Personalisierte TicketsWenn du ins Ausland reist, will die SBB deinen Namen wissen
Am SBB-Schalter ein Zugbillett in ein europäisches Nachbarland zu lösen, ohne seine Daten preiszugeben, ist nicht mehr möglich. Die Bahn verteidigt ihr Vorgehen.
Darum gehts
Anonyme Bahnreisen ins Ausland sind mit der SBB nicht mehr möglich: Entsprechende Tickets gibts nur noch personalisiert.
Auch mithilfe des Swiss Pass sammelt die SBB eifrig Daten.
Darüber sind Datenschützer nicht eben erfreut.
Name und Vorname, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse: Wer diese Daten für zu persönlich hält, um sie mit der Bahn zu teilen, dürfte grösste Schwierigkeiten haben, überhaupt noch ins Ausland zu fahren. Wie die Zeitungen der Tamedia berichten, will die SBB seit einiger Zeit genau wissen, wer mit ihr nach Paris oder Florenz fährt, und verkauft nur noch personalisierte Tickets für Auslandsfahrten. «Ich kann kein Ticket mehr ausdrucken, ohne vorher diese Angaben einzugeben», sagte ein Angestellter gegenüber den Tamedia-Zeitungen.
Auf Anfrage teilte der Kundendienst der SBB mit, die Einhaltung der Datenschutz-Auflagen sei stets gewährleistet. Schon zuvor hatte das Bahnunternehmen die erwähnten Daten via Swiss Pass oder beim Ticketkauf übers Internet erhoben – da ist die Abschaffung des anonymen Kaufs am Schalter nur eine logische Konsequenz. Zudem sind Billette für die Deutsche Bahn, die französische SNCF und Trenitalia wegen eines neuen Vertriebssystems nun personalisiert.
Personalien wegen neuen Papiers erfasst
Als Grund wird im Artikel das statt des Banknoten-Papiers neu verwendete normale Papier genannt, auf das die Tickets nun gedruckt werden – diese seien deswegen im Gegensatz zu früher nicht mehr fälschungssicher, sagt SBB-Mediensprecherin Jeannine Egi gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Zudem müsse sich die Bahn an die internationalen Tarif- und Transportbedingungen halten.
Stört es dich, wenn deine Daten gesammelt werden?
Datenschützer haben Bedenken
Doch Datenschützer haben noch andere Bedenken. So etwa die Dauer, für welche die Daten abgespeichert bleiben. Denn jeder, der in einem Zug etwa seinen Swiss Pass vorzeigt, wird in einer Kontroll-Datenbank erfasst – je nachdem, ob ein Verdachtsfall vorliegt, bis zu 90 Tagen. Des Weiteren unterhalten die Swiss-Pass-Betreiber eine Datenbank für alle Kundinnen und Kunden, in der alle Reisen sowie Infos über Mietwagen oder Skipässe verzeichnet sind. Und der von der Alliance Swiss Pass editierte Pass erlaubt es auch, damit die Türen von Mietautos oder Hotels zu öffnen.
Auf dieser Basis liessen sich genaue Kundenprofile erstellen und Erkenntnisse über das Freizeitverhalten der Reisenden ableiten. Bereits 2016 hatte der damalige nationale Datenschützer Jean-Philippe Walter der SBB empfohlen, die Datensammlung zu löschen, doch spätestens mit der Einführung der Swiss-Pass-Mobile-App wurde sie wieder aktiviert. Der «Datenkrake» SBB zu entkommen, ist also sehr viel schwieriger geworden.
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