Prämien steigen um 2,2 Prozent

Aktualisiert

KrankenkassenPrämien steigen um 2,2 Prozent

Die Versicherer drehen erneut an der Preisschraube. Für Erwachsene steigen die Prämien 2012 im Schnitt um 2,2 Prozent. Noch deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen die 19- bis 25-Jährigen.

von
sas

So sicher wie das Amen in der Kirche ist der Ansteig der Krankenkassenprämien. Nach einem durchschnittlichen Anstieg von 6,5 Prozent fürs laufende Jahr fällt der Prämienanstieg für 2012 geringer aus. Im kommenden Jahr steigen die Tarife für Erwachsene in der Grundversicherung (Franchise 300 Franken) im Durchschnitt um 2,2 Prozent, was monatlich rund 8 Franken 20 Rappen entspricht.

Stärker betroffen sind jedoch die 19- bis 25-Jährigen, die für ihre Krankenversicherung 4,4 Prozent mehr bezahlen müssen - oder monatlich 14.60 Franken - wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch mitteilte. Für Kinder bis 18 Jahre steigen die Durchschnittsprämien um 1,4 Prozent. Dies entspricht monatlich rund 1 Franken 30 Rappen.

11 Kantone mit überdurchschnittlichem Ansteig

In sieben Kantonen (BE, GR, NE, OW, TG, TI und VD) liegen die Prämienanpassungen unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt, die Veränderungen bewegen sich hier in einer Bandbreite zwischen minus 1 und 2 Prozent. In weiteren acht Kantonen (AG, BL, GE, LU, SH, SO, SZ und VS) beträgt die durchschnittliche Prämienanpassung 2,2 bis 2,8 Prozent. Die übrigen 11 Kantone (AI, AR, BS, FR, GL, JU, NW, SG, UR, ZG und ZH) verzeichnen überdurchschnittliche Anpassungen von 3,1 im Kanton Jura bis 5,5 Prozent in Appenzell Innerrohden.

Positive Bilanz über getroffene Massnahmen

In Zusammenhang mit der Bekanntgabe der Prämienanpassungen zog Bundesrat Didier Burkhalter eine erste Bilanz über die bisherigen Sparmassnahmen bei den Medikamenten. In Zukunft soll der Anteil der Generika an den verkauften Medikamenten weiter erhöht werden.

Der Mechanismus zur Senkung der Medikamentenpreise wurde dynamischer gestaltet. Allein damit sollen im Verlauf der nächsten Jahre jährlich rund 230 Millionen Franken eingespart werden. Weiter werden Patentabläufe das Generikapotenzial erhöhen und den dynamisch gestalteten Preismechanismus weiter unterstützen.

Gleichzeitig wies Bundesrat Burkhalter darauf hin, dass damit nur ein Etappensieg erreicht worden sei. Gefordert seien weiterhin alle Beteiligten im Gesundheitswesen. Um die Kosten langfristig in den Griff zu bekommen, seien grundlegende Reformen nötig, mittel- und langfristigen Massnahmen, um die Qualität im schweizerischen Gesundheitswesen weiter zu verbessern und damit das Sparpotenzial besser auszuschöpfen. Zu diesen Reformen und Massnahmen gehört unter anderem die Managed-Care-Vorlage mit einem zusätzlich verfeinerten Risikoausgleich, die im Parlament am Freitag zur Schlussabstimmung kommt.

Ständiger Anstieg

Seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) im Jahr 1996 stiegen die durchschnittlichen Prämien für die Grundversicherung ohne Berücksichtigung der Teuerung um 121 Prozent oder um 209 Franken. Der jährliche Anstieg der Krankenkassenprämien zwischen 1996 und 2012 betrug ohne Berücksichtigung der Teuerung 5,1 Prozent.

Den stärksten durchschnittlichen Prämiensprung hatten die Versicherten im Jahr 2002 zu verkraften. Er betrug satte 9,7 Prozent. Der geringste Anstieg resultierte mit 0,5 Prozent im Jahr 2008. Der Anstieg fürs kommende Jahr ist der zweitniedrigste, seit das KVG in Kraft ist.

(sas/sda)

Unbedingt Prämien vergleichen

bis Ende November 2011 die Versicherung kündigen oder ein anderes Versicherungsmodell wählen. Um den Versicherten den Vergleich zu erleichtern, bietet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seit heute seinen neuen Prämienrechner an.

Prämien werden zum Steuerzahler verlagert

Nicht überall steigen die Krankenkassenprämien. Im Kanton Bern sinken die Prämien für Erwachsene im Schnitt um 0,6 Prozent. Grund dafür sind aber nicht sinkende Gesundheits- kosten. Die Kosten werden bloss vom Prämien- zum Steuerzahler verlagert. Bisher haben die Krankenkassen die obligatorischen Leistungen in Privatspitälern alleine bezahlt, was die Prämien entsprechend verteuerte, wie Gesundheits- ökonom Heinz Locher erklärte. Neu beteiligt sich auch der Kanton Bern an den Kosten, die Grundversicherung wird dadurch entsprechend entlastet. Ähnlich ist die Situation im Tessin. In Zürich dagegen ist es die Zusatzversicherung, die entlastet wird.

Unterschiede zwischen den Kantonen ergeben sich auch, weil nicht alle Kantone einen gleich grossen Anteil an die Gesundheitskosten bezahlen. Jene mit unterdurchschnittlichen Prämien dürfen das Minimum von 55 Prozent während einer Übergangfrist unterschreiten. Basel, St. Gallen oder Freiburg nutzen diesen Spielraum aus, umso höher fallen dort die Prämien aus. Dabei handle es sich um politische Entscheide, sagt Locher. Mit der neuen Spitalfinanzierung wird zudem der so genannte Forschungsabzug gesenkt. Heute ziehen die Krankenkassen dafür von den effektiven Spitalkosten 25 Prozent ab. In Zukunft wird es laut Locher weniger sein, entsprechend mehr bezahlen die Kassen in Kantonen mit Unispitälern. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Prämien aus. (sda)

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