Vergleich der KantoneObwalden ist stolz auf die tiefe Sozialhilfequote
In Obwalden beziehen am wenigsten Flüchtlinge Sozialhilfe – in Basel-Stadt die meisten. Die Kantone erklären, warum.
Die Sozialhilfequote im Flüchtlingsbereich stieg im vergangenen Jahr um 4 Prozent an. Das zeigen die neuen Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS). 2016 bezogen 25'544 Personen Sozialhilfe. Der Vergleich der Kantone zeigt: Die Sozialhilfequote ist im Kanton Basel-Stadt mit 94,9 Prozent am höchsten. Der Gegenpol ist der Kanton Obwalden. Dort bezogen vergangenes Jahr lediglich 60,8 Prozent der Personen im Asylbereich Sozialhilfe.
Christoph Amstad, Obwaldner Regierungsrat und Chef des Sicherheits- und Justizdepartements, erklärt das gute Ergebnis: «Wir haben neben der tiefen Sozialhilfequote auch eine tiefe Arbeitslosenquote.» Diese habe im November 2017 beispielsweise 0,9 Prozent betragen, während in der gesamten Schweiz eine Quote von 3,1 Prozent errechnet wurde. Weiter funktioniere in Obwalden die Vermittlung von Arbeitssuchenden reibungslos: «Grund dafür sind die optimalen Beziehungen, die wir in unserem kleinen Kanton mit den Arbeitgebern pflegen», so Amstad.
Nur 197 Asylsuchende in Obwalden
Gleichzeitig lebt im Kanton Obwalden nur eine geringe Anzahl Asylsuchender: Laut BfS waren es Ende November 2017 197 Personen im Asylprozess. «Wir haben aufgrund des Bundeszentrums in Obwalden keine Zuweisungen von Asylsuchenden durch den Bund», erklärt der Regierungsrat. Neue Personen kämen nur durch Familiennachzüge oder Geburten hinzu. Amstad: «Von höchster Priorität ist für uns die optimale Integration im Bereich der Sprache und des Berufs.» Der Fokus liege auf den jungen Erwachsenen, sodass diese eine erste Arbeitsstelle bekommen können.
Während im Halbkanton Obwalden nur wenige Asylbewerber von der Sozialhilfe leben, sieht das im Halbkanton Basel-Stadt anders aus: Dort ist mitunter der stärkste Anstieg der Sozialhilfequote im Flüchtlingsbereich festzustellen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Quote um 13,1 Prozent an. Der Basler Regierungsrat Christoph Brutschin erklärt: «Zentrumsstädte wie Basel weisen oft eine höhere Sozialhilfequote aus wie ländliche Kantone.» Gründe dafür seien, dass die Hälfte der Sozialhilfebezüger keine abgeschlossene Ausbildung habe und gleichzeitig Arbeitsplätze im Tieflohnsegment fehlen würden.
«Immer weniger Stellen für gering qualifizierte Personen»
«Zudem gibt es in Basel sehr viele Einpersonenhaushalte, bei denen das Sozialhilferisiko wesentlich höher ist», so der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Die Senkung der Sozialhilfequote werde angestrebt, könne aber «nur langfristig und mit erheblichen Investitionen in die Bildung» erreicht werden.
Für Remo Dörig, stellvertretender Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren, kommen die Zahlen des BfS nicht überraschend: «Grundsätzlich ist die Sozialhilfequote in der Schweiz im Vergleich mit dem Ausland eher gering. Das hat damit zu tun, dass mit der Sozialhilfe auch die Integration unterstützt wird.» Dennoch habe die Arbeitslosigkeit gerade in Städten zugenommen. Dörig: «Besonders für gering qualifizierte Personen gibt es immer weniger Stellen.»
Änderung im Kanton Zürich
Im September 2017 entschied die Zürcher Bevölkerung, dass Migranten mit dem Status F (vorläufig aufgenommen) keine Sozialhilfe mehr bekommen. Ihnen wird dafür die tiefere Asylfürsorge ausgezahlt. Aus diesem Grund wird im Kanton Zürich die Sozialhilfequote in den kommenden Jahren vermutlich weiter sinken. (sil)