Novo Nordisk ist wertvollstes Unternehmen Europas

Aktualisiert

Novo NordiskAbnehmspritze beschert Dänemark Geldsegen

Eine Spritze, die Übergewichtigen beim Abnehmen hilft, und eine Nation, deren BIP deswegen kräftig ansteigt: Die Abnehmpille Wegovy beschert Dänemark einen wahren Geldsegen. Was steckt dahinter?

Das Medikament Wegovy kann vor allem extrem Übergewichtigen beim Abnehmen helfen. 
Das Medikament wird in den Bauch, den Oberarm oder Oberschenkel injiziert. 
Wegovy wurde vom dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk entwickelt. Es bescherte dem Land einen unvergleichlichen Geldsegen. 
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Das Medikament Wegovy kann vor allem extrem Übergewichtigen beim Abnehmen helfen. 

REUTERS

Darum gehts 

  • Die Abnehm-Spritze Wegovy ist ein Renner – und machte das Pharmaunternehmen Novo Nordisk kurzzeitig zum wertvollsten Unternehmen Europas.

  • Das Unternehmen kommt aus Dänemark und beschert dem Land einen wahren Geldsegen. 

  • Vor allem in den USA erfreut sich das Medikament einer grossen Beliebtheit, in Europa ist es derzeit nicht lieferbar. 

Vor allem in den USA ist es ein absoluter Renner: Das schlank machende Medikament Wegovy des dänischen Pharmaunternehmens Novo Nordisk wird in den Vereinigten Staaten verkauft wie warme Semmeln. Die Nachfrage ist mittlerweile so gross, dass das Unternehmen Lieferengpässe zu beklagen hat und viele Diabetiker, für die das Medikament ursprünglich gedacht war, leer ausgehen. Der Boom sorgte dafür, dass Novo Nordisk derzeit zum wertvollsten Unternehmen Europas avancierte – noch vor dem Luxusgüterhersteller LVMH. Das berichtet das «Manager Magazin». 

Wie funktioniert Wegovy?

Wegovy wirkt anhand des Wirkstoffs Semaglutid, dabei handelt es sich um einen GLP-1-Rezeptoragonist. GLP-1 ist ein natürliches Hormon im Körper, das den Appetit reguliert und ein Sättigungsgefühl erzeugt. Es verhindert folglich, dass man weiter Hunger oder Verlangen nach Essen hat. Wegovy kann bei Menschen ab einem BMI von 30 eingesetzt werden, teils aber auch bei Personen mit einem BMI von 27, die in Folge der Fettleibigkeit an Gesundheitsproblemen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Atemnot leiden. In der Schweiz ist es seit Februar 2022 zugelassen, allerdings mit einer niedrigeren Wirkstoffkonzentration und unter dem Namen Ozempic.  

Wegovy wird einmal wöchentlich als fertige Spritze in den Bauch, den Oberschenkel oder den Oberarm injiziert – die Patienten können sich die Spritze selbst geben. Laut Studien konnte bei regelmässiger Anwendung eine Gewichtsreduktion von mindestens fünf, im Durchschnitt aber 15 Prozent ihres Körpergewichts erzielt werden. Das Medikament hat aber auch Nebenwirkungen: Sehr häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen und Bauchschmerzen. Ein weiterer grosser Nachteil: Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss das Medikament stetig eingenommen werden. Nach einem Jahr Anwendung kann das Gewicht nur noch gehalten werden, weitere Abnehmerfolge sind dann aber nicht mehr zu erwarten. 

Der Börsenwert des Pharmaunternehmens stieg am vergangenen Freitag auf 421 Milliarden Dollar – bis 12.30 Uhr lag Novo Nordisk damit vor LVMH, die aber schnell wieder aufholten. Diese äusserst positive Bilanz sorgte beim dänischen Finanzminister Nicolai Wammen für äusserst gute Laune, als er den Staatshaushalt vorstellte: «Diesmal macht es echt mehr Spass als in den letzten Jahren.» «Mehr Spass» bedeutet in diesem Zusammenhang: Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und eine schnell sinkende Inflation in dem skandinavischen Land. Dank Novo Nordisk stieg das dänische BIP um 1,7 Prozentpunkte – ohne den Pharmariesen wäre es um 0,3 Prozent geschrumpft.  

Der Erfolg für Dänemarks Volkswirtschaft hat aber auch seine Kehrseite: Denn laut dänischen Ökonomen gibt es nun einen extremen Zustrom ausländischer Währungen in das Land, die wiederum den Wert der dänischen Krone in die Höhe treiben. Das berichtet «Le Monde». Um allerdings Parität zum Euro zu halten, versucht man aber, genau das eigentlich zu verhindern. Deswegen kauft Dänemark massiv Kronen auf dem Devisenmarkt – zwischen September 2022 und Januar 2023 im Wert von 68 Milliarden Kronen. Auch der Leitzins wurde im Vergleich zur EZB (3,75 Prozent) auf 3,35 Prozent gesenkt. 

Wegovy ist alles andere als ein Schnäppchen 

Das Medikament, das Dänemark reich macht, ist für diejenigen, die es einnehmen wollen, allerdings extrem teuer: In Deutschland belaufen sich die Kosten pro Monat und Patient auf rund 300 Euro – Krankenkassen erstatten diese bislang nicht. In den USA ist das Medikament noch viel teurer: Dort kostet eine Monatsration unfassbare 1349 Euro.

Wie viel Wegovy in der Schweiz kosten wird, ist noch unklar: «Wir stehen mit dem Bundesamt für Gesundheit in Verhandlungen über den Preis des Medikaments sowie die Kassenpflicht», sagte Susanne Landolt von Novo Nordisk gegenüber der NZZ. Derzeit ist das Medikament aufgrund von Lieferengpässen ohnehin nicht erhältlich. In der Schweiz wird derzeit das vergleichbare Medikament Ozempic genutzt – die Wirkstoff-Dosierung ist hier allerdings deutlich geringer. Die Kosten werden je nach Diagnose von den Krankenkassen übernommen – eine Spritze kostet circa 130 Franken. 

Bei Novo Nordisk geht man davon aus, dass Wegovy auch hierzulande ein Renner sein könnte: Laut Selbstangaben sind 31 Prozent der Bevölkerung übergewichtig, elf Prozent sogar adipös. 

Bist du zufrieden mit deinem Gewicht?

Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine Essstörung?

Hier findest du Hilfe:

Fachstelle PEP, Beratung für Betroffene und Angehörige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

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