NordaufstiegMartin Schranz bestieg Everest anders als alle anderen
Stau am Everest-Gipfel ist ein altes, bekanntes Bild. Ein österreichischer Bergsteiger zeigt jedoch, dass es auch anders geht. Er bestieg den Berg kürzlich vom Norden her.
Darum gehts
Der Mt. Everest war diese Woche wegen Stau am Gipfel wieder in den Schlagzeilen.
Dass das aber auch anders geht, zeigt der österreichische Bergsteiger Martin Schranz.
Er bestieg den Berg an der Nordseite, wo sein Team das einzige Team weit und breit war. Auch hinterliessen sie keinen Abfall.
Immer wieder hört man von den langen Schlangen am Gipfel und riesigen Haufen von Abfällen entlang des Anstiegs auf den Mount Everest. Es kann aber auch anders gehen: Martin Schranz, ein Bergsteiger aus Österreich, berichtet 20 Minuten von seinem Aufstieg.
Er bestieg am 23. Mai den Mount Everest von Tibet her – anders als alle anderen, die in Nepal starten. Er berichtet von einem Aufstieg in Ruhe und Einsamkeit, denn sein Team war das einzige ausländische Team seit fünf Jahren, welches den Nordaufstieg gemacht hat.
«Unterwegs waren wir alleine»
«Die Aussicht war perfekt. Wir schafften es genau zum Sonnenaufgang auf den Gipfel. Der Mond ging hinter uns unter. Es war ein irrsinniger Anblick», schwärmte Schranz von seinem Erlebnis auf dem Gipfel. Allerdings währte die Freude nicht lange. Nach zehn Minuten macht sich sein Team wieder an den Abstieg. Denn auf dem Gipfel gab es ein Gedränge. «Die Leute schubsten einander vor sich her», erzählte der Bergsteiger. Da hatte er den Aufstieg mehr genossen. «Unterwegs waren wir alleine in der Natur, es war sehr ruhig und sehr schön»
Auf die Frage hin, wie man sich fühlt, wenn man es geschafft hat, meinte er: «Auf dem Gipfel hat man kein spezielles Gefühl. Man ist ausgelaugt und gestresst.» Denn man müsse Beweisfotos machen, damit man später ein Zertifikat kriegt.

«Die Aussicht auf dem Gipfel war herrlich», so Schranz. Allerdings verbrachten sie nur zehn Minuten ganz oben.
Privat«Schön ist es erst, wenn man wieder unten im Basislager ankommt und sich hinlegen kann. Dann kommen die Emotionen. Man hat es geschafft und ist sicher zu Hause. Man umarmt sich dann, und ist stolz darauf, dass man es gemeinsam geschafft hat», berichtet Schranz von seinem Erlebnis.
Nur Fussspuren im Schnee
Schranz' Team hatte sich nicht nur zum Ziel gesetzt, den Gipfel zu erklimmen. «Wir wollten nichts hinterlassen, ausser unsere Fussspuren im Schnee.» Jeder im Team habe einen eigenen Kehrichtsack dabei gehabt, in welchem sie ihren eigenen und anderen Abfall sammelten. Auch die Sherpas, die sie begleiteten, wurden explizit beauftragt, Müll mitzunehmen.
Auf die Frage hin, weshalb das nicht alle so machten, meint Schranz: «Es gibt keine Kontrolle. Niemand sagt etwas, wenn man es liegen lässt. Und weil es dann die anderen machen, macht es am Schluss jeder.» Der meiste Müll stamme von den Einheimischen, mein Schranz. «Das sieht man an den Verpackungen von den Produkten, die herumliegen und die eher sie konsumieren als Touristen. Es gibt da ein anderes Grundverständnis für den Umgang mit der Umwelt.»
Aufregung auf der anderen Seite der Welt
Zum viel beschriebenen Stau auf der Südseite des Gipfels meint Schranz, die Leute wüssten, worauf sie sich einlassen. Jeder habe seine eigenen persönlichen Gründe, den Anstieg zu machen. «Was mich mehr irritiert, ist, dass Menschen auf der anderen Seite der Welt sich darüber aufregen.»
Würdest du den Mt. Everest bezwingen?
Trotzdem ist er auch der Meinung, dass sich so einige Personen unter den Bergsteigern befinden, die nicht auf dem Mt. Everest sein sollten. «Absolut gibt es Menschen, die nicht genügend ausgebildet oder vorbereitet sind. Dies führt dann auch zu Unfällen.» Dies würde auch von der einfachen Zugänglichkeit in Nepal unterstützt werden. Es gibt keine Kontrolle, wie es sie in China gibt. Und der Helikopter kann bis zu 6500 Meter hochfliegen, sodass man bei Problemen einfach abgeholt werden kann.
Einmal ist anstrengend genug
Die Besteigung der Nordseite war wegen der Corona-Pandemie für die letzten fünf Jahren gesperrt. Erst dieses Jahr im Mai wurde der Weg für ausländische Bergsteiger eröffnet. Das Team von Schranz war das erste und einzige nicht-chinesische Team, das den Nordaufstieg in Angriff genommen hatte.
«Im Vergleich zur Südseite ist der Weg etwas anspruchsvoller, da man viel durch Felsen hindurchklettern muss», erzählt Schranz. «Anspruchsvoll wird es vor allem wegen des Sauerstoffgehalts in der Höhe.» Grundsätzlich sei es aber nicht viel herausfordernder als die Südseite. «Ich möchte einfach gern zeigen, dass es auch ohne Stau und Abfall geht.»
Auf die Frage hin, ob er doch auch noch auf der Südseite hinaufsteigen möchte, meinte Schranz: «Das eine Mal war schon anstrengend genug.»
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