Schweizer Onlyfans-Model: Fan taucht vor der Tür auf

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StalkingOnlyfans-Model Patrizia: «Auf einmal stand er vor meiner Tür»

Mit Onlyfans verdient Patrizia (28) seit Jahren ihr Geld – doch nicht jeder Abonnent bleibt harmlos. Ein Mann überwies ihr Tausende Franken, wurde immer aufdringlicher und stalkte sie schliesslich im Privatleben.

Onlyfans: Patrizia (28) ist seit fünf Jahren Creatorin und lebt seit ihrem Umzug in die Schweiz  davon.
Seit drei Jahren wird sie laut eigenen Aussagen von einem Mann gestalkt, der zunächst grosszügig war, dann aber durch Liebesgeständnisse und aggressives Verhalten auffiel.
Trotz Blockierungen finde der Mann immer wieder Wege, sie zu kontaktieren, und tauchte sogar vor ihrer Haustür auf, um ihr mit einem Ring einen Heiratsantrag zu machen.
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Onlyfans: Patrizia (28) ist seit fünf Jahren Creatorin und lebt seit ihrem Umzug in die Schweiz  davon.

Privat

Darum gehts

  • Patrizia (28) ist seit fünf Jahren auf Onlyfans aktiv und verdient damit ihren Lebensunterhalt.

  • Seit drei Jahren werde sie von einem Fan aus Zürich gestalkt.

  • Der Mann schickte ihr erst Geld und Liebeserklärungen, dann sei er in seinen Nachrichten zunehmend aggressiv geworden.

  • Er sei sogar vor ihrer Haustüre aufgetaucht und machte ihr einen Heiratsantrag.

  • Patrizia hat nun einen Anwalt eingeschaltet und bereitet eine Anzeige vor.

Patrizia (28) ist seit fünf Jahren Onlyfans-Creatorin. Auf der Plattform verkauft sie Bilder und Videos – erotisch, aber keine Pornografie, wie sie betont. Sie zeige sich in Unterwäsche oder enger Sportkleidung, aber auch in alltäglichen Situationen. Seit drei Jahren wohnt die Deutsche in der Schweiz, seither könne sie von ihren Inhalten leben. Doch ihr Job habe auch Schattenseiten, betont die 28-Jährige. «Ich werde seit drei Jahren von einem Fan gestalkt

So präsentiert sich Patrizia auf Onlyfans und betont explizit, dass sie «nichts Pornografisches» mache.

So präsentiert sich Patrizia auf Onlyfans und betont explizit, dass sie «nichts Pornografisches» mache.

Privat

Lange Nachrichten, Liebeserklärungen und ein Heiratsantrag

Der Mann, Anfang 30 aus dem Raum Zürich, sei zunächst ein grosszügiger Abonnent gewesen, sagt Patrizia. Er habe wöchentlich mehrere Tausend Franken überwiesen und aktiv den Kontakt gesucht. Dann hätten sich seine Nachrichten gehäuft: lange Texte, Liebesgeständnisse, Aufforderungen zu privaten Treffen. Als sie ihm klargemacht habe, dass sie keinen privaten Kontakt wünsche, sei die Bewunderung in Aggression umgeschlagen. «Auf einmal war ich eine ‹Schl****›, weil ich nicht drauf eingegangen bin», erzählt sie.

«Liebste Patrizia, es tut mir so leid, ich hätte das lieber nicht gemacht. Ich liebe dich eigentlich, Süsses. Ich kann machen, was du willst, kaufst oder brauchst. Du hast dich auch mal verliebt in mich, aber ich will dich, das ist ja klar.»

Ausschnitt einer Nachricht an Patrizia

Sechs Monate nach dem ersten Kontakt habe sie ihn blockiert. Das war im Sommer 2021.

Doch er habe nicht locker gelassen. «Über Instagram fand er heraus, dass wir im selben Ort im Kanton Zürich wohnen. Im November 2021 stand er auf einmal vor meiner Tür.» Dort habe er ihr einen Heiratsantrag gemacht. «Er hatte sogar einen Ring mit, den er mir gegeben hat.» Auch sonst seien sich die beiden unverhältnismässig oft begegnet – in Läden, in Lokalen, auf der Strasse. «Deshalb bin ich mittlerweile sogar umgezogen.»

Aktuelle Gesetzeslage

Mit Onlyfans-Chatverläufen zum Anwalt

Bis heute dauert die Belästigung an. «Nachdem ich ihn blockiere, ist meistens ein paar Wochen Ruhe und dann erstellt er wieder neue Profile oder schreibt mir von anderen Handynummern», erzählt Patrizia. Anfang des Monats schaltet sie deshalb einen Anwalt ein. «Mir war es lange unangenehm, juristisch dagegen vorzugehen, weil ich mit Onlyfans mein Geld verdiene und Angst vor dem Stigma hatte.» Der Anwalt bestätigt auf Anfrage, dass er dabei sei, eine Anzeige und ein Kontaktverbot vorzubereiten.

Frühere juristische Streitigkeiten

Schon im Jahr 2023 wurden juristische Massnahmen eingeleitet – aber nicht von Patrizia. Der Mann erstattete Anzeige gegen Patrizia wegen geringfügigen Betruges. Sie soll in seinem Namen Kleider bestellt haben, was sie bestreitet. «Ich wusste damals gar nicht, wo er wohnt.» Das Verfahren wurde Anfang 2024 eingestellt, wie 20 Minuten vorliegenden Dokumenten entnehmen konnte.

Für Patrizia ist klar: «Ich bin nicht die einzige Betroffene.» Sie habe von Freundinnen, die ebenfalls auf Onlyfans aktiv sind, in der Pornoindustrie arbeiten oder als Sexarbeiterinnen tätig sind, erfahren, dass manche Fans Hoffnungen entwickelten und teure Geschenke als eine Art Pfand für eine spätere Liebesbeziehung sähen. Dass Männer sich in erotische Dienstleisterinnen «verlieben», sei in der Branche verbreitet, sagt die 28-Jährige. Trotzdem: «So krass wie in meinem Fall jetzt sei es bisher bei niemandem gewesen.»

«Ich hoffe, das schreckt Täter ab»

Trotz des Stalkings bereue sie nicht, mit Onlyfans angefangen zu haben. Sie sei aber vorsichtiger geworden. «Aufgrund meiner Erfahrungen achte ich darauf, dass man in meinen Storys nicht gleich erkennt, wo ich bin und dass ich distanzierter mit den Fans umgehe. Ich bin zum Beispiel in Nachrichten abweisender.»

Ihre Sorge gelte vor allem den vielen jungen Frauen, die sie immer wieder anschreiben, weil sie selbst auf der Plattform aktiv werden möchten. «Viele sehen nur das schnelle Geld und unterschätzen die Risiken», sagt sie. Man dürfe nicht naiv sein, sonst lasse man sich allenfalls auf Dinge ein, die man gar nicht wolle, sagt die Deutsche und meint damit unter anderem persönliche Treffen mit den Abonnenten. «Es gibt genügend Männer, die extrem viel Geld dafür bieten.»

Gleichzeitig wolle sie mit ihrer Geschichte auch für Abschreckung sorgen. «Ich hoffe, dass es etwas bewirkt, wenn Frauen ihre Erlebnisse öffentlich machen. Niemand sollte sich fürchten müssen, seinen oder ihren Job zu machen.»

Hattest du schon einmal Erfahrungen mit Stalking oder unerwünschter Belästigung?

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Stalking betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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