«Preisreduktionen bei Hotels liegen schlichtweg nicht drin»

Aktualisiert

Corona-Krise«Preisreduktionen bei Hotels liegen schlichtweg nicht drin»

Die Hotellerie-Branche leidet besonders stark unter der Corona-Krise. Ein Viertel der Betriebe befürchtet den Konkurs. Warum die Gäste trotzdem nicht mit Preissenkungen rechnen könnnen, sagt Andreas Züllig vom Verband Hotelleriesuisse im Interview.

«Die Hotels konnten in den vergangenen Jahren kein Polster aufbauen», sagt Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse.
In der Schweizer Tourismusindustrie droht wegen der Corona-Krise eine Konkurswelle. 3200 Betriebe mit 30'000 Arbeitsplätzen sind in ihrer Existenz bedroht.
Die Verluste für den Schweizer Tourismus zwischen März und Juni könnten sich auf 8,7 Milliarden Franken summieren.
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«Die Hotels konnten in den vergangenen Jahren kein Polster aufbauen», sagt Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse.

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Darum gehts

  • Durch die Corona-Krise ist fast ein Viertel der Hotelleriebetriebe in der Existenz bedroht.
  • Im Interview erklärt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig die Forderungen des Verbands an die Politik.
  • Preisreduktionen der Hotels sind nicht zu erwarten, sagt Züllig.

Die Tourismusbranche trifft die Corona-Krise besonders hart. Trotz Staatshilfen ist fast ein Viertel der Betriebe in der Existenz bedroht, wie das Ergebnis einer Branchenumfrage zeigte (20 Minuten berichtete). Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse, sagt im Interview mit 20 Minuten, wie es um die Schweizer Hotels steht.

Warum ist bereits nach kurzer Krise fast ein Viertel der Hotellerie-Betriebe trotz Kurzarbeitsentschädigung und Überbrückungskrediten in der Existenz beroht?

Ein Viertel schätzt das Konkursrisiko als hoch ein. Das heisst nicht, dass sie sofort Konkurs gehen, sondern mit diesem Lockdown und der kommenden Rezession einen Konkurs befürchten. Man darf nicht vergessen, dass vor allem die Ferienhotellerie seit 2015 massiv unter dem schwachen Euro gelitten hat. Die Logiernächte im Alpenraum sind sehr stark zurückgegangen und der Preisdruck durch das nahe Ausland war enorm. Entsprechend haben die Hoteliers versucht, über tiefere Preise die Gäste zu halten. Das ging zu Lasten der Margen. Entsprechend konnte die letzten Jahre kein Polster aufgebaut werden.

Was unternimmt Hotelleriesuisse gegen die existenzbedrohende Situation?

Wir sind daran, mit der Politik hier Unterstützung zu leisten. Die Covid-19 Notkredite müssen über die gesamte Laufzweit zinslos vergeben werden. Für gesunde Betriebe, die zum Beispiel durch eine erst kürzlich erfolgte Investition den Kredit nicht zurückzahlen können, soll ein Härtefall-Fonds eingerichtet werden.

Sie fordern eine Aussetzung der Mehrwertsteuer. Was bringt die Massnahme, wenn den Betrieben die Umsätze einbrechen?

Eine Reduktion oder eine Aussetzung der Mehrwertsteuer würde die tiefen Margen im Tourismus etwas verbessern. Deutschland zum Beispiel hat die Mehrwertsteuer für die Gastronomie bereits von 19 auf 7 Prozent gesenkt, um die Situation der Branche temporär zu verbessern.

Sie verlangen von der Politik auch ein Impulsprogramm, um die Nachfrage anzukurbeln. Wie soll das aussehen?

Das Impulsprogramm wird zusammen mit den regionalen Tourismusorganisationen eine breite Kampagne für Ferien in der Schweiz lancieren. Diese soll zeigen, wie vielfältig und spannend es ist, die Schweiz zu entdecken.

Werden nun die Preise sinken?

Nein, im jetzigen Umfeld mit reduziertem Angebot und einem Umsatzausfall in den letzten zwei Monaten sowie höheren Kosten durch mehr Vorschriften liegen Preisreduktionen schlichtweg nicht drin.

Welche Ideen und Konzepte sind nun für Hotels erfolgversprechend?

Wir setzen weiterhin auf eine hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Und dies unabhängig der Sterne oder der geografischen Lage. Es ist aber auch wichtig, dass das gesamte Erlebnis angeboten werden kann. Bergbahnen, Museen, Sportangebote, usw. Im Sommer sind vor allem die Outdoor-Aktivitäten sehr wichtig.

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