Defektes KabelPassagiere erleiden in Flugzeug Stromschlag
Schock beim Flug von Zürich nach Antalya: Ein freiliegendes Kabel hat zwei Passagieren einen Stromschlag versetzt.
Für einen Kurzurlaub in der Türkei flog Denés S.* (26) am 18. April mit einer Boeing der türkischen Fluggesellschaft Pegasus von Zürich nach Antalya. Den Flug wird er lange in Erinnerung behalten – wegen eines äusserst unangenehmen und beängstigenden Erlebnisses.
«Ich sass neben einem Mann, der etwas breiter gebaut ist. Als wir die Reiseflughöhe erreicht hatten, bat er mich, die Armlehne zwischen uns hochzuklappen.» Als S. dies tat, hörte er ein seltsames Geräusch – dann verspürten er und sein Sitznachbar einen Stromschlag. «Der war etwa so heftig, wie wenn man einen elektrischen Kuhzaun berührt – ich bin ziemlich erschrocken.»
«Erzählen Sie den anderen Passagieren nichts»
S. stellte daraufhin fest, dass der Schlag von einem Kabel der Bordunterhaltung ausgegangen war, dessen Isolation sich gelöst hatte. Als er eine Flugbegleiterin über den Vorfall informierte, bat sie ihn in die Bordküche. «Sie wollte ganz offensichtlich vermeiden, dass sich Panik ausbreitete, und bat mich, das Ganze für mich zu behalten und keinem anderen Passagier davon zu erzählen.» Zudem habe sie ihm einen Plastikbecher überreicht – mit der Aufforderung, das freiliegende Kabel damit zu verdecken.
S. ist froh, dass er dennoch unbeschadet in Antalya angekommen ist – und war erleichtert, dass sein Rückflug von einer anderen Airline abgewickelt wurde. «Dass es solche Mängel in einem Flugzeug in Europa gibt, ist für mich sehr schockierend», sagt S. Die Verantwortlichen von Pegasus Airlines hätten sich bei ihm mündlich entschuldigt – mehr nicht.
Bordunterhaltung wird oft nachträglich eingebaut
Aviatik-Experte Olav Brunner sagt zu 20 Minuten, er habe während seiner 30-jährigen Karriere als Pilot nie erlebt, dass es zu Stromschlägen bei Passagieren gekommen sei. Zwar sei die Spannung in der Elektronik von Bordunterhaltungssystemen nicht besonders hoch. «Doch dass durch defekte Kabel Menschen zu Schaden kommen, lässt sich dennoch nicht ganz ausschliessen.»
Bordunterhaltungssysteme würden oft nachträglich in Flugzeuge eingebaut. «Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass die Kabel so platziert werden, dass sie nicht durchgescheuert werden können», so Brunner. Und er erinnert an den Absturz des Swissair-Flugs 111 im Jahr 1998: Dieser wird auf einen Kurzschluss zurückgeführt, den die gebrochene Isolierung eines Kupferkabels ausgelöst hatte.
Welche Massnahmen man bei Pegasus Airlines nach dem Vorfall ergriffen hat, ist unklar. Eine Anfrage von 20 Minuten bei der türkischen Fluggesellschaft blieb bisher unbeantwortet.
*Name der Redaktion bekannt.