«Plötzlich miaute es tief aus dem Wald»

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Algetshausen SG«Plötzlich miaute es tief aus dem Wald»

Ein Kater wurde am Wochenende nahe Algetshausen SG in einem Waldstück gefunden. Das Tier war dort mit Futter- und Trinknapf ausgesetzt worden. Kein Einzelfall.

von
juu
Als eine Frau am Sonntag mit ihrem Hund im Wald spazieren war, sind ihr im Gebüsch versteckte Becher aufgefallen. Kurz danach hörte sie ein Mauzen.
Hervor kam eine sehr zutrauliche Katze. Die versteckten Behälter waren für ihr Essen und Trinken gedacht.
Als die Frau stunden später noch einmal nach der Katze schaute, sass diese immer noch da. Sie nahm die Katze mit und übergab sie am Montag dem Büsihof in Dicken SG.
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Als eine Frau am Sonntag mit ihrem Hund im Wald spazieren war, sind ihr im Gebüsch versteckte Becher aufgefallen. Kurz danach hörte sie ein Mauzen.

privat

«Als ich am Sonntag mit meinem Hund spazieren war, fielen mir etwas versteckt zwei im Wald stehende Becher auf. Zuerst fragte ich mich noch, wer da seinen Müll so säuberlich deponiert hat», so eine Spaziergängerin. Die Frau war in einem Waldstück zwischen Algetshausen SG und Bettenau unterwegs. Erst danach habe sie mitten aus dem Gebüsch ein Mauzen gehört.

«Die Katze kam direkt aus dem Gestrüpp auf uns zugelaufen, und das obwohl ich ja meinen Hund bei mir hatte. Sie war sehr zutraulich», erzählt die Frau. Danach sei sie geradewegs zu den Bechern gelaufen. Der eine, obwohl leer, habe unverkennbar nach Katzenfutter gerochen. Im anderen war frisches Wasser.

Die Spaziergängerin war erst unsicher, ob sie das Kätzchen mitnehmen sollte. Stunden später, bei Einbruch der Dunkelheit, kam die Frau jedoch zurück: «Ich hab das Büsi gleich wieder gefunden, hab es gefüttert und mitgenommen.»

«Das war pure Absicht»

Die aufmerksame Spaziergängerin schaltete ein Inserat auf der Schweizer Tiermeldezentrale und wandte sich an den Büsihof in Dicken SG.

Für Marcel Jung, Leiter des Papageien- und Büsihofs, ist klar: «Dieses Büsi wurde bewusst ausgesetzt. In der Nähe ist weder ein Haus noch Sonstiges. Nur ein abgelegener Waldparkplatz. Das war pure Absicht.» Seit Montag ist das Tier im Büsihof untergebracht. Dort stellte man auch fest, dass es sich um einen etwa vierjährigen, kastrierten Kater handelt. Da der Kater keinen Chip besitzt, sei es nicht einfach, den Besitzer ausfindig zu machen.

Für Jung sind ausgesetzte Tiere vor allem über den Sommer keine Seltenheit. «Es ist Ferienzeit. Viele haben niemanden, der auf ihr Haustier schaut, und daher muss es kurzerhand weg», sagt er zu 20 Minuten. Auch das Futterschälchen sehe er nicht als nette Geste an, denn: «Die Menschen machen das nur, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen.»

Lebewesen setzt man nicht aus

Jung vermutet, dass es sich beim ausgesetzten Kater gar um eine reine Hauskatze handle. «Freigänger müssen weder gefüttert noch ausgesetzt werden. Sie streunen und hätten sich schon von allein in Richtung Heimweg begeben», erklärt der Tierliebhaber.

Der Kater, den Jung und sein Team «Apollo» getauft haben, wird derzeit ärztlich untersucht und gecheckt. «Ohne die Finderin hätte er da draussen verhungern und sterben können», sagt Jung.

Er appelliert noch einmal an jeden Haustierbesitzer: «Bitte setzt keine Tiere aus, es sind Lebewesen. Es gibt immer eine Lösung, auch wenn man weniger Geld zur Verfügung hat.» Er rät dazu, zuerst mit umliegenden Tierheimen in Kontakt zu treten, bevor man auf so eine Idee wie «Aussetzen» kommt.

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