«Brutaler» EinsatzPolemik um Polizei-Video in Frankreich
Das Video eines angeblich brutalen Polizeieinsatzes gegen afrikanische Einwanderer sorgt in Frankreich für Aufsehen. Präsident Nicolas Sarkozy könnte davon profitieren.
Die französische Polizei greift gegen Hausbesetzer durch. (Video: YouTube)
Das von der Website mediapart.fr veröffentlichte Video wurde am 21. Juli in La Courneuve aufgenommen, einem Vorort nördlich von Paris. Es zeigt, wie die Polizei gegen mehrheitlich afrikanische Hausbesetzer vorgeht, die sich weigerten, einen Wohnblock zu räumen, den die Gemeinde abreissen will. Für Aufsehen und Empörung sorgen vor allem die unzimperliche Behandlung einer Schwangeren sowie einer Frau, die dem Boden entlang geschleift wird, obwohl sie auf ihrem Rücken ein Baby trägt.
Jean-Baptiste Ayrault von der Obdachlosen-Vereinigung Droit auf Logement (DAL) hatte das Video publik gemacht. Er forderte eine Untersuchung, denn «die Polizei verhält sich normalerweise nicht so, und ich fürchte, wir werden solche Bilder öfter sehen». Allerdings warf die Polizeiaktion zum damaligen Zeitpunkt keine hohen Wellen, und von übertriebener Brutalität ist wenig zu sehen. Ein Polizeisprecher betonte, die Räumung sei «überwiegend friedlich» verlaufen. Die Frau mit dem Kleinkind auf dem Rücken habe sich «auf den Boden geworfen», deshalb hätten die Polizisten das Baby anfangs nicht sehen können.
Härtere Gangart gegen Kriminelle
Die Veröffentlichung des Videos zum jetzigen Zeitpunkt überrascht wenig, denn Präsident Nicolas Sarkozy hat in den letzten Tagen eine härtere Gangart gegen Kriminelle angekündigt. So will er osteuropäische Roma ausweisen lassen und eingebürgerten Franzosen, die das Leben von Polizisten gefährden, die Staatsbürgerschaft entziehen. Politiker der Opposition kritisierten die Pläne als «verfassungswidrig». Christophe Borgel, Sekretär der Sozialistischen Partei, meinte, Sarkozy wolle nur von der Affäre Bettencourt ablenken.
Zum Polizeieinsatz in La Courneuve allerdings hat sich die Politik bislang kaum geäussert. Kritik an der Polizei ist für linke Politiker ein heikles Unterfangen, denn für Nicolas Sarkozy hat es sich bislang stets ausbezahlt, wenn er auf die Karte «Law and Order» setzte. Der britische «Independent» glaubt denn auch, dass die Bilder einer zupackenden Polizei «der Strategie des Präsidenten mehr nützen als schaden könnten».