Von wegen harmlosNur ein Zug von der E-Zigi hat schon negative Folgen
E-Zigaretten gelten als weniger schädlich als Zigaretten. Doch nun häufen sich Hinweise, dass sie ebenfalls der Gesundheit schaden.
Lange Zeit wurden sie als harmlosere Alternative zur klassischen Nikotinzigarette gepriesen, doch es zeigt sich immer mehr: Auch E-Zigis sind alles andere als harmlos. Wie gross das von ihnen ausgehende Gesundheitsrisiko ist, ist allerdings noch unklar.
Nach Meldungen von über 100 mit Lungenproblemen hospitalisierten Personen, deren einzige bekannte Gemeinsamkeit die Nutzung von E-Zigaretten ist, haben die US-Gesundheitsbehörde CDC und die US-Arzneimittelaufsicht FDA angekündigt, die Angelegenheit zu untersuchen. Zumal es bereits einen ersten Toten gibt.
Gefässe im Vergleich
Währenddessen informieren Forscher um Felix W. Wehrli von der University of Pennsylvania in Philadelphia über eine weitere ungewollte Nebenwirkung von E-Zigis. Wie sie im Fachjournal «Radiology» schreiben, könnte deren Dampf den Gefässen des Vapers schaden.
Für die Studie rekrutierten die Wissenschaftler 31 gesunde Nichtraucher. Deren Aorta sowie die grosse Oberschenkelarterie und -vene untersuchten sie im Magnetresonanztomografen (MRT). Dafür schnürten sie deren Beine mit einer Manschette ab und beobachteten, wie schnell das Blut nach dem Lösen dieser wieder normal durch die Gefässe floss und wie sehr sich diese durch den gesteigerten Blutfluss weiteten.
Anschliessend liessen sie die Probanden sechsmal für jeweils drei Sekunden an einer mit Propylenglycol, Glycerol und Tabakaroma befüllten E-Zigi ziehen. Dann wiederholten sie den Test im MRT.
Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Der Vergleich zeigte: Bereits wenige Züge wirken sich negativ auf die Gefässe der Studienteilnehmer aus. Konkret zeigte sich, dass der Blutfluss in der Oberschenkelarterie vermindert war und sie sich deutlich weniger erweiterte. Auch war der Sauerstoffgehalt in der Vene nach dem Inhalieren um 20 Prozent reduziert.
Laut den Forschern weist das darauf hin, dass sich das Dampfen unter anderem negativ auf die Wandzellen der Blutgefässe auswirkt, die sogenannten Endothelzellen. Diese seien essenziell, damit das Blut zirkulieren könne. Eine Beschädigung erhöhe das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall – selbst dann, wenn das Liquid kein Nikotin erhält.
«Fangt nicht mit dem Vapen an»
Entsprechend fällt auch die Empfehlung der Forscher aus: «Ich rate jungen Leuten davon ab, mit dem Vapen zu beginnen», so Wehrli in einer Mitteilung. Anders als oftmals behauptet, ist es nicht das Nikotin, das E-Zigaretten gefährlich macht. «Die Gefahren bestehen unabhängig davon.»
Entsprechend düster fällt sein Urteil aus: «Wenn es nach einmaligem Gebrauch einer E-Zigarette einen Effekt gibt, dann können Sie sich vorstellen, welche bleibenden Schäden durch regelmässiges Vaping über Jahre hinweg verursacht werden können.»
Krebserregende Stoffe
Mit ihrer Meinung, dass E-Zigaretten doch nicht so harmlos sind, wie sie oftmals angepriesen werden, stehen die Forscher nicht allein da. So könnten die im Liquid enthaltenen Verneblungsmittel wie Propylenglykol die Atemwege reizen und die Lungenfunktion vermindern. Zudem entstehe durch Erwärmen des Stoffs kanzerogenes Propylenoxid, wie Frank Henkler-Stephani vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung auf Anfrage von 20 Minuten erklärte.
Forscher um Won-Hee Lee von der Stanford University und der University of Arizona wiesen ausserdem nach, dass manche Aromen riskanter sind als andere.
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