Rolf ErbPleite, verurteilt, aber lebt im Schloss
Vor rund vier Jahren wurde Pleitier Rolf Erb zu Gefängnis verurteilt. Er wehrt sich mit allen juristischen Mitteln gegen den Vollzug sowie die Räumung seines Schlosses im Thurgau.
Ende Januar hätten Pleitier Rolf Erb und seine Familie das Schloss Eugensberg in Salenstein TG mit seinen 45 Zimmern verlassen sollen. Dies sah zumindest die entsprechende Verfügung des zuständigen Konkursamtes vor – doch diese ist noch nicht rechtskräftig. Sie ist derzeit vor Bundesgericht hängig.
Der Gang der Erb-Familie vor Bundesgericht werde grundsätzlich aber nichts mehr verändern, davon zeigte sich der Anwalt der Gläubiger gegenüber Radio Top überzeugt. Denn in der Hauptsache sei es klar – es gehe jetzt nur noch um den Zeitpunkt des Auszuges aus dem Schloss, so der Anwalt.
Schloss und Autos vor Pleite verschenkt
Bereits im November 2015 hatte das Bundesgericht bestätigt, dass das Schloss Eugensberg und weitere Vermögenswerte definitiv der Konkursmasse zuzuschlagen seien. Rolf Erb soll, als im Jahr 2002 der Zusammenbruch der ganzen Erb-Gruppe absehbar war, das Schloss, dessen Inventar, 13 Autos, Aktien und Geld an seine Familie verschenkt haben.
Nach diesem Urteil erliess das zuständige thurgauische Konkursamt die Auszugs-Verfügung. Dagegen wehrte sich die Familie vor dem Obergericht des Kantons Thurgau vergebens – es lehnte die Beschwerde ab. Nun liegt der Fall beim Bundesgericht.
Zahlreiche Interessenten fürs Schloss
Laut dem Anwalt der Gläubiger stünden zahlreiche Interessenten für das Bijou «Eugensberg» bereit. Wie er gegenüber Radio Top sagte, soll ein geeigneter Makler eingesetzt werden, um das Schloss dereinst zu verkaufen. Der Erlös soll – wie bei der Verwertung weiterer Vermögensgüter – den Gläubigern zugute kommen.
Rolf Erb wurde im Januar 2014 vom Obergericht des Kantons Zürich wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Das Bundesgericht bestätigte später dieses Urteil.
Den Strafantritt hat Erb mit Hilfe seiner Anwälte und mit Arztzeugnissen bisher erfolgreich hinausgezögert, schreibt die «Thurgauer Zeitung» am Freitag. «Ich möchte in meinem Schloss sterben», soll Rolf Erb gesagt haben, als ihn das Bezirksgericht Winterthur 2012 verurteilte. Dass das so kommen wird, bezweifelt der Anwalt der Gläubiger. Dieser glaubt, dass sich Erb selbst mit allfälligen Krankheitsbefunden nicht mehr lange vor dem Gefängnis bewahren könne.
Zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz
Erb war der letzte Konzernchef der Winterthurer Erb-Gruppe, die 2003 Konkurs ging. Der Fall gilt als zweitgrösste Firmenpleite der Schweizer Geschichte. Der Schaden soll sich auf mehrere Milliarden belaufen. Der letzte Konzernchef stritt stets alle Vorwürfe ab und schob die Schuld seinem verstorbenen Vater Hugo zu. Dieser habe die Fäden in der Hand gehabt. (20 Minuten/sda)