Viele Aussteiger im Kanton BernPflegefachpersonen drehen ihrem Beruf seit Covid oft den Rücken zu
Wegen Quarantäne oder Krankheit kämpfen Berner Spitäler mit immer mehr Personalausfällen. Weil die Arbeitsbelastung dadurch immer mehr zunimmt, künden viele Pflegefachpersonen ihren Beruf.
Darum gehts
Berner Spitäler sind seit längerem eher knapp an Personal. Covid hat die Situation nun verschärft.
Wegen Quarantäne oder Krankheit fehlte in den letzten Monaten deutlich mehr Personal.
Damit wurde die Arbeitsbelastung für die arbeitende Belegschaft erhöht.
Zahlen zeigen, wie viele Personen dem Beruf den Rücken kehren.
Die Pandemie hat die angespannte Personallage in Berner Spitälern zusätzlich verschärft. Seit Anfang September fiel in den STS-Spitälern Thun und Zweisimmen täglich mindestens eine Person wegen Quarantäne oder einer Covid-Erkrankung aus. Weil daneben auch mal Mitarbeitende wegen Unfall, Krankheit oder Schwangerschaft ausfallen, stehe die Spitalleitung derzeit vor grossen Herausforderungen, sagt STS-Sprecherin Marie-Anne Perrot: «Trifft der Covid-bedingte Ausfall ein kleines Team oder spezialisierte Bereiche, wird es rasch eng.»
Wie die Zeitung «Bund» berichtet, sind vor allem Akutspitäler von Personalausfällen betroffen. 2700 Mal fiel zwischen September 2020 und August 2021 Personal wegen Erkrankung oder Quarantäne aus – die Zahl entspricht dem dreifachen Wert von Psychiatrien oder Rehabilitationskliniken. Nicht zur Arbeit erscheinen konnten vor allem Pflegefachmänner und -frauen. Im Vergleich zu Ärztinnen und Ärzten oder dem medizin-technischen Personal fehlten sie dreimal häufiger (1600 Ausfälle). «Fällt jemand wegen Covid kurzfristig aus, kann oftmals kein Ersatz aufgeboten werden – entsprechend muss das verbleibende Personal mehr Patientinnen und Patienten betreuen», sagt Ärztin und Berner Grossrätin Belinda Nazan Walpoth.
«Negativspirale»
Die Folgen seien zusätzliche Schichten und Überstunden für das übrige Personal. Weil das Pflegepersonal die volle Härte der Pandemie zu spüren bekomme, habe sich die Stimmung bei Betroffenen im Vergleich zu vor der Pandemie gewandelt: «Die Ermüdung und die Enttäuschung sind inzwischen gross.» Entsprechend hoch ist die Zahl der Abgänge bei den Spitaleinrichtungen: 46 Prozent des Pflegefachpersonals springen vor der Pensionierung ab, ein Drittel aller Aussteigerinnen und Aussteiger tut dies noch vor dem 35. Lebensjahr. Bei der Berner Sektion des Berufsverbandes der Pflege spricht man von einer «Negativspirale».
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