TrendPop-up-Stores erobern Schweizer Städte
Auf Berlin oder London folgen jetzt Zürich und Bern: Immer mehr Unternehmer betreiben Pop-up-Stores. Vor allem Start-ups sind begeistert von den temporären Geschäften.
Sei es in leeren Bürogebäuden, Containern oder auch Shoppingmalls – plötzlich tauchen sie auf. Gemeint sind Pop-up-Stores, eine Art temporäre Geschäfte, die, kaum sind sie entstanden, auch schon wieder verschwinden. Aufgekommen ist das Verkaufskonzept, damit kleine, noch unbekannte Marken ihre Waren potenziellen Kunden anbieten können. Doch auch Grosskonzerne haben die Pop-up-Stores inzwischen entdeckt.
Entstanden sind die Kurzzeitgeschäfte zuerst in Berlin, London oder New York. Doch nun haben sie auch die Schweiz erreicht. Ein Beispiel ist das Geschäft Helsinki Design der Finnin Johanna Talka, das von September bis Dezember 2014 eine temporäre Bleibe am Zürcher Idaplatz fand. Das Angebot im Pop-up-Store bestand unter anderem aus Möbeln, Lampen, Geschirr oder Wohnaccessoires skandinavischer Designer, die Talka ansonsten über ihren Online-Shop verkauft.
Tiefe Preise für gute Lagen
Sie habe eine ganze Weile Suche müssen, bis sie ein geeignetes Lokal für einen Pop-up-Store gefunden hatte, erklärt Talka im Gespräch mit 20 Minuten. «Es hat sich aber gelohnt. Wir erzielten für kurze Zeit mehr Aufmerksamkeit und konnten unsere Produkte live präsentieren.» Sie könne sich daher gut vorstellen, in naher Zukunft erneut einen Pop-up-Store zu eröffnen.
Auch Barbara Syz und Alexander Kuehne, die Gründer des Schuhlabels Pink Inside aus Zürich, sind vom Konzept der Kurzzeitgeschäfte begeistert. Sie erklären: «Wir konnten für einen vernünftigen Preis an einer guten Lage ein Lokal mieten – und das sofort nach Gründung unseres Geschäfts im Jahr 2012.» Parallel dazu haben sie ihren Online-Shop ausgebaut. Wie Syz erklärt, war dies eine ideale Kombination. Denn bei Schuhen sei es nach wie vor sehr wichtig, dass man sie vor Ort einmal probieren könne, später kaufe man allenfalls ein zweites Mal direkt übers Netz.
Auch Maseratis
Ein Beispiel für einen Grosskonzern, der in Zürich auf das Pop-up-Store-Konzept setzt, ist der italienische Luxuswagenhersteller Maserati. Zum 100-jährigen Bestehen der Automarke eröffnete er an der Dufourstrasse einen 80 Quadratmeter grossen Raum, in dem er das Modell Ghibli S Q4 ausstellte. Der Grund, weshalb Autobauer auf Kurzzeitgeschäfte setzen, ist allerdings ein anderer als bei den Start-ups. «Durch temporäre Läden bringt der Hersteller die Marke dahin, wo auch der Kunde ist», führt Experte Andreas Bauer im Gespräch mit dem «Wirtschaftsblatt» aus.
Ausserdem dürfte es den Autoherstellern darum gehen, längerfristig eine Brücke zwischen On- und Offline-Welt zu schlagen, wie Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen erklärt. «Die Autobauer tun bisher so, als gäbe es das Internet nicht.» Ein mögliches Konzept für die Zukunft sei: Das Auto im Pop-up-Store ansehen und Probe fahren, um es anschliessend direkt im Internet zu bestellen.
Das Airbnb des Detailhandels
Was kann man tun, wenn man kein passendes Lokal findet? Mittlerweile gibt es mit Popupshops.ch sogar einen Online-Marktplatz, über den temporär leer stehende Verkaufsflächen und Regale vermietet werden können. Er wird von der Firma Pop Up Shop aus Zollikon betrieben. «Unsere Website Popupshops.com ist wie Airbnb, aber für die Detailhandels-Welt», erklärt Geschäftsführer Chalid El Ashker. «Wir möchten helfen, dass man in der Schweiz leichter an geeignete Ladenflächen herankommt.»
Drei Jahre als Pop-up-Shop
Wie das Konzept der Kurzzeitgeschäfte auch über mehrere Jahre verfolgt werden kann, zeigt das Geschäft Zirkuss aus Zürich. Über drei Jahre hinweg eröffneten die Firmengründerinnen Patrizia Jaeger und Lucia Marchettini immer wieder Pop-up-Stores an verschiedenen Standorten, um ihre Modeprodukte zu verkaufen. Es sei eine spannende Zeit gewesen, erklärt Jaeger im Gespräch. «Innert kürzester Zeit konnten wir uns einen grossen Kundenstamm aufbauen.» Seit kurzem betreibt Zirkuss nun ein reguläres Geschäft am Neumarkt in Zürich. Der Grund: Längerfristig sei der Aufwand zu gross geworden und auch die Kunden hätten sich einen fixen Standort gewünscht.