Österreicher sehen dank dieser Antenne wieder SRF

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Hoher KastenÖsterreicher sehen dank dieser Antenne wieder SRF

Die SRG stellte die DVB-T-Verbreitung ihrer Sender ein. Im Ausland konnten die Sender deshalb nicht mehr gesehen werden – bis jetzt.

Stefan Ehrbar
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Stefan Ehrbar
Die SRG stellte im Juni die Verbreitung ihrer Sender wie SRF 1 und SRF zwei über das digitale Antennenfernsehen DVB-T ein. Seither können sie im Ausland nicht mehr gesehen werden.
Das war nur erlaubt, solange die Sender auch jenseits der Grenze unverschlüsselt empfangen werden konnten. DVB-T ermöglichte das.
Die Einstellung sorgte bei Politikern und Zuschauern in Deutschland und Österreich für Verärgerung. Nun hat die österreichische Firma Lampert einen Ausweg gefunden. (Im Bild: SRF-Sendung «Mona mittendrin»)
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Die SRG stellte im Juni die Verbreitung ihrer Sender wie SRF 1 und SRF zwei über das digitale Antennenfernsehen DVB-T ein. Seither können sie im Ausland nicht mehr gesehen werden.

Keystone/Christian Beutler

Die SRG stellte im Juni die Verbreitung ihrer Sender über das digitale Antennenfernsehen DVB-T ein. Das verärgerte Zuschauer aus dem Ausland, denn seit jenem Zeitpunkt dürfen die SRG-Sender nicht mehr in ausländischen Kabelnetzen und IPTV-Angeboten verbreitet werden.

Diese Anbieter dürfen die SRG-Sender nur verbreiten, wenn sie diese unverschlüsselt empfangen. Das war bis zur Abschaltung möglich, weil die DVB-T-Signale auch jenseits der Grenze empfangbar waren. Dieses Phänomen wird Overspill genannt. Das Aus von DVB-T in der Schweiz sorgte denn auch für Proteste von Politikern, Gemeinden und Verbänden in Deutschland und Österreich, wo die SRF-Sender beliebt sind (20 Minuten berichtete).

Sender auf dem Hohen Kasten

Nun können zumindest SRG-Fans aus dem Vorarlberg wieder aufatmen. Die Firma Lampert hat einen Weg gefunden, wie die SRG-Sender weiterhin verbreitet werden können. Beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hat sie um eine Schweizer DVB-T-Frequenz gebeten und diese am 6. November erhalten. Nun darf Lampert ab dem Hohen Kasten die SRG-Sender verbreiten. Diese Signale erreichen auch das Vorarlberg und können dort wieder in Kabelnetze eingespeist werden.

Das Bakom stellte die Bedingung, dass die Sender unverschlüsselt verbreitet werden. Dass Lampert vor allem darauf zielt, die SRF-Sender wieder im Vorarlberg zugänglich zu machen, ist dem Bakom bekannt. Die Firma habe alle Bedingungen erfüllt, sagt Sprecher Francis Meier.

«SRG-Sender sind beliebt»

«Der Wegfall von DVB-T hatte zur Folge, dass die umliegenden Länder die äusserst beliebten SRG-Programme nicht mehr in ihr Kabelnetz einspeisen durften, was für Unmut sorgte», sagt Meier. Mit dem Weg über den eigenen Schweizer DVB-T-Sender kann die österreichische Firma das rückgängig machen.

Christoph Schmid, Leiter Marketing bei Lampert, sagt, die Nachfrage nach den Schweizer Sendern sei bei den Kunden «extrem hoch» gewesen. Ähnlich wie im süddeutschen Raum seien sie seit jeher ein fester Bestandteil des täglichen Fernsehprogramms. «Sie bieten einen Mehrwert für den kulturellen Austausch und das interkulturelle Verständnis.»

Nur Vorarlberg betroffen

Rund 16'000 Vorarlberger gingen ihrer täglichen Arbeit in der Schweiz oder Lichtenstein nach und hätten ein Bedürfnis, sich über die Region ihres Arbeitgebers zu informieren. «Manche Informationen aus der Schweiz haben für Vorarlberger eine weit höhere Relevanz als jene aus Wien», sagt Schmid.

Weil alle Kabelnetzbetreiber im Vorarlberg von der gefundenen Lösung profitieren, beteiligten sich auch alle anteilig an den Kosten für den DVB-T-Sender im Alpstein. Im Rest von Österreich seien die SRG-Sender über diese Lösung nicht zu sehen.

Folgen Deutschland und Frankreich?

Auch SRG-Fans im angrenzenden Frankreich könnten bald von einer ähnlichen Lösung profitieren. Dem Bakom sei bekannt, dass es auch Interessenten für eine Verbreitung der SRG-Programme über DVB-T in der Region Genfersee gebe, sagt Sprecher Francis Meier. Entsprechende Gesuche lägen aber noch nicht vor. Dabei handelt es sich offenbar um Interessenten aus der Schweiz.

Auch die deutsche Politik ist auf die Möglichkeit aufmerksam geworden. Die Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) schreibt auf ihrer Internetseite, dass solche privatrechtlichen Regelungen auch für das deutsche Grenzgebiet denkbar wären. «Ein solches Geschäftsmodell könnte durchaus auch interessant sein für deutsche Kabelnetzbetreiber, die die Region Südbaden versorgen», so Schwarzelühr-Sutter.

Eine Erlaubnis der SRG brauchen die Anbieter nicht. Die SRG nehme die privatwirtschaftlichen Initiativen zur Kenntnis, sagt Sprecher Edi Estermann. «Wir freuen uns über das Interesse an unseren Angeboten.»

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