Transfrau befehligt Bataillon«Oberstleutnant Hug ist eine Vorreiterin»
20 Minuten berichtete über Christine Hug, Transfrau und Oberstleutnant im Generalstab. Der Artikel hat bei Bekannten und Lesern ein positives Echo ausgelöst.
Beim Besuch von 20 Minuten weilte Christine Hug gerade am Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere, um einen Kurs zu absolvieren. (Video: S. Brazerol)
Der Artikel zu Oberstleutnant Christine Hug bewegt die 20-Minuten-Leser. Viele gratulieren ihr in den Online-Kommentaren zu ihrem Mut, nun offiziell als Frau zu leben. «Hauptsache glücklich. Wenn sie glücklich damit ist und sich so wohlfühlt, wieso nicht? Alles Gute», lautete der meistgelikte Kommentar.
Ein anderer Leser beleuchtet den Zusammenhang von Transgender und Militär: «Ich finde es gut, dass das in unserer Gesellschaft und unserer Armee so möglich ist.» Zwar gab es auch einige negative Kommentare, doch die positiven überwiegen. Dass nicht nur Hugs Arbeitsumfeld und ihre Familie, sondern auch viele andere Leser hinter der Transfrau stehen, fällt auf: «Schön, dass so viele positive Feedbacks geschrieben wurden. Spricht für die Mentalität hier. I like», schreibt ein Kommentator.
«Militär bildet Gesellschaft nun ganzheitlicher ab»
Für Janna Kraus vom Transgender Network Switzerland ist der Umstand, dass Transpersonen im Militär öffentlich zu ihrer Transidentität stehen können, ein gutes Zeichen: «Das bedeutet, dass solch konservative Bereiche nun ebenfalls ein ganzheitlicheres, realistischeres Bild von der Gesellschaft wiedergeben.»
«Es ist die breitere gesellschaftliche Akzeptanz sowie die Leistung vieler Vorreiter wie Christine Hug, dass sich Institutionen öffnen», so Kraus. Dies wiederum führe zu einem weiteren Abbau von Barrieren. Trotzdem hinke die Schweiz im Prozess der Normalisierung im Umgang mit Transpersonen im internationalen Vergleich noch hinterher. «Vor allem am Arbeitsplatz sind Coming-outs oft auch heute noch immer sehr heikel.»
Coming-out als Herausforderung in Partnerschaften
Laut Kraus ist das Coming-out immer ein sehr persönlicher und rechtlich sowie sozial hindernisreicher Prozess. «Als solidarische und offene Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, solche Hürden für betroffene Personen und ihre Angehörigen aus dem Weg zu räumen.» In einer Partnerschaft stelle ein Coming-out natürlich eine besondere Herausforderung dar, die auf beiden Seiten viele komplizierte Emotionen hervorrufen könne.
Das Wichtigste sei, dass sich beide Partner in diesem Prozess nicht alleine fühlen. «Sicherlich müssen einige Dinge neu ausgehandelt werden, doch es ist auch eine Chance, offen miteinander reden zu können.»
«Es gab viel positives Feedback»
Christine Hug selbst kann ebenfalls von sehr vielen guten Reaktionen auf den Artikel aus ihrem privaten wie beruflichen Umfeld berichten. Viele hätten ihr zu ihrem Mut gratuliert und den Beitrag wirklich toll gefunden. «Da waren auch Bekanntschaften darunter, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr getroffen hatte. Es war schön, auf diese positive Weise wieder mit ihnen in Kontakt treten zu können.»
Der Artikel sei auch von ihrer Frau gut aufgenommen worden, so Hug. «Sie hat zudem ein grosses Interesse an den Kommentaren in der Online-Fassung gezeigt.» Und auch sie sei von ihrem Umfeld angesprochen worden. «Ich bin mir bewusst, dass mein Coming-out und der damit in Verbindung stehende Prozess für sie alles andere als einfach ist.»
«Wir wollen den Weg gemeinsam gehen»
Doch ihre Frau versuche, damit so offen und unterstützend wie ihr möglich umzugehen, sagt Hug. Das sei bis jetzt nicht einfach gewesen und werde es auch in Zukunft nicht sein. «Doch meine Frau und ich haben so vieles gemeinsam, kennen uns so lange und haben viel miteinander erlebt. Deshalb ist es das Wichtigste für uns, auch diesen Weg gemeinsam zu gehen.»