Italien: Giorgia Meloni geht hart gegen LGBTQI-Mütter vor

Aktualisiert

ItalienPremierministerin Meloni lässt LGBTQI-Mütter von Geburtsurkunden streichen

Gleichgeschlechtliche Paare dürfen in Italien nicht mehr beide auf der Geburtsurkunde ihres gemeinsamen Kindes stehen. Auch Michela und Viola sind vom neuen Gesetz betroffen. 

Steht für ein traditionelles Familienbild aus Vater, Mutter und Kind: Italiens Premierministerin Giorgia Meloni. Sie lässt nicht-biologische LGBTQI-Eltern aus den Geburtsurkunden streichen.
Einer, der sich widersetzt: Paduas Bürgermeister Sergio Giordani. 
Bei der diesjährigen Pride in der sizilianischen Stadt Palermo demonstriert die LGBTQI-Community gegen die Regierung: «Liebe Politiker, eure Ideologien sind nicht die unseren. Nutzt das Gesetz lieber, um etwas Gutes zu tun», heisst es auf dem Plakat. 
1 / 4

Steht für ein traditionelles Familienbild aus Vater, Mutter und Kind: Italiens Premierministerin Giorgia Meloni. Sie lässt nicht-biologische LGBTQI-Eltern aus den Geburtsurkunden streichen.

REUTERS

Darum gehts 

  • Italiens Premierministerin fährt eine harte Linie gegenüber LGBTQI-Eltern.

  • Sie lässt den nicht-biologischen Elternteil aus der Geburtsurkunde streichen. 

  • Für die betroffenen Personen hat das harte rechtliche Konsequenzen. 

«Nachdem ich den Brief geöffnet habe, musste ich zehn Tage lang weinen. Es war, als würde ich nicht existieren», berichtet Michela Leidi (38) aus Bergamo gegenüber der «DailyMail». Sie ist eine der Personen, die von der neuen restriktiven Gesetzgebung gegen die LGBTQI betroffen ist, und eine der ersten, bei denen die neue Regelung knallhart zur Anwendung kommt. 

Die 38-jährige Frau ist eine der zwei Mütter von Giulia (1) – allerdings nicht die leibliche. Ihre Frau Viola (35) steht nun allein auf der Geburtsurkunde der gemeinsamen Tochter, und das es sich dabei nicht nur um eine belanglose Formalität handelt, wird schnell klar: Nur Viola hat per Gesetz das Erziehungsrecht, und falls ihr etwas zustossen sollte oder sie nicht mehr in der Lage wäre, sich um Giulia zu kümmern, hätte Michela keinerlei Rechte auf das Sorgerecht. 

Paduas Bürgermeister Giordani trotzt dem Gesetz

Bisher gab es in Italien keine offizielle Regelung, wie mit der Elternschaft gleichgeschlechtlicher Paare umzugehen ist. Es wurden einfach beide Partner in die Geburtsurkunde eingetragen – und niemand hatte ein Problem damit. «Wir haben nie einen gesellschaftlichen Druck verspürt, viel mehr haben alle um uns herum, unsere Familien, Freunde, Kollegen, unsere sexuelle Orientierung komplett akzeptiert», berichtet Michela. Die Regierung um Premier Giorga Meloni sieht das anders und bezeichnet den Vorgang als «illegal». 

Aber damit ist jetzt Schluss – das Innenministerium hat die Rathäuser angewiesen, die nicht-biologischen Mütter aus den Geburtsurkunden zu streichen; in Mailand, Florenz und Fiumicino (Rom) wird diese Anweisung schon in die Tat umgesetzt. Aber nicht von allen: Paduas Bürgermeister Sergio Giordani unterschreibt weiterhin Geburtsurkunden gleichgeschlechtlicher Paare: «Ich habe mich dazu entschlossen weiterzumachen, weil jeder Bürgermeister vor allem eine Aufgabe hat: den Schutz von Personen, also auch von Kindern und deren Rechten, zu gewährleisten. Die Eltern aus der Geburtsurkunde zu streichen, bedeutet, sie schon am Anfang ihres Lebens schwerer Diskriminierung auszusetzen», sagte er gegenüber der italienischen Zeitung «La Repubblica». 

Auswandern als letzte Option? 

Für manche LGBTQI-Paare ist die neue Regelung so untragbar, dass sie sogar planen, Italien den Rücken zu kehren. Zwei der Familien, mit denen die «DailyMail» sprach, wollen nach Irland oder Spanien auswandern, die anderen leben dagegen in ständiger Angst davor, bald den gleichen Brief wie Michela in der Post zu haben.

Trotz der relativ grossen Toleranz gegenüber LGBTQI-Personen in Italien sind Giorgia Melonis Umfragewerte stabil. Ob bald noch weitere «Massnahmen» gegenüber der Community erfolgen, muss abgewartet werden. 

LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?

Hier findest du Hilfe:

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Du-bist-du.ch, Beratung und Information

InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen

Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen

Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt