Zürich – Opernhaus sagt nach heftiger Kritik Auftritt von Sopranistin Anna Netrebko ab

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ZürichOpernhaus sagt nach heftiger Kritik Auftritt von Sopranistin Anna Netrebko ab

Das Opernhaus Zürich teilte am Dienstag mit, dass Anna Netrebko im März nicht auftreten wird. 

Wladimir Putin, Valery Gergiev und Anna Netrebko gemeinsam an einem Anlass im Jahr 2013 in St. Petersburg. 
Bereits am Tag nach Putins Invasion wurden erste Forderungen laut, das Engagement mit Netrebko für zwei Vorstellungen Ende März im Opernhaus Zürich per sofort zu kündigen.
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Wladimir Putin, Valery Gergiev und Anna Netrebko gemeinsam an einem Anlass im Jahr 2013 in St. Petersburg. 

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Darum gehts

Bereits am Tag nach Putins Invasion wurden erste Forderungen laut, das Engagement mit der russischen Sopranistin Anna Netrebko für zwei Vorstellungen Ende März im Opernhaus Zürich per sofort zu kündigen. Ein Auftritt von Anna Netrebko sollte nur stattfinden dürfen, wenn sie sich unverzüglich von Russland und Putin distanzieren würde.

«Wir fanden den zeitlichen Druck dieser Forderung nicht fair und haben der Künstlerin ganz bewusst Raum gegeben, die Situation zu reflektieren und eine eigene Position zu den Ereignissen zu finden und zu artikulieren», schreibt das Opernhaus am Dienstag in einer Mitteilung. 

Nun hat sich das Opernhaus dazu entschieden, die beiden Auftritte von Netrebko abzusagen: «Wir müssen feststellen, dass unsere entschiedene Verurteilung von Wladimir Putin und seinem Handeln einerseits und Anna Netrebkos öffentliche Position dazu andererseits nicht kompatibel sind.» 

«Wir bewerten das Statement der Künstlerin positiv»

Zwar habe Netrebko in einem Statement am Samstagabend den Krieg in der Ukraine ausdrücklich verurteilt und den Menschen in der Kriegsregion ihr Mitgefühl ausgedrückt. «Wir bewerten dieses Statement der Künstlerin positiv und nehmen zur Kenntnis, dass sie sich darüber hinaus nicht von Wladimir Putin distanzieren konnte», heisst es in der Mitteilung weiter. 

Auch die Künstlerin sei zu dem Schluss gekommen, dass sie die Vorstellungen in Zürich vor dem Hintergrund der aktuellen Lage nicht singen möchte. Die Rolle der Lady Macbeth in den Vorstellungen am 26. und 29. März wird von Veronika Dzhioeva übernommen. Besucherinnen und Besucher dieser Vorstellungen werden direkt kontaktiert. Die Differenz zwischen E-Preisen und Gala-Preisen wird erstattet. 

Weitere Konzerte abgesagt

Über den Veranstalter River Concerts teilte Netrebko am Dienstag mit, dass sie alle Konzerte für die kommenden Monate absagen wird. «Nach reiflicher Überlegung habe ich die äusserst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen», so die Starsopranistin. «Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird.» 

Im vergangenen Jahr hatte die Sopranistin, die auch in Wien lebt, mit einer grossen Gala im Kremlpalast in Moskau ihren 50. Geburtstag gefeiert. Bei dem vierstündigen Konzert verlas Kremlsprecher Dmitri Peskow Glückwünsche des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Netrebkos weltweit bewunderte Gesangskunst würdigte.

Wie deutsche Medien berichten, ist der russische Dirigent Waleri Gergiev wegen seiner Freundschaft Putin seinen Job als Chef der Münchner Philharmoniker los. Er wurde mit sofortiger Wirkung entlassen. Medienberichten zufolge haben auch andere Konzertveranstalter die Auftritte von Gergiev abgesagt.

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