Ukrainerin bestellt Buch und erhält «Mein Kampf»

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Paket-SkandalUkrainerin bestellt bei Interdiscount und erhält Buch über «Mein Kampf»

Olesya erhält ein Buch über «Mein Kampf». Sie vermutet eine gezielte politische Botschaft. Interdiscount spricht von einem Fehler und entschuldigt sich.

Dieses Buch fand eine Ukrainerin in ihrer Interdiscount-Bestellung.
Sie vermutet eine politische Botschaft. Ihr Nachname offenbart ihre ukrainische Herkunft.
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Dieses Buch fand eine Ukrainerin in ihrer Interdiscount-Bestellung.

20min/DR

Darum gehts

  • Als Olesya am 1. Juli ein Paket von Interdiscount öffnete, fand sie neben dem bestellten Buch unerwartet ein Exemplar eines Buches über «Mein Kampf».

  • Sie interpretiert das als absichtliche politische Botschaft, da ihr Name auf ihre ukrainische Herkunft hinweise.

  • Interdiscount erklärte den Vorfall als einen Verpackungsfehler, bei dem zwei Bestellungen in dasselbe Paket gelegt wurden.

Olesya* war nicht auf das vorbereitet, was ihr am 1. Juli zugesandt wurde. Neben dem Buch, das sie bei Interdiscount bestellt hatte, fand die seit über zehn Jahren im Kanton Waadt lebende Ukrainerin ein Exemplar von «Mein Kampf». Es handelte sich um die deutsche Ausgabe des Buches von Antoine Vitkine, das die Geschichte des Nazi-Manifests erzählt.

«Das Buch, das ich bestellt habe, behandelt ein völlig anderes Thema. Ich fühlte mich sofort aus einem bestimmten Grund durch diesen ‹Fehler› angesprochen. Ich glaube, jemand in der Lieferkette hat erkannt, dass mein Name ukrainisch ist, und mir eine politische Botschaft geschickt», sagte die Ukrainerin zu 20 Minutes.

«Das kann kein Zufall sein»

Für Olesya gibt es keine andere Erklärung. Ein einfacher Bestellfehler scheint ihr höchst unwahrscheinlich. «Mein Name ist klar erkennbar für jemanden, der Russisch spricht oder Russland-affin ist», betonte sie. «Und die Referenz zu ‹Mein Kampf› ist unbestreitbar mit den Argumenten von Wladimir Putin und seinen Anhängern verbunden. Sie rechtfertigen den Krieg gegen die Ukraine damit, dass die Ukrainer Nazis seien. Das kann kein Zufall sein.»

Nach der Überraschung kam die Wut. «Ich wollte es eigentlich direkt wegwerfen. Aber dann dachte ich mir: Das ist inakzeptabel.» Sie beschloss, mithilfe eines Freundes Interdiscount zu kontaktieren, um zumindest eine Erklärung zu erhalten.

Ukrainer fühlen sich nicht sicher

Zu 20 Minutes sagte dieser Freund: «Ukrainer können sich niemals sicher fühlen, selbst in der Schweiz nicht!» Dieser Freund schickte E-Mails und rief mehrere Male bei dem Vertrieb an. Schliesslich musste er bis Freitag, den 12. Juli, auf eine Antwort warten. In der Antwort hiess es: «Wir entschuldigen uns für diese Situation, die Ihr Unbehagen verursacht hat. Wir sind uns bewusst, dass solche Handlungen inakzeptabel sind.»

Für Olesya ist diese Erfahrung vor allem ein Zeichen dafür, dass «Propaganda keine Grenzen kennt und gewöhnliche Menschen erreicht».

«Ein sehr unglücklicher Fehler»

Der Pressedienst von Interdiscount erklärte auf Anfrage von 20 Minutes: «Wir haben den Fall entlang der gesamten Lieferkette mit unserem Vertriebspartner untersucht. Beim Verpacken der Bestellung der Kundin ist ein sehr unglücklicher Fehler passiert. Tatsächlich wurde nicht nur ihre Bestellung, sondern auch eine andere Buchbestellung in dasselbe Paket gelegt.»

Und weiter: «Wir haben uns bei der Kundin für diesen Vorfall entschuldigt und sind uns bewusst, dass es sehr unangenehm und beängstigend war, dieses Buch im Kontext einer Flucht zu erhalten. Als Entschädigung haben wir der Kundin eine Geschenkkarte im Wert von 20 Franken geschickt.»

*Name geändert

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