Sohn in U-HaftPaar aus Bozen vermisst – Taucher finden Leiche der Mutter in der Etsch
Traurige Gewissheit im Fall der vermissten Eltern aus Bozen: Taucher haben die Leiche der im Januar verschwundenen Laura Perselli entdeckt. Der Sohn bleibt in U-Haft.
Darum gehts
Taucher haben am Samstag eine Leiche in der Etsch entdeckt.
Forensiker bestätigten mittlerweile, dass es sich dabei um die seit Januar vermisste Laura Perselli handelt.
Der Sohn des Lehrerpaares Peter Neumair und Laura Perselli befindet sich in U-Haft.
Bei einer erneuten Suchaktion hat ein Taucherteam der italienischen Polizei am Samstag einen weiblichen Leichnam in der Etsch entdeckt. Wie der Anwalt der Familie Neumair, Carlo Bertacchi, gegenüber «Corriere della Sera» bestätigte, handele es sich dabei um die vermisste Laura Perselli.
Der Fall des verschwundenen Lehrerpaares Laura Perselli und Peter Neumair aus Bozen beschäftigt die Polizei seit Wochen. Anfänglich hatten die Behörden es als einen Vermisstenfall behandelt. Erst vor wenigen Tagen war Benno Neumaier, der 30-jährige Sohn der beiden, «aufgrund von neuen Ermittlungserkenntnissen» festgenommen worden. Wie es von der Staatsanwaltschaft in Bozen hiess, werde gegen ihn wegen zweifacher vorsätzlicher Tötung und Verbergens der Leichen seiner Eltern ermittelt. Die wichtigsten Fragen zum mysteriösen Fall:
Wie sind Peter Neumair und Laura Perselli verschwunden?
Die 68-jährige Laura Perselli und der 63 Jahre alte Peter Neumair verschwanden am Abend des 4. Januars. Sie hinterliessen keinen Abschiedsbrief, ihre Handys sind seit dem Tag ausgeschaltet. Niemand hat sie gesehen. Die Carabinieri nahmen die Suche auf. Tage später entdeckte ein Mitglied der Spurensicherung einen Blutfleck auf einer Brücke über dem Fluss Etsch. Ein Wunder, denn in der Zwischenzeit hatte es stark geschneit und geregnet. Wie die lokale Zeitung «Alto Adige» berichtete, habe die Untersuchung gezeigt, dass es Blut von Peter Neumair ist.
Was sagte Sohn Benno bei der Polizei aus?
Am Tag des Verschwindens seiner Eltern habe Benno Neumair seine Mutter gegen 18.30 Uhr zum letzten Mal zu Hause gesehen. Der Vater sei auf eine Velotour gegangen. Benno sei dann weg gewesen und erst nach 20 Uhr nach Hause zurückgekehrt. Da seien seine Eltern nicht im Haus gewesen. Er habe seine Mutter einmal versucht anzurufen. Ihr Handy sei ausgeschaltet gewesen. Wenig später fuhr Benno zu seiner Freundin Martina, um dort zu übernachten.
Wie war die Beziehung zwischen Sohn und Eltern?
Angespannt, es habe immer wieder Streitigkeiten gegeben. Laut Angaben von Zeugen sollen Laura Perselli und Peter Neumair vom Sohn die Gebühren für sein Studium zurückverlangt haben.
Was ist der Verdacht der Ermittler?
Die Staatsanwaltschaft Bozen glaubt, dass der Mörder Laura Perselli und Peter Neumair getötet und die Leichen in der Etsch entsorgt hat. In den Tagen rund um ihr Verschwinden hatte es intensiv geregnet, die Wassermassen hätten die Körper leicht wegschwemmen können.
Für die Ermittler gilt Sohn Benno Neumair als Hauptverdächtiger. Für ihn gilt jedoch weiter die Unschuldsvermutung.
Hat Benno Neumair ein Alibi?
An jenem Abend war Benno nach Auer in Südtirol zu seiner Freundin Martina gefahren, die er erst seit wenigen Wochen kannte. Er kam gegen 22.00 Uhr dort an. Doch bei der Rekonstruktion des Abends fehlen den Ermittlern rund 40 Minuten. Benno gab an, auf der Fahrt nach Auer angehalten zu haben. Wieso er sein Handy zwischen 21.32 Uhr und 21.57 Uhr ausgeschaltet hat, ist nicht bekannt.
Nach seiner Ankunft in Martinas Wohnung hat Benno Neumair geduscht und frische Kleider angezogen. Martina hatte ihm angeboten, die getragenen Kleidungsstücke zu waschen, was Benno mit den Worten «wenn es nicht zu unverschämt ist» akzeptierte.
Was sagte Martina aus?
Die Freundin des Verdächtigen sagte, Bennos Kleider seien nass vom Schweiss gewesen. Darum habe sie sie gewaschen. Ihr Freund sei aber an jenem Abend nicht besonders nervös und unruhig gewesen.
Die gewaschenen Kleider hat die Polizei beschlagnahmt wie auch Martinas Handy. Zusammen mit Gegenständen, die die Ermittler aus dem Haus der Vermissten holten, werden sie von der Spurensicherung des RIS (Reparto Investigazioni Scientifiche) in Parma analysiert.
Was geschah dann?
Benno kehrte am frühen Morgen des nächsten Tages wieder heim. Um den Hund zu versorgen und mit ihm nach Ritten zu fahren, wo die Familie ein zweites Haus besitzt. Die Schlafzimmertür seiner Eltern sei geschlossen gewesen. Er habe vermutet, dass sie schlafen. Sorgen um sie machte er sich keine. Die Schwester des Verdächtigen, Madé Neumaier, erzählte Angehörigen, sie habe ihren Bruder fast nötigen müssen, Vermisstenanzeige zu erstatten.
Wie «Corriere della Sera» berichtete, soll er Tage später im Laden einer Bekannten ein Fläschchen Wasserstoffperoxid gekauft haben. Der Ladenbesitzerin erklärte er, dass er ein Lösungsmittel brauche, «um Blutflecken zu entfernen».