Plus 58 Prozent – Rauchen tötet mehr Frauen

Aktualisiert

LungenkrebsPlus 58 Prozent – Rauchen tötet mehr Frauen

Jährlich sterben knapp 10'000 Schweizer an tabakbedingten Krankheiten. Während die Zahl der Todesopfer bei den Männern sinkt, erkranken immer mehr Frauen an Lungenkrebs.

von
daw
In der aktuellen Präventionskampagne spricht das BAG Frauen an.

In der aktuellen Präventionskampagne spricht das BAG Frauen an.

Keystone/BAG

Dass der Konsum von Zigaretten und Co. Lungenkrebs oder Herzkreislaufkrankheiten auslösen kann, ist bekannt. Eine Langzeitanalyse des Bundesamts für Statistik (BFS) liefert nun Zahlen: Im Jahr 2012 gab es schätzungsweise 9500 Todesfälle im Zusammenhang mit Tabakkonsum. Das entspricht rund 15 Prozent aller Todesfälle.

Explodiert ist die Zahl bei den Frauen: Während die Zahl tödlicher Erkrankungen wie Lungenkrebs oder Herzinfarkte als Folge des Rauchens bei Männern zwischen 1995 und 2012 gesunken ist, stiegen die Todesfälle bei Frauen im gleichen Zeitraum um 58 Prozent auf 3300 an.

Frauen griffen vermehrt zum Glimmstengel

Der Grund dafür: Die Entwicklung der tabakbedingten Todesfälle verläuft zeitverzögert zur Entwicklung der Konsumgewohnheiten.

Frauen rauchen immer mehr und beginnen damit bereits im Jugendalter. Bei den Männern nimmt hingegen die Häufigkeit des Rauchens seit Ende der 1990er-Jahre ab. Bei Frauen stieg der Anteil bis zur Jahrtausendwende und bleibt seither stabil. Immerhin: Insgesamt ist vor allem der Anteil der starken Raucher (mehr als 20 Zigaretten pro Tag) stark zurückgegangen und hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert.

Die drei Hauptursachen tabakbedingter Todesfälle sind gemäss BFS Krebs (42 Prozent) und insbesondere Lungenkrebs, Herzkreislaufkrankheiten (39 Prozent) sowie die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD, 15 Prozent). Ein Fünftel der betroffenen Personen stirbt vor dem 65. Lebensjahr.

«Frauen nutzen Zigaretten als Appetitkiller»

Angesichts von fast 10'000 vermeidbaren Todesfällen pro Jahr spricht der Thomas Cerny, Onkologe und Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen, von einer «Katastrophe». Die Frauen büssten nun dafür, dass sie heute fast so viel rauchen wie die Männer. Gemäss Cerny wird nicht jeder Raucher zwangsläufig krank, das Risiko sei aber massiv höher.

Für die gegenläufige Entwicklung bei Männern und Frauen gibt es laut Cerny verschiedene Gründe, etwa die Emanzipation. Zudem nutzten vor allem junge Frauen Zigaretten, um das Gewicht zu halten. «Zigaretten sind ein Appetitkiller.» Bei den Männern ziehe dagegen das Argument besser, dass Raucher weniger fit und leistungsfähig sind. Studien zeigten aber auch, dass Frauen schneller abhängig von Nikotin werden.

Gemäss dem Mediziner lohnt es sich jederzeit, mit dem Rauchen aufzuhören. «Die Gefahr eines Herzinfarkts sinkt relativ schnell, beim Krebsrisiko dauert es etwas länger, aber auch dieses sinkt bei ehemaligen Rauchern stetig.»

Jeder Vierte raucht

In der Schweiz rauchen laut einer Studie des Bundesamts für Gesundheit 24,9 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren, 17,3 Prozent davon täglich und 7,6 Prozent gelegentlich. Die täglich Rauchenden gaben an, pro Tag durchschnittlich 13,5 Zigaretten zu konsumieren.

Jeder dritte Raucher verbraucht pro Tag eine Schachtel oder mehr. Mit 28,8 Prozent der Männer greifen zum Glimmstängel, bei den Frauen sind es 21,1 Prozent.

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