Slap FightingOhrfeigen bis zum K.o. – diese Trend-Sportart kann tödlich enden
Die Kampfsportart Slap Fighting wird immer beliebter. Mittlerweile werden die Kämpfe aufwendig inszeniert. Experten warnen vor gesundheitlichen Risiken.
Hier ist ein offizieller Werbefilm der US-Kampfsportserie «Power Slap» zu sehen.
powerslapleague/twitterDarum gehts
In den USA und auf Social Media ist derzeit die Sportart Slap Fighting sehr beliebt.
Milliardär Dana White will sie mit der Serie «Power Slap» noch bekannter machen.
Doch die Kritik ist gross, die Neurowissenschaft warnt.
Die Hand klatscht ins Gesicht. Der Geschlagene wankt. Dann stürzt er zu Boden – er ist k. o. Der Schläger seinerseits reisst die Arme in die Höhe und jubelt. Das ist die Sportart Slap Fighting.
Das sind die Regeln
Athleten aus aller Welt treten gegeneinander an. Über Sieg oder Niederlage wird nach Knockout, technischem K. o. oder Punkten entschieden. Eine Jury bewertet die Effektivität des Schlagenden sowie die Reaktion und Erholungszeit des Geschlagenen.
Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten darf man sich nicht wehren. Die Schläge müssen unterhalb des Auges, aber oberhalb des Kinns erfolgen – mit der offenen Handfläche. Nach jedem Schlag hat der Geschlagene 30 Sekunden Zeit, sich zu erholen und wieder in Position zu kommen. Insgesamt werden meist drei Runden gekämpft – sofern es keinen K. o. gibt.
So beliebt ist der Sport
Im Untergrund in den USA und im osteuropäischem Raum hypt der Sport schon lange. Ende des letzten Jahres nahm sich dann der mächtige US-Sportunternehmer Dana White der Sache an. Der 53-jährige Milliardär gründete die Serie «Power Slap», sein Ziel: das Slap Fighting auf ein neues Level heben.
Seit Anfang Jahr wird sie nun auf dem amerikanischen Sender TBS und auf der Videoplattform Rumble gezeigt. «Power Slap» steckt aber noch in den Kinderschuhen. Produzent White glaubt, dass die Serie so gross wie die MMA-Liga UFC werden kann, der er ebenfalls vorsteht. Auf Social Media haben Videos Millionen Aufrufe.
So gefährlich ist er
2021 verstarb der Pole Artur Walczak nach einem Slap-Fighting-Anlass. Prof. Dr. Luca Regli von der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsspital Zürich sagt gegenüber 20 Minuten: «Jede Ohrfeige ist eine zu viel.» Er warnt, dass bereits ein einziger schwerer Schlag auf den Kopf tödlich enden könne. Für ihn sei die Sportart «auf keinen Fall» medizinisch vertretbar. «Sie hat aus gesellschaftlicher und kultureller Sicht keine Berechtigung, sich eine Sportart zu nennen. Schlaue Köpfe schützen ihr Gehirn.»
Gleicher Meinung ist Nina Feddermann, Sportneurowissenschaftlerin der Universität und des Universitätsspitals Zürich: «Es ist aus meiner Sicht völlig unverständlich, eine solche Aktivität zuzulassen.» Der Schlag könne unterschiedliche Strukturen verletzen. «Unser Gehirn ist die Steuerzentrale des Körpers. Schläge können zu Verletzungen von Blutgefässen und Nervenzellen führen oder Nervenzellen in ihrer Funktion beeinträchtigen.»
So verteidigen sich die Bosse
Die Sportkommission des US-Bundesstaates Nevada gab für die Sportart trotz Kritik grünes Licht. Darauf verweisen auch die Verantwortlichen. Bei den Wettkämpfen in Las Vegas stehen Ärzte zur Verfügung, es gibt vier Gewichtsklassen. Alle Teilnehmenden müssen einen Mundschutz und Ohrstöpsel aus Baumwolle tragen.
Die Kritiker nennt White «Idioten». Er ist überzeugt, dass Slap Fighting sicherer sei als Boxen. Der «New York Times» sagt er: «Bei uns gibt es drei bis fünf Ohrfeigen pro Event. Boxer stecken 300 bis 400 Schläge pro Kampf ein.» Und: «Wenn du es nicht magst, schau es nicht. Niemand zwingt dich dazu.»
Das sagt ein Slap-Fight-Champion
Darius Mata-Varona, «The Destroyer», hat bisher all seine 17 Kämpfe gewonnen. Der 23-Jährige liebt den Sport. Gegenüber 20 Minuten sagt er, dass er konditioniert darauf sei, Schläge einzustecken: «Schmerz ist kein grosser Faktor.» Gefahren für seine Gesundheit sieht er nicht.
Und wie sieht ein Slap-Fighting-Training aus? «Ich schlage auf Ziegelsteine und Reifen, um meine Hände zu trainieren und mein Handgelenk zu stärken», so der US-Amerikaner. Auch Rumpfübungen stehen auf seinem Trainingsplan: «So verbessere ich meine Rotationskraft.»
Sollte Slap Fighting verboten werden?
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