«Personen im Umfeld der Schule kamen Testaufgebot nicht nach»

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Corona-Ausbruch«Personen im Umfeld der Schule kamen Testaufgebot nicht nach»

Die Rudolf-Steiner-Schule Birseck musste am Montag aufgrund eines Corona-Ausbruchs auf Fernunterricht umstellen. Zuvor war es zu heftigen Diskussionen bei Eltern wegen der Maskenpflicht gekommen. Die Schule hofft nun auf Verständnis von den Familien und appelliert an die Solidarität.

An der Rudolf-Steiner-Schule Birseck in Duggingen BL kam es zu einem Corona-Ausbruch.
Gemäss der Gesundheitsdirektion Baselland könne bei der grossen Anzahl positiv getesteter Personen nicht gesagt werden, wo der Ursprung der Infektionskette sei.
Gemäss Wolfgang Held vom Goetheanum entspreche es nicht dem anthroposophischen Weltbild, sich Tests zu verweigern.
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An der Rudolf-Steiner-Schule Birseck in Duggingen BL kam es zu einem Corona-Ausbruch.

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Am Dienstag informierte die Rudolf-Steiner-Schule Birseck in Duggingen BL über einen Corona-Ausbruch. Von insgesamt 21 Klassen mussten acht in Quarantäne, nachdem vier Mitarbeitende und 16 Schulkinder positiv getestet wurden. Bereits am Montag wurde Fernunterricht verfügt. Laut dem Nachrichtenportal Bajour hatten sich Eltern gegen die Maskenpflicht an der Schule gewehrt.

Die Gesundheitsdirektion des Kantons (VGD) schreibt auf Anfrage von 20 Minuten, dass der erste Fall nicht im Rahmen eines Massentests festgestellt wurde. Stattdessen sei der Kantonsärztliche Dienst aktiv geworden, nachdem eine Lehrperson positiv getestet worden sei. Daraufhin habe man flächendeckend getestet, bei der grossen Zahl positiver Resultate sei es aber nicht möglich, die Quelle der Infektionskette zu bestimmen. Die Schule sei nicht für die regelmässigen Massentests angemeldet, die im Baselbiet seit Februar angeboten werden.

Mögliche aktive Fälle noch unerkannt

Es besteht die Möglichkeit, dass der Ausbruch grösser ist als bisher festgestellt. «Im Rahmen der durch den Kantonsärztlichen Dienst angeordneten Umgebungsabklärung sind einige Personen dem Testaufgebot nicht gefolgt», schreibt die VGD. Um wie viele Personen es sich handelt, wird nicht kommuniziert. Allerdings sei «dadurch zu vermuten, dass auch einige Fälle nicht erkannt werden konnten».

Gemäss Ursula Kradolfer, Mitglied der Schulleitung, ist das Testen eine Privatsache der Familien. «Als Schule haben wir keinen Einfluss drauf, wir können niemanden zum Testen zwingen», sagt sie. Jedoch fordert sie die Eltern der Schulkinder eindringlich, sich an die Massnahmen zu halten, um sich und andere zu schützen. Nur so könne der Präsenzunterricht in Zukunft weitergeführt werden.

Vater befürwortet Massnahmen

Auf die Anfrage von 20 Minuten antwortet ein Vater, dessen Tochter die Schule besucht, dass die Lage bekannt sei. Er würde die Massnahmen der Schulleitung unterstützen und könne die Masken- und Testverweigerer nicht verstehen, so der Mann. Für ihn sei klar, dass es durch diese Haltung mehr positiv Getestete an der Schule gab.

Und woher kommt die Widerstandshaltung? An Steiner-Schulen wird basierend auf anthroposophischer Menschenkunde unterrichtet, was sie vor allem – aber nicht nur – bei Personen beliebt macht, die den Lehren Rudolf Steiners folgen. Ist das eine Erklärung oder gar eine Entschuldigung, sich gegen die Massnahmen zu wehren? 20 Minuten hat bei der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nachgefragt.

«Entspricht nicht dem Weltbild»

«Es entspricht nicht dem anthroposophischen Weltbild, sich Tests zu verweigern», sagt Wolfgang Held, Sprecher des Goetheanums. Die Institution in Dornach SO ist der Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Held, dessen Kinder zum Teil die betroffene Schule besuchen, habe eingewilligt, dass sie getestet werden. Während er empfiehlt, die Bemühungen im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen, weist er aber auf mögliche Nebenwirkungen hin: «So sinnvoll die Schutzmassnahmen sind, wir unterschätzen, wie sehr es die Entwicklung der Kinder beeinträchtigt, wenn sie über langen Zeitraum Masken tragen müssen».

«Die anthroposophische Medizin erweitert die Schulmedizin und versucht nicht, sie zu widerlegen. Es geht um den ganzen Menschen», erklärt er. «Das bedeute für die Schule, dass nicht nur Virologen bei den Schutzkonzepten beraten sollten, sondern ebenso Lehrpersonen, Psychologen und Kinderärzte», so Held.

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BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

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Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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