Quarantäne-SchockOmikron-Welle könnte zu Milliarden-Ausfällen in der Wirtschaft führen
Die neue Corona-Variante sorgt für eine Massenquarantäne. Besonders kleine Unternehmen leiden unter den Arbeitsausfällen und müssen teilweise sogar schliessen. Das könnte hohe wirtschaftliche Kosten zur Folge haben.
Darum gehts
Die Omikron-Variante überrollt die Schweiz: Über 143'000 Menschen stecken zurzeit zu Hause in Quarantäne oder Isolation fest, wie das BAG meldet. Weil einige Kantone, wie etwa Zürich, über die Festtage keine Zahlen geliefert haben, sind es in Wahrheit aber noch viel mehr.
Die vielen Absenzen werden zur Belastungsprobe für die Schweizer Wirtschaft. Denn gut die Hälfte der Arbeitnehmenden kann in der Quarantäne nicht einfach im Homeoffice weiterarbeiten. «Es besteht die Gefahr von erheblichen Rückschlägen für die Schweizer Wirtschaft», sagt Martin Eichler, Chefökonom des Basler Forschungsinstituts BAK Economics.
Bei Quarantäne droht der Totalausfall
Besonders teuer kommt es Firmen zu stehen, wenn Expertinnen und Experten ausfallen: «Das kann zum Totalausfall führen», so Eichler. Gewisse Unternehmen müssten dann schliessen. Im schlimmsten Fall kostet die Omikron-Welle die Schweiz mehrere Milliarden Franken.
So mussten etwa bereits erste Gastronomiebetriebe und Hotels aufgrund von Personalmangel schliessen. Dabei treffen die Quarantäne-Ausfälle kleinere Betriebe besonders hart, wie Roland M. Rupp, Präsident des Schweizerischen KMU-Verbands, erklärt.
«Ich müsste den Laden schliessen»
«Bei einem Handwerksbetrieb mit drei Leuten kann der Ausfall einer Person dazu führen, dass Aufträge nicht mehr pünktlich erledigt werden können», so Rupp. Die Corona-Krise sei deshalb vor allem für die kleineren KMUs und Einzelfirmen viel schlimmer, als manch einer denkt.
«Ich müsste meinen Laden schliessen, wenn ich in Quarantäne muss», sagt eine Zürcher Coiffeurin zu 20 Minuten. Denn sie arbeite als Einzige in ihrem Team zu hundert Prozent. Aber auch jeder andere Ausfall im Team sei gravierend für den kleinen Betrieb.
Uneinheitliche Entschädigung
Beim Schaffhauser Maler- und Gipsergeschäft Scheffmacher sind derzeit zwei der 35 Angestellten in Quarantäne. «Das ist nicht so schlimm, weil wir Maler bis März keine Saison haben», sagt Inhaber Daniel Scheffmacher zu 20 Minuten. Sollte aber ein Drittel der Angestellten ausfallen, wäre es bedeutender. «Das wäre kaum mehr gut zu organisieren und die grosse Welle soll ja erst noch kommen», so Scheffmacher.
Diskussionswürdig finde er, dass er nur Erwerbsentschädigung vom Bund für Angestellte in Quarantäne bekommt, die in Kontakt mit einer erkrankten Person waren, aber nicht selber erkrankten. Für an Corona erkrankte Angestellte in Isolation gibt es zwar grundsätzlich Krankentaggeld von der Versicherung. «Aber sie sind erst ab dem 30. Tag versichert, weil wir sonst viel zu hohe Versicherungsprämien zahlen müssten», so Scheffmacher.
Verkürzung der Quarantäne
Auch der Arbeitgeberverband sieht darin ein Problem. «Dazu kommt, dass bei positiv getesteten Mitarbeitenden, welche symptomfrei und somit nicht krank sind, aber nicht im Homeoffice arbeiten können, die Unsicherheit besteht, ob deren Ausfallstunden über die Kurzarbeit abgerechnet werden können.
Ist dies nicht der Fall, ist rechtlich unklar, wer für diesen Lohnersatz aufkommen muss», sagt Arbeitsrechtsspezialistin Daniella Lützelschwab. Sie finde es unbefriedigend, dass man einen Unterschied zwischen Isolation und Quarantäne macht, obwohl beides staatlich verordnete Massnahmen seien (siehe Box).
So kriegst du Geld in der Quarantäne und der Isolation:
Der Arbeitgeberverband fürchte hohe Kosten für die Unternehmen, sollte es zu Massenquarantäne und - isolationen kommen. Darum sei auch eine Verkürzung der Quarantänezeit von heute zehn Tagen wünschenswert, sagt Lützelschwab.
Ausserdem brauche es schweizweit einheitliche Isolations- und Quarantäneregeln, weil kantonal unterschiedliche Regelungen für kantonsübergreifende Firmen sonst schwierig umsetzbar seien.