luxusmarke Airtours sowie Langstreckenflüge bei den Schweizern besonders gut. Die Schweizer reisen äusserst gern in die Ferne.

Eine persönliche Frage zum Schluss: Hat man als Chef einer Reisefirma nicht auch mal genug vom Reisen?

Gar nicht. Wenn man ein Unternehmen leitet, muss man genau wissen, was die Kunden erleben. Daher finde ich es immer schön, die einzelnen TUI-Hotels auszuprobieren und Neues zu entdecken.

Das Interview entstand im Rahmen einer von TUI Suisse organisierten Pressereise auf die Kapverdischen Inseln.

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