«Papa nannte mich Versager, da schlug ich zu, dann tötete ich Mama»

Publiziert

Das Geständnis von Benno Neumair«Papa nannte mich Versager, da schlug ich zu, dann tötete ich Mama»

Benno Neumair fühlte sich von seinen Eltern unter Druck gesetzt. Das gab der 30-Jährige in seinem Geständnis zu Protokoll. Der Polizei erzählte er mit Details, was am Abend des 4. Januar in seinem Haus passiert war.

Am Abend des 4. Januar 2021 fuhr Benno Neumair mit den Leichen seiner Eltern im Volvo zur Etsch.
Im Laufe der Ermittlungen versuchte der Sohn, die Ermittler mit falschen Spuren zu verwirren. So gab er ihnen ein Paar seiner Pantoffeln und behauptete, sie gehörten seinem Vater Peter Neumair.
Benno Neumair gestand am 8. März 2021, seine Eltern am Abend des 4. Januar getötet zu haben.
1 / 13

Am Abend des 4. Januar 2021 fuhr Benno Neumair mit den Leichen seiner Eltern im Volvo zur Etsch.

Screenshot Raiplay

Darum gehts

  • Benno Neumair hat der Polizei gestanden, seine Eltern getötet zu haben.

  • Seine Aussagen wurden am 19. März in einer italienischen Sendung publik gemacht.

  • Der 30-Jährige erzählte der Polizei, wie er sich vom Vater unter Druck gesetzt fühlte.

Benno Neumair hat der Polizei bereits am 11. Februar gestanden, seine Eltern Laura Perselli und Peter Neumair getötet zu haben. Am Freitagabend wurden nun erstmals Auszüge seiner Aussagen in der Sendung Quarto Grado auf Rete 4 vorgetragen. So erzählte der 30-Jährige den Ermittlern, was sich am Abend des 4. Januar in seinem Haus in Bozen zugetragen hat:

«Ich ging in mein Zimmer, um nicht mehr streiten zu müssen, wie so oft. Ich schaltete meinen Computer ein, um einen Kurs über Arbeitssicherheit zu absolvieren, dann schaltete ich Netflix ein. Ich war sehr müde und bin eingeschlafen.»

Seine Mutter Laura Perselli war an jenem Nachmittag ins Spital gefahren, um ihre Mutter zu holen. Peter Neumair schimpfte mit Benno darüber, dass der Sohn mit dem Hund seiner Grossmutter nicht Gassi gegangen war, und dass er überhaupt im Haushalt nicht genug aushelfe.

«Mein Vater kam in mein Zimmer, weckte mich und begann eine Diskussion mit mir über Geld. Seit meiner Rückkehr nach Bozen habe ich meinen Eltern immer 350 Euro für die Miete gegeben. Mein Vater wollte, dass ich die untere Wohnung nehme, sonst wollte er von mir ab Januar 700 Euro oder ein Drittel der Miete, weil wir drei Erwachsene sind. Ich antwortete, dass das nicht fair sei. Mein Vater bestand darauf, dass ich ausziehen müsse.»

«Ich wollte nur Ruhe und mich nicht mehr so schlecht fühlen»

In der Diskussion soll Peter Neumair seinen Sohn als Versager bezeichnet und Schwester Madé hingegen als Beispiel hingestellt haben, weil sie finanziell unabhängig sei. «Ich fühlte mich so in die Enge getrieben, so schlecht, so ohne Ausweg. Und selbst wenn ich in mein Zimmer flüchtete, um in Frieden zu sein, konnte ich keinen Frieden haben. Ich wollte nur Ruhe und mich nicht mehr so schlecht fühlen.»

Das war der Moment, in dem Benno Neumair ausflippte. «Ich habe ihn zum Schweigen gebracht. Ich nahm das erste Kletterseil, das ich finden konnte, aus einem Plastikkorb, in dem ich Werkzeuge aufbewahre. Wir waren im Gang, wir sind zusammen auf den Boden gefallen, aber ich weiss nicht, ob ich ihn von hinten oder von vorne gewürgt habe. Ich erinnere mich nur, dass ich sehr fest gedrückt habe. Dann blieb ich auf dem Korridor liegen.» Benno Neumair hatte gerade seinen Vater getötet.

