Universität Basel: Politologin kritisiert, Pissoirs auf All-Gender-WCs seien sexistisch 

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Universität BaselPolitologin kritisiert, Pissoirs auf All-Gender-WCs seien sexistisch

An der Universität Basel gibt es neu Unisex-Toiletten. Politologin Regula Stämpfli kritisiert, dass einige WCs mit Pissoirs ausgestattet sind. Das sei Sexismus, sagt sie. Anders sieht es in den sozialen Medien aus: Dort werden die neuen Klos gefeiert.

Neu gibt es an der Universität Basel «All-Gender-WCs». (Symbolbild)
Die Uni will mit den neuen Toiletten einen sicheren Ort für alle schaffen, wie sie schreibt.
Mit  «All-Gender-Toiletten» soll auf die Bedürfnisse von trans, inter und non-binären Personen eingegangen werden, so die Universität  Basel.
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Neu gibt es an der Universität Basel «All-Gender-WCs». (Symbolbild)

Tamedia AG Manuela Matt

Darum gehts

An der Universität Basel können alle Menschen das WC benutzen, das der eigenen Geschlechtsidentität entsprechen würde. «Für alle, die genderneutrale Toiletten bevorzugen, gibt es das Angebot von All-Gender-WCs», schreibt die Uni Basel über das neue Angebot auf ihrer Website und auf Instagram. 

Mit den Unisex-WCs wolle sie einen wichtigen Beitrag für die Diversität und Inklusion an der Uni leisten. «Für trans, inter und non-binäre Personen kann es in Toiletten, die entweder für Frauen oder für Männer ausgeschildert sind, zu diskriminierenden und ausgrenzenden Erlebnissen kommen. Sie erfahren nicht selten Beleidigungen, Raumverweise und sogar Gewaltandrohungen», heisst es vonseiten der Universität Basel.

Angebot richtet sich auch an Eltern mit Kindern

Gleichzeitig können zum Beispiel Eltern mit Kindern unterschiedlicher Geschlechter von All-Gender-WCs profitieren oder Menschen, die von einer Assistenzperson eines anderen Geschlechts betreut werden.

Das Angebot, geschlechtsneutrale WCs zu schaffen, wird beim Transgender Network Switzerland (TGNS) begrüsst. Als die Stadt Luzern im Januar dieses Jahres Unisex-Toiletten an Schulen einführte, sagte Janna Kraus vom TGNS gegenüber 20 Minuten: «Es ist in jeder Situation wünschenswert, dass alle Menschen sicheren Zugang zu sanitären Anlagen erhalten.» Unisex-Toiletten können für trans Kinder eine Entlastung sein, so Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt der Luzerner Kinder- und Jugendpsychiatrie, in diesem Zusammenhang.

Der Politologin Regula Stämpfli stösst das Basler Modell sauer auf. Sie stört sich daran, dass einige All-Gender-WCs mit Pissoirs ausgestattet sind. «Männerprivilegien: Sie kriegen ein Pissoir, während bei Frauen alles sozialisiert wird», schreibt sie auf Twitter. Die Universität betreibe mit ihrer Toilettenpolitik Sexismus und Frauenhass und begünstige Männer, so Stämpfli hässig.

«Missbrauch der Begrifflichkeit Diversity»

Auf Twitter steht Stämpfli mit ihrer Kritik nicht alleine da. «Ein Pissoir für ‹All Genders›. Die machen sich lächerlich. Das ist ein Missbrauch der Begrifflichkeit Diversity», schreibt eine Userin etwa.

Dass die Einführung von Unisex-Toiletten auch anders geht, zeigt Zürich. Die Stadt verzichtet künftig in allen Neubauten oder Renovationen, in bestehenden Schulhäusern in Zürich, auf Pissoirs. Die neuen städtischen Raumvorgaben für den Bau von Volksschulanlagen schreiben Toiletten für Mädchen, Knaben und Unisex-Toiletten vor. Somit gehören Pissoirs künftig nicht mehr zum Standard in Stadtzürcher Schulen.

An Zürcher Schulen gehören Pissoirs nicht mehr zum Standard

Weiterhin bestehend seien Pissoirs in Zürcher Schulhäusern in «publikumsintensiven Gemeinschaftsbereichen» wie etwa der Mensa, der Sporthalle oder der Bibliothek, präzisiert Daniel Bekcic, Kommunikation Immobilien Stadt Zürich.

Trotz Beanstandung der Basler Unisex-Klos. Die Mehrheit der Userinnen und User auf Twitter kann mit der Kritik nichts anfangen. Die Toiletten seien völlig in Ordnung. Solange für niemanden ein Problem durch die neue WC-Situation entstehe, solle sich niemand darüber aufregen müssen. «Die Welt ist verrückt. Da sind wir uns einig. Aber aus meiner Sicht sind WCs marginal schuld am Wahnsinn», schreibt eine Basler Journalistin zur Diskussion.

Die Universität Basel war für Rückfragen nicht zu erreichen.

LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?

Hier findest du Hilfe:

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Du-bist-du.ch, Beratung und Information

InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen, Tel. 079 104 81 69

Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen

Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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