Oberstleutnant Buttet muss Dienstwaffe abgeben

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Stalking-AffäreOberstleutnant Buttet muss Dienstwaffe abgeben

Die CVP wollte in der Stalking-Affäre eine Haltung festlegen – doch der Protagonist ist nicht aufgetaucht.

von
woz
Laut «SonntagsBlick» ist der kürzlich zurückgetretene SVP-Fraktionspräsident Adrian Amstutz mit Parteikollegin Céline Amaudruz bei einer Aussprache über den Fall Yannick Buttet hart ins Gericht gegangen.
«Ich habe nie gesagt, dass sich Frau Amaudruz nicht öffentlich zu Belästigungen äussern dürfe und ich habe auch nie gesagt, dass sie damit der Partei schade», stellt Amstutz gegenüber 20 Minuten klar.
Die Stimmung im Bundeshaus sei sehr angespannt gewesen, wie sie kürzlich bei einem Besuch während der Session festgestellt habe, sagt Michelle Singer, Präsidentin der Jungen SVP Emmental. «Männliche SVP-Parlamentarier trauten sich nicht mehr, mir drei Küsse zu geben, sondern gaben mir nur noch distanziert die Hand.»
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Laut «SonntagsBlick» ist der kürzlich zurückgetretene SVP-Fraktionspräsident Adrian Amstutz mit Parteikollegin Céline Amaudruz bei einer Aussprache über den Fall Yannick Buttet hart ins Gericht gegangen.

Keystone/Lukas Lehmann

Der mit Stalking-Vorwürfen konfrontierte Walliser CVP-Nationalrat Yannick Buttet zieht sich vorläufig aus der Öffentlichkeit zurück. Zuvor hat er seinen Rücktritt als Vize-Präsident der CVP Schweiz erklärt. Am Nationalratsmandat hält er aber vorerst noch fest.

Der Oberstleutnant muss zudem seine Dienstwaffe abgeben, wie die «Tagesschau» berichtet. Das sei Standardprozedur bei einer laufenden Untersuchung, erklärt das VBS.

Heute wollte sich die Parteispitze treffen, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Doch: «Yannick Buttet konnte nicht an der heutigen Sitzung teilnehmen», heisst es in der Mitteilung. «Er ist ab sofort krank geschrieben und wird sich in die Kur begeben», begründet sein Anwalt Andreas Meili die Abwesenheit. «Solange er nicht gesund ist, wird er seine Ämter als Nationalrat und Gemeindepräsident von Collombey-Muraz nicht ausüben.»

«Wir müssen ihn anhören»

CVP-Kommunikationschef Manuel Ackermann hat auf Anfrage von 20 Minuten gesagt, dass das Präsidium dies gleichzeitig mit der Kommunikation Buttets erfahren habe. Dass Buttet nicht an der Sitzung erschien, sei überraschend gewesen.

Der Entscheid, ob man Buttet den Rücktritt nahelegen will, ist vertagt worden. «Wir wollen erst entscheiden, wenn wir die Fakten kennen. Dazu müssen wir ihn anhören», sagt ein Mitglied des CVP-Parteipräsidiums.

Die Parteispitze will Buttet baldmöglichst zu einer Aussprache einladen. Ein neuer Termin sei noch nicht festgelegt worden. Die CVP betont, dass jegliche Übergriffe auf die Integrität anderer Menschen inakzeptabel seien.

«Alle Szenarien besprochen»

Die CVP des französischsprachigen Wallis unterstützt den Weg des Nationalrats, der sich wegen seines Alkoholkonsums in ärztliche Behandlung begibt. Er und andere hätten Buttet beraten, sagte Serge Métrailler, Präsident der CVP des französischsprachigen Wallis. «Wir haben alle möglichen Szenarien besprochen.»

Métrailler begrüsst, dass sich Buttet in Behandlung begibt. «Ich spüre bei ihm einen echten Willen.» Der Nationalrat werde von der Kantonalpartei nicht unter Druck gesetzt, sagte Métrailler.

Stalking-Affäre im Wallis

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass wegen des Walliser CVP-Nationalrats Ende November in Siders VS die Polizei ausrücken musste. Dort soll Buttet bei seiner Ex-Geliebten so lange geklingelt haben, bis die Frau die Polizei rief.

Dieser Auftritt des Nationalrats hatte eine Klage wegen Stalkings zur Folge. Da die Information darüber durch ein Leck bei der Staatsanwaltschaft oder bei der Polizei an die Medien gelangte, hat die Walliser Staatsanwaltschaft auch eine Untersuchung wegen Amtsgeheimnisverletzung eröffnet.

Nach den Enthüllungen wurden erste Rücktrittsforderungen laut. Gegenüber dem Westschweizer Radio RTS lehnte Buttet einen Rücktritt jedoch ab. Nach dem Fall wurde zudem eine Anlaufstelle für Opfer von Belästigungen im Bundeshaus gefordert. (woz/sda)

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