Plastikmüll kostet Jungstorch das Leben

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BaselPlastikmüll kostet Jungstorch das Leben

Traurige Bilder aus Basel zeigen, wie ein Storch wegen Plastikmülls sterben musste. Der Facebook-Post des Vogelschützers, der den Storch gefunden hatte, geht viral.

von
lb
So fanden Beringer und Feuerwehrleute einen Jungstorch in seinem Nest vor. Er und sein Geschwisterchen hatten sich in Schnüren und Plastikmüll verheddert.
Einen der Störche kostete der Müll das Leben. Sein Bein war bereits abgestorben und die Helfer konnten ihn nur noch einschläfern.
Sein Geschwisterchen konnte befreit und ins Nest zurück gesetzt werden.
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So fanden Beringer und Feuerwehrleute einen Jungstorch in seinem Nest vor. Er und sein Geschwisterchen hatten sich in Schnüren und Plastikmüll verheddert.

Barbara Saladin

«Wer noch immer glaubt, dass Plastikmüll nur das Meer betrifft, sehe sich bitte diese Bilder an», heisst es auf dem aktuellsten Post des Facebook-Profils «Storch Basel». Die Bilder zeigen einen Jungstorch, dessen Bein in Plastikmüll verheddert ist. Der Beitrag wurde seit der Veröffentlichung am 20. Juni beinahe 3000 mal geteilt. Die Kommentare überschlagen sich nur so.

Der Post löste auf Facebook eine rege Diskussion zum Thema Plastikmüll aus. Viele äussern in Kommentaren ihre Trauer und Wut über das vom Menschen verursachte Übel. «Das tut nur weh und macht mich sehr traurig, wie unachtsam wir mit der Natur umgehen», schreibt eine Userin. Einige appellieren an jeden Einzelnen, seinen Müll nicht liegen zu lassen.

Jungstörche waren mit Müll aneinandergekettet

Andere suchen die Verantwortung bei der Plastikindustrie, rufen zum Boykott von Plastik auf oder fordern gar ein Plastikverbot. «Man muss bei sich selbst anfangen und nach Alternativen suchen. Erst dann wird ein Umdenken in der Verpackungsindustrie stattfinden», so ein Kommentar. In der Diskussion werden Forderungen nach Pfand auf Plastik und kompostierbaren Verpackungen laut.

Die Bilder sind bei der ehrenamtlichen Arbeit von Bruno Gardelli, Leiter der Storchenstation von Natur- und Vogelschutz Möhlin, entstanden. Er ist für die Beringung der Störche in der Nordwestschweiz zuständig. In einem Horst beim Tierpark Lange Erlen in Basel fand er vergangenen Mittwoch die beiden Jungstörche, die mit Müll aneinandergekettet waren. Seine Partnerin Barbara Saladin, die das Facebook-Profil betreut, stellte die Bilder dann ins Netz.

Für einen Storch kam jede Hilfe zu spät

«Wir stiegen mit Hilfe der Berufsfeuerwehr zum Horst hoch, um die zwei Jungvögel zu beringen. Da entdeckten wir, dass ihre Beine mit Schnüren und Plastikmüll derart ineinander verheddert waren, dass sie förmlich aneinandergekettet waren und nicht mehr aufstehen konnten», so Gardelli gegenüber 20 Minuten. Der Horst auf einer Tanne war der letzte, den er bei der jährlichen Beringung besuchte. Die Störche hatten sich in Schnüren und Plastikmüll verheddert, die das Muttertier vermutlich zum Nestbau verwendet hatte.

Bei einem der jungen Störche war ein Bein schon so weit abgestorben, dass er eingeschläfert werden musste. «Als Stelzvogel mit nur einem Bein hätte er keine Überlebenschance gehabt», schreibt Saladin im Post. Für den zweiten Storch kam die Hilfe in letzter Minute – er konnte befreit und zurück ins Nest gesetzt werden. «Ich hoffe, dass er sich vollständig erholt», so Gardelli.

«Müll darf nicht liegen bleiben»

«Es passiert immer wieder, dass Müll von Vögeln als Nistmaterial verwendet wird. Die Tiere polstern ihr Nest damit, sie können nicht wissen, dass das Material für sie gefährlich werden kann», erklärt der ehemalige Zoo-Tierpfleger. Die Störche finden das Plastik auf Wiesen und Feldern oder Mülldeponien. «Wahrscheinlich ist das auch für Kleinvögel sehr gefährlich», so Gardelli.

«Es darf kein Müll in die Natur gelangen – dieses Bewusstsein ist wichtig. Niemand sollte Abfall einfach fortwerfen – und wenn man trotzdem welchen findet, sollte man ihn aufheben und mitnehmen. Müll geht uns alle an!», mahnt er. Auch seine Freundin ruft im Facebook-Post dazu auf: «Helft mit, die Zerstörung unserer Umwelt und den Tod von unschuldigen Tieren zu verhindern. Hier und jetzt und bei uns!»

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