Ukraine-Krieg – Preis-Schock – Benzin könnte bald 3.20 Franken pro Liter kosten

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Ukraine-KriegPreis-Schock – Benzin könnte bald 3.20 Franken pro Liter kosten

Ein mögliches Importverbot von russischem Öl lässt die Preise dramatisch ansteigen. Eine rasche Erholung ist nicht in Sicht. Die Preise könnten sogar noch deutlich steigen.

Zwei Franken und mehr kostet jetzt der Liter Sprit an den Tankstellen, wie in Zürich-Wiedikon an der Seebahnstrasse.
Auch in Winterthur-Töss verkauft die Tankstelle nichts mehr unter zwei Franken pro Liter.
Wegen des Kriegs in der Ukraine steigen die Energiepreise an den Rohstoffbörsen dramatisch.
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Zwei Franken und mehr kostet jetzt der Liter Sprit an den Tankstellen, wie in Zürich-Wiedikon an der Seebahnstrasse.

20 Minuten/Dominic Benz

Darum gehts

Der Krieg in der Ukraine lässt die Energiepreise an den Börsen dramatisch ansteigen. Ein von den USA und der EU angedrohtes mögliches Importverbot von russischem Öl macht die Anleger nervös. Rohöl kostet nun doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Auch die Schweiz bezahlt ihr Öl an der Börse. Tankstellenbetreiber erhöhen deshalb ebenfalls ihre Preise. Der TCS schätzt, dass eine Preisänderung beim Rohöl um zehn Dollar an der Zapfsäule etwa sechs bis neun Rappen pro Liter ausmacht.

2-Franken-Marke geknackt

Bei den Ruedi Rüssel-Tankstellen kostet jetzt im Schnitt der Liter Diesel 2.05 Franken, den Liter Benzin 95 gibts noch für 1.91 Franken, wie es auf Anfrage heisst. BP-Tankstellen in Zürich verlangen aktuell über zwei Franken, wie eine Sprecherin sagt.

Die Lage dürfte laut BP angespannt bleiben. Die Branche rechnet zwar nicht mit Versorgungsproblemen, aber auch nicht mit einer raschen Erholung. Kurzfristig ist keine grosse Alternative zum russischen Öl in Sicht, wie Roland Bilang, Geschäftsführer der Branchenvereinigung Avenergy Suisse, zu 20 Minuten sagt. Langfristig könnten aber andere Anbieter in den Markt einsteigen.

Vergleich Auto und Zug 

Als der Benzinpreis im vergangenen Jahr im Schnitt noch bei 1.67 pro Liter lag, kostete die Autofahrt laut TCS 69 Rappen pro Kilometer. Darin enthalten sind die jährlichen Kosten fürs Musterauto mit sechs Litern Verbrauch pro 100 Kilometer von 10’280 Franken bei 15’000 Kilometern inklusive Kaufpreis, Abschreibungen, Steuern, Versicherungen, etc.

Mit dem aktuellen Benzinpreis von zwei Franken stiegen die Kosten pro Kilometer um zwei Rappen auf 71 Rappen. Pro Jahr sind das bei 15’000 gefahrenen Kilometern 300 Franken zusätzlich fürs Benzin. Die 50-Kilometer-Fahrt von Schaffhausen nach Zürich kostet demnach 35.50 Franken, das Zugbillett für die gleiche Strecke gibts mit Halbtax für 11.60 Franken.

Eine andere Rechnung macht Timo Ohnmacht, Verkehrssoziologe an der Hochschule Luzern. Er vergleicht gegenüber 20 Minuten den Preis der Autofahrt mit dem Zug, berechnet aber nur den Preis fürs Benzin und für Abnutzungskosten, Versicherungen und Ähnliches, den Kaufpreis klammert er aus. Auch die Kosten fürs Halbtax von 185 Franken für Erwachsene sind nicht dabei.

So kostet die 50-Kilometer-Strecke von Schaffhausen nach Zürich bei einem Benzinpreis von zwei Franken pro Liter:

  • Mit dem Auto mit acht Litern Verbrauch pro 100 Kilometer: acht Franken fürs Benzin, plus Abnutzungskosten, Versicherungen und Ähnliches für drei Franken, insgesamt elf Franken.

  • Zug-Billett mit Halbtax: 11.60 Franken.

Kostet ein Liter Benzin bald über 3 Franken?

Wie sich der Benzinpreis nun weiter entwickelt, sei fast nicht vorauszusagen, so Ohnmacht. «Die Energiekosten sind stark abhängig vom Weltgeschehen. Der Gaspreis stieg schon um 60 Prozent. Das ist auch beim Benzin noch möglich. Literpreise von 3.20 Franken wären dann denkbar», so Ohnmacht.

Doch trotz der hohen Spritpreise werden wohl nur wenige aufs Auto verzichten. «Autofahrende sind sehr stabil in ihrem Verhalten. Bei Was-wäre-wenn-Studien geben viele zwar oft an, dass sie bei höheren Benzinpreisen auf den ÖV umsteigen würden, in der Realität ändern sie dann aber nur wenig», sagt Verkehrsexperte Ohnmacht.

Der ÖV werde als teurer wahrgenommen, obwohl sich ein GA für häufige Autofahrer lohnen kann. «Die Kosten fürs Autofahren werden aufs Tanken reduziert, beim Zug habe ich aber alle Kosten im Billettpreis, das wirkt dann sehr teuer», sagt Thomas Sauter-Servaes von der ZHAW zu 20 Minuten.

So entsteht der Benzinpreis

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