Pininfarina Battista: Elektroauto mit 1900 PS im Test

Giovanni Battista Farina, der wegen seiner Körpergrösse von 1.50 Metern von allen nur Pinin (deutsch: klein) genannt wurde, war Mitte des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Autodesigner überhaupt. Ikonen wie der Alfa Romeo Spider, der Lancia Aurelia Spider oder der Ferrari F50 stammten aus der Feder des Italieners. Seinen grössten Traum konnte er aber nie realisieren. Zeitlebens hatte er die Vision, einmal ein eigenes Auto mit seinem Logo auf der Motorhaube zu bauen. 2018 wurde dieser Realität. Unter dem Namen Automobili Pininfarina wurde zusammen mit Mahindra ein neues Unternehmen gegründet, das seit 2021 in Cambiano nahe Turin den elektrischen Hyper-GT Pininfarina Battista produziert.

25 Autos wurden bisher ausgeliefert, jedes davon ein Unikat. Auch Schweizer Kunden sind schon der Faszination des 1900 PS starken Elektrosportlers erlegen. Wir hatten die Gelegenheit, in den Hügeln südlich von Turin die Edizione Nino Farina zu fahren, welche sich durch einige besondere Details auszeichnet: An der Beifahrertür ist beispielsweise eine Plakette aus schwarz eloxiertem Aluminium angebracht. Weitere Ausstattungshighlights sind ein modifizierter Frontsplitter, ein Heckdiffusor aus Carbonfaser und schwarzes Sichtkarbon. Am gesamten Fahrzeugexterieur verweisen dezente Details auf Nino Farina.

Noch faszinierender sind die harten Fakten, wozu der Battista technisch und in Sachen Beschleunigung in der Lage ist. Beim Antrieb setzen die Italiener auf dieselbe Technik wie Rimac beim Nevera. Umgerechnet 1900 PS (oder 1400 kW) leisten die insgesamt vier Motoren, jeder davon an einem der Räder angebracht. Dazu gibts eine 120-kWh-Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterie, sodass bis zu 476 Kilometer nach WLTP möglich sind. Mit einem simplen Technologie-Transfer war es aber nicht getan. Während das kroatische Pendant mehr den puristischen Hyper-Sportwagen darstellt, hat Automobili Pininfarina dem Battista in akribischer Feinabstimmung den Charakter eines Hyper-GTs eingehaucht.

Das merken wir schon auf den ersten Metern, nachdem wir von unserer Start-Location losrollen. Der Battista bietet vier Fahrmodi Calma (ruhig), Pura (pur), Energica (dynamisch) und furiosa (rasant). Von Stufe zu Stufe ändert sich der Charakter, zudem gibt die Elektronik unterschiedlich viel Leistung frei. In Calma und Pura lässt sich der Battista per One-Pedal-Driving trotzdem so bequem wie ein ganz normales Elektroauto fahren. Wir cruisen schwungvoll um die Kurven, der Battista liegt souverän auf der Strasse, die Bremsen verzögern schon bei leichtem Antippen kräftig.

Nach wenigen Kilometern werden die Strassen leerer und die Strecke kurviger. Zeit, die nächste Stufe zu zünden. Ich drehe den Schalter auf Energica, die Soundkulisse wird dominanter, der Bordcomputer gibt 1000 kW oder 1360 PS frei. Schon hier lässt sich die Beschleunigung kaum in Worte fassen, aber es geht noch extremer.

Es ist nämlich Zeit, die ultimative Stufe Furiosa mit 1900 PS auszuprobieren: Eigentlich bräuchte ich jetzt eine gesperrte Flugzeug-Landebahn, denn theoretisch würde der Battista in 1,86 Sekunden auf 100, in 4,75 Sekunden auf 200 und in weniger als zehn Sekunden auf 300 beschleunigen. Hier und heute kann ich dieses Potenzial leider nicht ausprobieren. Trotzdem geht die Testfahrt wie im Flug zu Ende. Und Pininfarina hat nicht nur in Sachen Design, sondern auch in dynamischer Hinsicht einen Meilenstein gesetzt, dem hoffentlich noch viele folgen werden.