Oensingen SO«Bin nicht stolz auf das, was ich getan habe»: Täterin (16) zeigt Reue
Sechs Mädchen prügelten brutal auf eine 16-Jährige ein, zwangen sie, sich auszuziehen und ihre eigenen Haare zu essen. Jetzt spricht eine Täterin – und schwärzt die anderen Schlägerinnen an.
Darum gehts
Sechs Mädchen verprügelten und demütigten in Oensingen SO eine 16-Jährige.
Aufnahmen davon gelangten in die sozialen Medien.
Jetzt spricht eine der Täterinnen: Die 16-jährige S.* bereue die Tat.
Freitagabend, 17. Januar, auf einem Parkplatz am Bahnhof Oensingen SO: Sechs Mädchen unterschiedlicher Herkunft zwischen 14 und 16 Jahren prügeln auf eine 16-Jährige ein. Sie zwingen sie, ihre eigenen Haare zu essen, spucken sie an, später muss das Mädchen sich fast nackt ausziehen.
Die Szenen werden von Mittäterinnen teilweise gefilmt und verbreiten sich in den sozialen Medien. Jetzt konnte 20 Minuten mit der 16-jährigen S.* sprechen, die an dem Abend dabei gewesen ist. Sie schildert die Vorfälle so: «Das Opfer prügelte sich erst mit L.*, einer der Täterinnen, die eine Freundin von mir ist. Als meine Freundin am Boden lag, bin ich auch reingegangen und habe auf das Opfer eingetreten. Das war ein Fehler, aber sie hat halt eine Kollegin von mir geschlagen.»
«Sie ist, wie sie ist. Sie hat Wut in sich.»
S. betont, dass das die einzige Gewalt sei, die sie ausgeübt habe. «Doch bei den anderen ging es immer weiter. Vor allem L. hörte nicht mehr auf, sie nahm ein Messer und bedrohte das Opfer, obwohl wir sie davon abhalten wollten. Es ging immer weiter. N.* schnitt ihr dann die Haare ab und zwang sie, diese zu essen», schildert S. die eskalierende Gewalt.
Über L., von der am meisten Gewalt ausgegangen sei, sagt die 16-Jährige: «Sie ist, wie sie ist. Sie hat Wut in sich. Sie war fast nicht zu bremsen. Sie war die Schlimmste von uns. Wären wir nicht dazwischengegangen, hätte sie das Opfer womöglich aufgeschlitzt.»
Stand am Ursprung ein Drogentod?
Auch die Aussagen von S. über den Ursprung der Schlägerei decken sich mit Schilderungen, die 20 Minuten in Oensingen nun schon mehrfach gehört hat: Eine Kollegin einer der Haupttäterinnen, N., sei vor wenigen Wochen im Zusammenhang mit Drogen ums Leben gekommen. Weil das Opfer «schlecht über sie geredet» habe, sei es zum Gewaltexzess gekommen. Initiiert sei das Ganze von N. worden.
Die 16-Jährige ist offenbar nicht das einzige Opfer von N. 20 Minuten liegen Sprachnachrichten vor, in der sie anderen droht. Eine Jugendliche erzählt, sie sei früher mit S. befreundet gewesen. Als sie eine Kollegin vor N. gewarnt und sie gebeten habe, keine Zeit mehr mit ihr zu verbringen, habe N. sie bedroht. «Ich habe schon ein wenig Angst vor ihr. Ich verstecke mich, wenn ich sie in Oensingen sehe.»
Polizei durchsuchte das Haus von S.
Die Polizei habe bei S. kurz nach der Tat eine Hausdurchsuchung gemacht und sie habe für rund acht Stunden in Untersuchungshaft müssen. Gegenüber den Medien bestätigt die Kantonspolizei Solothurn, dass eine Strafuntersuchung eröffnet worden ist.
Wegen ihrer Taten habe ihre Mutter geweint, jetzt spreche sie kaum mehr mit ihr. «Ich habe nur noch zu meinem Stiefvater ein gutes Verhältnis und ihm alles erzählt. Er fragte mich, ob ich stolz darauf sei und ich sagte Nein. Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Aber jetzt wurden unsere Adressen geleakt, ich bekomme Morddrohungen und traue mich nicht mehr aus dem Haus heraus.» Die Situation sei komplett eskaliert. «Wir alle stehen jetzt als schlimme Menschen da. Doch über L., die die schlimmste von allen war, wird kaum geredet. Das ist einfach unfair.»
Polizei: Keine Person in Haft, Strafuntersuchung läuft
Derzeit befinde sich keine der beteiligten Personen in Haft und es sei auch keine Person anderweitig untergebracht worden, wie die Kantonspolizei Solothurn am Mittwoch auf Anfrage von 20 Minuten mitteilt.
Die Jugendanwaltschaft habe gegen die sechs mutmasslichen Täterinnen eine Strafuntersuchung wegen Angriffs gemäss Artikel 134 StGB eröffnet.
20 Minuten liegen die Aufnahmen der Taten vor. Die Redaktion hat entschieden, sie nicht zu zeigen.
*Namen der Redaktion bekannt
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