«Nur bei Schweizern muss ich zur Grillparty Fleisch mitnehmen»

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Komikerin über Kultur-Clash«Nur bei Schweizern muss ich zur Grillparty Fleisch mitnehmen»

Mrkvica Ajvaric zeigt sich nach der Grillfest-Einladung einer Schweizer Freundin schockiert. Die Bosnierin sollte ihr Fleisch selbst mitbringen. Diesen Kultur-Clash hat die Komikerin humorvoll in einem Video verarbeitet.

«Wenn du eingeladen bist zu einer Schweizer Grillparty und das Fleisch selbst mitbringen musst»: Komikerin Mrkvica Ajvaric berichtet über ein Erlebnis mit ihrer Nachbarin.

mrkvicaajvaric/TikTok

Darum gehts

  • Die Komikerin Mrkvica Ajvaric ist zu einer Schweizer Grillparty eingeladen worden. Dass sie das Fleisch selbst mitbringen sollte, passte ihr überhaupt nicht.
  • So etwas komme nur bei Schweizern vor, ist die Bosnierin (40) überzeugt und hat ein Video dazu gedreht.
  • Das Video soll Wirkung gehabt haben, so Ajvaric: «Nach diesem Video bittet mich nun keiner aus meinem Freundeskreis mehr, mein eigenes Fleisch mitzunehmen.»

«Wir machen eine Grillparty, du bist eingeladen, aber bitte bring dein eigenes Fleisch mit»: Auf diese Einladung einer Schweizer Nachbarin reagiert die bosnische Komikerin mit dem Künstlernamen Mrkvica Ajvaric (40) allergisch. Ihre humorvolle Gegenfrage: «Was? Ist die Party bei mir oder bei dir?»

Das Erlebte verarbeitet die zweifache Mutter, die seit über zehn Jahren in der Schweiz lebt, in einem Video auf TikTok und Instagram. Damit scheint sie einen Nerv getroffen zu haben. Aus den Kommentaren auf Instagram geht hervor, dass auch andere Ausländer Ähnliches erlebt haben. Viele bedanken sich bei der Komikerin, es mit dem Video auf den Punkt gebracht zu haben.

Zu 20 Minuten sagt Ajvaric: «Ich war schon etwas frustriert nach dieser Einladung. So etwas würde bei uns Ausländern nie in Frage kommen.» Ihre Eltern seien arm gewesen, hätten Besuchern aber immer etwas geboten. Diese Gastfreundschaft habe sie so übernommen. «Wir Leute aus dem Balkan stellen den Gästen auch bei Grillpartys alles bereit. Für Schweizer haben Gäste vielleicht nicht den gleichen Stellenwert. Bei ihnen muss man dann eben etwa das Fleisch selbst mitbringen.»

«Mit Vegi etc. ist heute alles schwieriger geworden»

TV-Grillexperte Freddy Camerer sieht hinter der «Bring-dein-eigenes-Fleisch»-Einladung vorwiegend Positives: «Jeder kann das mitbringen, was er mag, und so viel, wie er will. Auch sieht man dann, was andere so auf dem Grill machen, und es gibt super Diskussionen.»

Sowieso könne man nur verlieren, wenn man das Essen für alle organisiere: «Heute ist alles etwas schwieriger geworden mit Vegi und vegan, ‹für mich bitte ohne Fett›, ‹für mich bitte genau 500 Gramm›. Und dann heisst es: ‹Ach ja, und mein Kind darf nur das und dies essen, so und so gemacht.›»

«Das Wichtigste ist doch, dass man zusammen kommt»

Es treffe aber zu, dass er bei Ausländern noch nie sein eigenes Fleisch oder Sonstiges habe mitbringen müssen: «Es ist eben da so, dass es das gibt, was auf den Tisch kommt, und alle sind happy. Meist ist es eher günstigeres Fleisch bei vielen Gästen. Wir Schweizer sind hingegen eine Filet- und Entrecote-Gesellschaft geworden. Man ist wählerischer und eher bereit, etwas mehr Geld auszugeben.»

Er handhabe es jeweils so, dass er kommuniziere, was er zubereite. «Falls dann jemand mehr oder etwas anderes will, kann er es gerne mitbringen.» Sowieso: «Das Wichtigste ist doch, dass man zusammenkommt, die Kulinarik geniesst und Freude am Leben hat.»

«Keiner riskiert mehr, mich ohne Fleisch einzuladen»

Mit dem Clash der Grillkulturen offen umzugehen, hat zumindest bei Komikerin Ajvaric Wirkung gezeigt: «Nach diesem Video bittet mich nun keiner aus meinem Freundeskreis mehr, mein eigenes Fleisch mitzunehmen», sagt Ajvaric lachend. Auch die betroffene Nachbarin habe das Video gesehen und es mit Humor genommen. «Ihr war wohl gar nicht klar, dass ich als Ausländerin eine solche Einladung falsch verstehen könnte.»

Genau solche feinen Kulturunterschiede nehme die Komikerin aber gerne in ihren Videos auf und versuche über Humor für eine Völkerverständigung zu sorgen. «Eigentlich will ich erreichen, dass Ausländer und Schweizer auf diese Unterschiede aufmerksam werden und sich mit den Kulturen annähern.»

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