«Plastiksäckli-Debatte ist lächerlich»

Aktualisiert

Mini-Gebühr statt Verbot«Plastiksäckli-Debatte ist lächerlich»

Eine 5-Rappen-Gebühr könnte das geplante Plastiksäckli-Verbot an Supermarktkassen überflüssig machen. Doch auch dagegen formiert sich Widerstand.

J. Büchi
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J. Büchi
Ein komplettes Verbot oder eine Minigebühr von 5 Rappen? Die Zukunft der weissen Plastiksäckli ist ungewiss.

Ein komplettes Verbot oder eine Minigebühr von 5 Rappen? Die Zukunft der weissen Plastiksäckli ist ungewiss.

Die weissen Plastiksäckli verschwinden vielleicht doch nicht von den Supermarkt-Kassen. Vor genau zwei Jahren hat sich das Parlament für ein Verbot der Säckli ausgesprochen – eine emotionale Debatte folgte. Passiert ist bislang aber noch nichts: Nach offizieller Planung soll das Verbot 2016 in Kraft treten.

Nun liebäugelt das Umweltdepartement von Bundesrätin Doris Leuthard aber offenbar mit einer weicheren Umsetzung: Laut «SonntagsBlick» sollen die Plastiksäckli nicht ganz aus den Läden verbannt werden, sondern künftig gegen eine Gebühr von 5 Rappen abgegeben werden. Im Kanton Waadt handhabt dies die Migros-Genossenschaft schon seit einem guten Jahr so – mit grossem Erfolg: Dank der Minigebühr konnte der Säckli-Verbrauch in den Filialen um 94 Prozent reduziert werden.

«Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit»

Entsprechend zufrieden zeigt sich deshalb auch der Vater des Säckli-Verbots, Dominique de Buman (CVP): «Dahinter kann ich voll und ganz stehen: Diese Lösung ist wirtschaftsfreundlich und bringt beeindruckende Einsparungen mit sich», schwärmt er. Wenn die Säckli sogar biologisch abbaubar seien, wie dies in der Migros Waadt der Fall sei, sei allen gedient.

Dezidiert anderer Meinung ist SVP-Nationalrat Thomas Aeschi. Er betont, die SVP habe das Plastiksäckli-Verbot von Beginn an klar abgelehnt – 5-Rappen-Säckli seien aus seiner Sicht kaum besser: Beide Massnahmen stellten «einen inakzeptablen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit der Supermärkte» dar.

«Diese ganze Plastiksäckli-Fixierung ist lächerlich», findet Aeschi. Denn Wegwerf-Plastiksäcke seien in der Schweiz gar kein Problem. Ein Verbot sei vielleicht in Entwicklungsländern mit Meeranstoss begründet, wo der Abfall oft in der Natur entsorgt wird und die Plastiksäcke in grossen Mengen im Ozean landen. «Bei uns wird dagegen der ganz grosse Teil des Abfalls verbrannt – und die Plastiksäckchen stellen in der gesamten Abfallmenge eine zu vernachlässigende Menge dar.»

«Papiertaschen sind problematischer»

Anders sieht dies Bastien Girod (Grüne). «Auch bei uns ist Littering ein Problem. Wenn Plastiksäckli in der Natur landen, dauert es Hunderte von Jahren, bis sie sich vollständig zersetzen.» Es sei deshalb richtig, sie nicht mehr gratis abzugeben. Hinter biologisch abbaubaren 5-Rappen-Säckli könnte auch er stehen. Allerdings dürfe es nicht passieren, dass die Kunden anstelle der kostenpflichtigen Plastiksäckchen plötzlich Papiertaschen kaufen. «Wenn man Papiertaschen nicht wiederverwendet, sind sie ökologisch nämlich problematischer als dünne Plastiksäcke.»

Girod plädiert deshalb dafür, dass die Politik das Problem als Ganzes angeht. «Am sinnvollsten wäre es, mit Grossverteilern wie Migros und Coop Zielvereinbarungen anzuschliessen, um wie viel sie ihre Umweltbelastung insgesamt reduzieren müssen.» So könnten diese selber entscheiden, ob sie das Ziel mit kostenpflichtigen Plastiksäckli, mehr regionalen Produkten oder anderen Massnahme erreichen wollen.

«Nur neidisch»

Davon will de Buman nichts wissen. «Die Grünen sind nur neidisch, weil sie nicht selber auf die Idee mit den Plastiksäckli gekommen sind.» Gerade weil er nicht versucht habe, alle Probleme gleichzeitig anzugehen, sei er erfolgreich gewesen. «Ich bin kein Fundi. Deshalb habe ich auch kein Datum festgelegt, bis wann das Verbot umgesetzt sein muss.» Mit einer solch pragmatischen Herangehensweise komme man in der Schweizer Politik am weitesten, ist er überzeugt.

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