Öffentlicher Verkehr«Ende Gelände» – Preisüberwacher zieht Grenze bei Ticketpreisen
Preisüberwacher Stefan Meierhans rügt den ÖV für dessen Billettpreise. Dieser erfülle seit mehreren Jahren nicht die gesetzliche Vorgabe der Angemessenheit.
Darum gehts
Die Preise im Schweizer ÖV steigen zunehmend an.
Jetzt schaltet sich der Preisüberwacher ein.
Laut seinen Berechnungen sind die Preise der SBB nicht angemessen.
Die Alliance Swiss Pass hat am 4. April 2023 angekündigt, erstmals nach sieben Jahren im nationalen direkten Verkehr Tarifmassnahmen vorzunehmen. Trotz gestiegener Kosten und Teuerung hat die ÖV-Branche nun entschieden, die Preiserhöhungen tiefer als angekündigt anzusetzen. Der Preisüberwacher hatte interveniert.
Nun ergibt eine Analyse des Preisüberwachers Stefan Meierhans und seines Teams: Wären Postautos, Trams und Bahnen gesamthaft zur Hälfte gefüllt, würden die ÖV-Nutzer mit ihren Tickets und Abos die gesamten Betriebskosten des ÖV in etwa selbst tragen. Darüber berichtet der «Blick».
Halbe Auslastung soll gesamte Kosten decken
In der Bundesverfassung steht: «Die Kosten des öffentlichen Verkehrs werden zu einem angemessenen Teil durch die von den Nutzerinnen und Nutzern bezahlten Preise gedeckt.» Geht es nach Meierhans, dann ist der Preis dann angemessen, wenn mit 50 Prozent ÖV-Auslastung 100 Prozent der Betriebskosten gedeckt sind.
Stimmst du den Forderungen des Preisüberwachers zu?
In den vergangenen zwei Jahren wurde dieser Punkt überschritten. Laut dem «Blick» haben ÖV-Passagiere in den Jahren 2021 und 2022 mit 50 Prozent Auslastung rund 104 Prozent der Betriebskosten gedeckt. Der Preisüberwacher sagt: «Nun ist aber Ende Gelände. Für weitere Preissteigerungen im ÖV sehe ich auf weiter Flur keine plausiblen Gründe. Es müssten schon die Energiepreise oder andere nachvollziehbare Kosten explodieren, damit weitere Preisersteigerungen geprüft werden können.»
«Ist nicht Aufgabe des Preisüberwachers»
Derweil setzt SBB-Chef Vincent Ducrot (60) jedoch auf Preiserhöhungen und weicht damit von seinen Vorgängern ab. Der frühere Generaldirektor der Freiburgischen Verkehrsbetriebe dürfte daher mit der Forderung Meierhans’ alles andere als einverstanden sein. «Es ist nicht die Aufgabe des Preisüberwachers, die Angemessenheit der Preise zu bestimmen», so ein Vertreter der ÖV-Branche gegenüber dem «Blick».
Die Angemessenheit müsse stattdessen vom Parlament definiert werden. Wie dieses die Preisstruktur der SBB bewerten wird, ist noch unklar. Die zahlreichen Vertreter der ÖV-Branche, die in National- und Ständerat Einsitz haben, dürften sich jedoch gegen die Pläne des Preisüberwachers stellen.
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