Früherer Raiffeisen-CEO – Pierin Vincenz dealte über ein Geheimkonto mit 95 Millionen Franken

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Früherer Raiffeisen-CEOPierin Vincenz dealte über ein Geheimkonto mit 95 Millionen Franken

Der frühere Raiffeisen-Chef hatte bei insgesamt 17 Banken seine Konten verteilt. Über manche lief nicht viel, über andere Millionen.

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Soll über ein Liechtensteiner Konto Börsendeals ausgeführt haben: Pierin Vincenz. (Archivbild)
Vincenz (rechts) soll alleine im letzten Jahr als Raiffeisen-Chef mit 95 Millionen Franken über das Liechtensteiner Konto gedealt haben.
Normalerweise darf ein CEO einer Grossbank keine Konten auf Drittbanken haben: Vincenz mit der früheren Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf.
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Soll über ein Liechtensteiner Konto Börsendeals ausgeführt haben: Pierin Vincenz. (Archivbild)

20min/Dominic Benz

Darum gehts

Damit hatten die Fahnder der Zürcher Staatsanwaltschaft nicht gerechnet, als sie Pierin Vincenz’ Vermögen beschlagnahmen wollten: Bei insgesamt 17 Banken hatte der ehemalige Raiffeisen-Chef seine Konten, zwölf davon gehören nicht zum Raiffeisen-Verbund, wie aus Gerichtsakten hervorgeht. Über manche lief nicht viel, über andere Millionen.

Am auffälligsten war ein Konto bei der LGT in Vaduz. Darüber liefen verdeckte Lohnzahlungen, Geld für missratene Liebschaften und vor allem Börsen­deals, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Allein im letzten Jahr als Raiffeisen-CEO dealte er darüber 95 Millionen Franken. 196 Seiten dick ist das Bankdossier, das den Zeitraum von 2008 bis 2017 umfasst. Millionenkredite für die Absicherung tauchten alle paar Tage auf und verschwanden wieder. Aktien von grösseren und kleineren Schweizer Firmen handelte der Chef der drittgrössten Bank, als ob es keine Interessenkonflikte gäbe. Normalerweise darf ein CEO einer Grossbank keine Konten auf Drittbanken haben.

Schlechte Karten für Vincenz

Viel Glück hatte er nicht bei seinen Deals, manchmal stand er mit Millionen im Minus, die er mit Erlösen aus den umstrittenen Geschäften deckte, für die er ab dem 25. Januar vor Gericht steht, schreibt die Zeitung weiter. Dort geht es um viel.

Schlechte Karten haben Vincenz und sein Berater Beat Stocker wohl bei zwei Firmenkäufen, die sie für die Kreditkartenfirma Aduno tätigten und an denen sie rund fünf Millionen Franken verdienten. Denn da habe ihr Helfershelfer, Rechtsanwalt Beat Barthold, zugegeben, dass er mehrfach Beihilfe zum Betrug geleistet habe, steht in der «SonntagsZeitung». Den Betrug begangen haben laut Strafbefehl Vincenz und Stocker.

Kein Beweis, aber ein Indiz

Das Eingeständnis ist zwar kein Beweis, aber ein starkes Indiz. Interessant wird sein, wie der Prozess im Fall Investnet ausgeht. Da will die Staatsanwaltschaft von Vincenz 3,5 und von Stocker 8,5 Millionen Franken zurück. Doch damit nicht genug: Die Raiffeisen hat 100 Millionen abgeschrieben und verlangt diese von den beiden je hälftig zurück.

Wenn sie diesen Fall jedoch gewinnen, muss Raiffeisen wohl auf das Geld verzichten und die bestehenden Verträge erfüllen. Dann winken Vincenz und Stocker gegen 100 Millionen Franken. Bei diesem Ausgang wären sie die grossen Gewinner des Prozesses, selbst wenn sie alle anderen Fälle verlieren.

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