Er erwürgte seine Mutter, ohne sich zu «verabschieden»

«Ich erinnere mich, dass in diesem Moment mein Handy klingelte und ich wahrscheinlich antwortete. Dann erinnere ich mich, dass ich wieder das Handy klingeln hörte und unmittelbar danach das Geräusch des Türschlosses. Ich ging zur Tür, meine Mamma kam herein, ich hatte immer noch das Seil in der Hand. Ich wollte dasselbe mit ihr tun, ohne mich zu verabschieden.»

Als Laura Perselli gegen 18.45 Uhr nach Hause kam, tötete ihr Sohn auch sie mit dem Kletterseil. So beschrieb er die Situation danach in seinem Geständnis: «Das Handy der Mamma war auf den Boden gefallen. Ich bekam Angst. Ich zog meine Hose an, ich ging mit dem Handy der Mamma und dem Handy von Papà, bei dem der Bildschirm zerbrochen war, raus. Ich zog die blaue Jacke an und ging zu Fuss aus dem Haus. Ich kehrte zurück und nahm das Velo. Dann fuhr ich zur Roma-Brücke, wo mich zwei südamerikanische Bekannte begrüssten und ich anhielt. In diesem Moment wurde mir klar, dass mir kalt war. Ich fragte die beiden Südamerikaner, ob sie Marihuana hätten. Ich hatte kein Geld, also habe ich nichts gekauft. Ich warf die Handys vom Veloweg zwischen der Holzbrücke und der Roma-Brücke aus in Richtung Fluss. Aber ich weiss nicht, ob sie im Fluss gelandet oder am Ufer liegen geblieben sind.»

Die drei wichtigsten Stellen im Fall Neumair/Perselli: Benno Neumair versteckte das Handy von Mutter Laura Perselli beim Ponte Roma, die Leichen seiner Eltern entsorgte er beim Ponte di Vadena. Laura Persellis Leiche wurde am 6. Februar 2021 in der Etsch bei der Ortschaft Neumarkt entdeckt.

Die drei wichtigsten Stellen im Fall Neumair/Perselli: Benno Neumair versteckte das Handy von Mutter Laura Perselli beim Ponte Roma, die Leichen seiner Eltern entsorgte er beim Ponte di Vadena. Laura Persellis Leiche wurde am 6. Februar 2021 in der Etsch bei der Ortschaft Neumarkt entdeckt.

Google Maps

Die Version des Mörders unterscheidet sich von der These der Ermittler, wonach Benno Neumair das Handy seiner Mutter bei der Roma-Brücke versteckte, um die Polizei zu verwirren. Wieder Zuhause angekommen, musste sich Benno Neumair um die leblosen Körper seiner Eltern kümmern: «Da lag die Leiche meiner Mamma am Eingang. Ich ging ins Badezimmer, schaltete die Heizung ein, um mich aufzuwärmen. Da lagen meine Hosen, die ich vorher getragen hatte, mit meinem Handy darin. Ich habe Mamma angerufen. Ich war froh, dass ihr Telefon klingelte, denn es könnte bedeuten, dass ich alles nur geträumt hatte.»

Laura Perselli und Peter Neumair mit Tochter Madé. Sie glaubt nicht an die Reue ihres Bruders Benno.
Die 68-jährige Laura Perselli und der 63 Jahre alte Peter Neumair verschwanden am Abend des 4. Januars 2021.
Im Laufe der Ermittlungen geriet Sohn Benno (30) ins Visier der Staatsanwaltschaft von Bozen.
1 / 10

Laura Perselli und Peter Neumair mit Tochter Madé. Sie glaubt nicht an die Reue ihres Bruders Benno.

Instagram/chilhavistoraitre

Bist du oder jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Fachstelle Frauenberatung

Onlineberatung für Frauen (BIF)

Onlineberatung für Männer

Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Pro Juventute, Tel. 147

Deine Meinung zählt