«Unverschämte Aktion»: Quartier empört über Krähenjäger

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Orpund BE«Unverschämte Aktion»: Quartier empört über Krähenjäger

In Orpund hat am Dienstagmorgen ein Mann um fünf Uhr morgens Krähen geschossen. Laut dem Jagdinspektorat ist das zwar erlaubt, im Quartier sorgt die Aktion aber für Empörung.

In Orpund BE hat ein Mann um fünf Uhr morgens Krähen geschossen.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • Ein Mann hat am Dienstagmorgen im Gottstatt-Quartier in Orpund BE um fünf Uhr morgens Krähen geschossen.

  • Laut dem Jagdinspektorat ist das zwar erlaubt, im Quartier sorgt die Aktion aber für Empörung.

  • Laut dem Jagdinspektorat und dem Präsident des Berner Bauernverbands stellen Krähen ein grosses Problem für die Landwirtschaft dar.

  • Gemäss der Vogelwarte Sempach werden die Vogelbestände durch Abschüsse aber nicht nachhaltig reguliert.

Das Quartier Gottstatt in Orpund BE wurde am Dienstagmorgen, dem 5. Juni 2024, früh geweckt: Ein Mann hat um fünf Uhr morgens Krähen geschossen. Fünf Schüsse habe sie gehört, berichtet eine Leserin. «Dann sah ich, wie die Vögel vom Himmel fielen!»

«Unverschämte Aktion»

Während eineinhalb Stunden habe der Mann Krähen geschossen und eingesammelt. Auch andere Nachbarn haben das Geschehen verfolgt. «Alle fanden die Aktion unverschämt», erzählt die Leserin.

Die Kantonspolizei Bern bestätigt gegenüber 20 Minuten, dass eine Info-Meldung des Jagdaufsehers eingegangen sei, dass Krähen geschossen werden. Ob es sich beim Schützen um einen Jäger oder einen Landwirten handelte, ist weder der Kantonspolizei noch dem Jagdinspektorat bekannt. «Beides wäre möglich und erlaubt», schreibt das Berner Jagdinspektorat.

So dürfen schadenstiftende Krähenschwärme gemäss dem Jagdinspektorat ganzjährig bejagt werden. Präziser geregelt sei das in der Jagdverordnung. Die Schussabgabe sei bei genügender Sicht eine Stunde vor Sonnenaufgang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang gestattet – im vorliegenden Fall somit ab 4.42 Uhr.

Während eineinhalb Stunden habe der Mann Krähen geschossen und eingesammelt, so die Leserin.

Während eineinhalb Stunden habe der Mann Krähen geschossen und eingesammelt, so die Leserin.

20min/News-Scout

Art der Massnahmen müsse täglich geändert werden

Die Schäden durch Krähen stellen laut dem Jagdinspektor ein grosses Problem dar. Vergrämungsmassnahmen wie das Aufhängen von Raubvogelattrappen, Vogelscheuchen oder Tonwiedergabegeräte müssen deshalb getroffen werden. «Die Art der Massnahmen muss praktisch täglich verändert werden, um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden.»

Einen Vorteil des Vergrämungsschusses sieht das Jagdinspektorat in der relativ langen Wirkungsdauer. Zudem können die gewonnenen Federn auf den Feldern ausgelegt werden, um den Krähen einen möglichen Angriff eines Habichtes zu suggerieren.

«Krähen merken bald, dass da nichts Gefährliches ist»

Auch Jürg Iseli, Präsident des Berner Bauernverbands, bestätigt: «Besonders im Frühling bei Neuansaaten können Krähen grossen Schaden anrichten.» Er bezeichnet die Abschüsse aber als «Tropf auf den heissen Stein». Die Situation beruhige sich zwar kurzzeitig, nach ein, zwei Tagen kämen die Krähen aber zurück. Auch andere gebräuchliche Methoden würden nur einige Tage Wirkung zeigen. «Die Krähen sind dermassen schlau, die merken bald, dass da nichts Gefährliches ist.»

Dass die Vögel im Gottstatt-Quartier um fünf Uhr morgens geschossen wurden, empfindet Iseli nicht als ideal. Die Landwirtschaft und die Jagd habe die nötige Rücksichtnahme gegenüber den Bewohnenden zu zeigen. «Die Krähen könnten ja auch am Tag geschossen werden.»

Bestände durch Abschüsse nicht nachhaltig reguliert

Laut der Vogelwarte Sempach sind vor allem nichtbrütende Vögel, die sich zu Schwärmen zusammenschliessen, für die Schäden verantwortlich. Schiesse man diese, würden aber die Brutpaare weniger gestört werden und hätten einen besseren Bruterfolg. Werde aber ein Brutpaar geschossen, werde das Revier rasch wieder besetzt. «Daher lassen sich die Krähenbestände mit Abschüssen nicht nachhaltig regulieren.»

«Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen können durch verschiedene Vorbeugemassnahmen anbautechnisch verringert werden», heisst es weiter. So sollen unter anderem der Aussaatzeitpunkt passend gewählt und die Samen möglichst tief in den Boden eingesetzt werden.

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