Operation «Static Kill» ist gestartet

Aktualisiert

Schlamm ins BohrlochOperation «Static Kill» ist gestartet

Der BP-Konzern hat mit der Abdichtung des Öllecks im Golf von Mexiko begonnen.

Seit 15.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) am Dienstag werde Schlamm in das defekte Bohrloch gepumpt, teilte BP-Sprecher John Barnes mit. Dieser Prozess wird voraussichtlich zwei Tage dauern, anschliessend soll der Schlammpfropfen mit Zement gefestigt werden.

Nicht mehr rückgängig zu machen ist, was längst befürchtet wurde: Die Katastrophe im Golf von Mexiko ist laut US-Forschern die grösste Ölpest aller Zeiten.

«Insgesamt schätzen die Forschungsteams, dass rund 4,9 Millionen Barrel Öl aus dem Bohrloch geflossen sind», erklärte der Krisenstab aus Vertretern der US-Regierung und des britischen BP-Konzerns am Dienstag. Bisherige Schätzungen waren von 3 bis 5,3 Millionen Barrel ausgelaufenen Öls ausgegangen.

Zum Vergleich: Beim bisher grössten Öl-Unfall der Geschichte waren 1979 - ebenfalls im Golf von Mexiko - nach einer Explosion auf der mexikanischen Ölförderanlage Ixtoc Uno 3,3 Millionen Barrel Öl ins Meer geströmt.

Gemäss den Zahlen der Forscher wurden bei der aktuellen Katastrophe nicht einmal ein Fünftel (800 000 Barrel) des ausgetretenen Öls aufgefangen und auf Schiffe abgepumpt.

Über das tatsächliche Ausmass der Ölpest gab es seit dem Untergang der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 22. April erhebliche Kontroversen. Zunächst behauptete BP, es strömten lediglich geringe Mengen ins Meer.

Dann wurden die Zahlen immer weiter nach oben korrigiert. Die neusten Schätzungen haben nach Angaben der US-Regierung eine mögliche Abweichung von plus-minus zehn Prozent.

Warten auf endgültige Versiegelung

Seit Mitte Juli ist das Bohrloch im Golf von Mexiko provisorisch verschlossen. Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) begannen BP- Ingenieure schliesslich mit der endgültigen Versiegelung des Öllecks.

Bei dem Manöver wird zunächst schwerer Schlamm von oben ins Bohrloch am Meeresboden gepumpt, in einer zweiten Phase dann Zement. Damit sollen das Öl und Gas im Loch in ihr Reservoir zurückgedrängt werden.

Der «finale Akt» zur Versiegelung steht dann etwa eine Woche später an. Dann wollen die Ingenieure auch das Öl-Reservoir in etwa vier Kilometern Tiefe unter dem Meeresboden verschliessen. Bei dieser Operation «Bottom Kill» sollen ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden. Das geschieht durch einen Nebenzugang, der seit Mai gebohrt wird.

Hohe Entschädigungen

Gemessen an den neuen Schätzungen über die ausgelaufenen Ölmenge droht BP eine Entschädigungsforderung der US-Regierung in Höhe von 17,6 Milliarden Dollar. Pro Barrel ausgelaufenen Rohöls kann nämlich laut US-Recht eine Strafe von 4300 Dollar fällig werden, wenn den Verantwortlichen Fahrlässigkeit nachgewiesen werden kann.

Bislang bildete BP Rücklagen in Höhe von 32,2 Milliarden Dollar. Diese Mitteln sollen unter anderem in den angekündigten Treuhandfonds im Umfang von 20 Milliarden Dollar fliessen, mit dem der Konzern Fischer oder Tourismusbetriebe am Golf von Mexiko entschädigen will.

Auch die mexikanische Regierung will den BP-Konzern auf Schadenersatz verklagen. Das teilte Umweltminister Juan Rafael Elvira Quesada in Mexiko-Stadt mit. Laut dem Politiker werden die Regierungen Mexikos und der USA im September in Washington das Ausmass der Schäden beziffern.

Als Sofortzahlung verlange Mexiko 70 Millionen Dollar. Noch sei kein Öl in mexikanischen Gewässern entdeckt worden, ergänzte Elvira. Dennoch sei das Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen worden. (sda/dapd)

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