Gefährliche Schweizer KunstPolizei konfisziert Kokosnuss-Kanone
Der Berliner Aktionskünstler Julian Charrière hat eine Kokosnuss-Kanone gebaut. Die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot an, um das Kunstwerk des Schweizers zu konfiszieren.
Der Berliner Aktionskünstler Julian Charrière (30) wollte vom 17. bis am 28. März an der Antarctic-Biennale teilnehmen. Dafür entwickelte er das Kunstwerk «The Purchase of the South Pole» – eine Kokosnuss-Kanone aus Metall, die fünf Meter lang und zwei Meter breit ist und rund eine Tonne wiegt. An dem Event wollte der gebürtige Schweizer atomar verstrahlte Kokosnüsse abfeuern, die er extra vom Bikini-Atoll mitgebracht hatte, wie «Bild am Sonntag» berichtet. Dies sei eine Kritik an der Umweltzerstörung durch Atomversuche in den 60er-Jahren.
Vor der Verschiffung an den Südpol sollte das Kunstwerk in der Nacht des 1. März auf dem Areal seiner Künstlerwerkstatt in Berlin noch ein letztes Mal getestet werden. Charrière selber war zu diesem Zeitpunkt im Ausland, weshalb sich seine Mitarbeiter der Aufgabe annahmen und eine Kokosnuss abfeuerten. Dabei bemerkten sie nicht, dass sich zwei Spaziergänger mit einem Hund näherten. Diese wurden zwar nicht getroffen, waren von der Aktion jedoch nicht begeistert. Sie alarmierten die Polizei, die mit einem Grossaufgebot anrückte, um die Kokosnuss-Kanone wegen Verdachts auf Verstoss gegen das Waffengesetz abzutransportieren.
Kunstwerk liegt in Lagerhalle für illegale Waffen
Charrière sagt zur «Bild am Sonntag»: «Ich halte es für irrsinnig, dass meine Installation als Waffe bezeichnet wird. Klar, ‹The Purchase of the South Pole› sieht aus wie eine gewaltige Kanone. Und das sollte es ja auch! Aber es ist ein Kunstwerk.» Wie Anwalt Peter Raue erklärt, hätte das Kunstwerk gar nicht konfisziert werden dürfen: «Die Kunstfreiheit schützt per Grundgesetz auch Kunst abseits des Konventionellen. Deshalb hätte es die Kunstfreiheit geboten, von einer Konfiszierung von Julian Charrières Werk abzusehen. Sie gebietet auch, das Werk umgehend freizugeben.»
Das Kunstwerk liegt jedoch weiterhin in einer Lagerhalle für illegale Waffen. Dadurch konnte es Charrière nicht an der Antarctic-Biennale zeigen. Voraussichtlich wird der Künstler aber an der Biennale in Venedig ab dem 13. Mai eine Dokumentation des Projekts zeigen.
LKA überprüft Kokosnuss-Kanone
Gemäss «Bild am Sonntag» beschäftigt sich jetzt die Generalstaatsanwaltschaft mit dem Fall. Sprecherin Silke Becker erklärt: «Die Prüfung, ob ein Verstoss gegen waffenrechtliche Vorschriften vorliegt, wird durch Sachverständige des LKA vorgenommen; ob die ‹Kokosnuss-Kanone› an deren Eigentümer zurückgegeben wird, hängt vom Ergebnis der waffenrechtlichen Prüfung ab.» Wie lange diese dauert, konnte sie nicht sagen.
Charrière muss also weiterhin warten. Der Aktionskünstler findet aber, dass das Ganze ein Gutes hat: «Für mich ist es ein Erfolg, wenn ein Kunstwerk es schafft, auch ausserhalb der Kunstwelt viele Reaktionen hervorzurufen.»